Projektwoche an der St.-Nikolaus-Schule
Manegenluft schweißt zusammen
Sassenberg.
Die St.-Nikolaus-Schule ist im Zirkusfieber. Das macht nicht nur Spaß, sondern ist für die Grundschulkinder auch ganz nebenbei lehrreich.
Mit traumwandlerischer Sicherheit läuft Sofie über das Seil, das in der Manage in etwa einem Meter Höhe gespannt ist. Die Aufgabe hat sie sich selber ausgesucht, hatte die Drittklässlerin vorher auf dem Pausenhof erzählt, genauso wie Thea, die sich im Luftring in die Höhe ziehen lassen wird, oder David aus der Vierten, der als Clown auf die Bühne gehen darf.
Eine Woche lang bestimmt das ersehnte Zirkusprojekt das Schulleben an der Nikolausschule. Weil es eigentlich erst nach den Osterferien geplant war, geriet die Vorbereitung etwas sportlich, doch jetzt sind vor allem die Kinder glücklich. Zwei Stunden am Tag trainieren sie in altersübergreifenden Gruppen den Auftritt in der Manage, zwei Stunden lang wird Mathe, Deutsch und Malen geübt. Dafür gibt es eigens eine „Zirkusmappe“ mit Aufgaben, denn auch im Unterricht quillt das Thema Zirkus aus jeder Minute.
„Das Schönste ist zu sehen, wie sich die Kinder entwickeln, wie sie am Montag erst schüchtern in die Manege kommen und dann über sich hinauswachsen“, sagt Anthony Casselly, der eigentlich mit Nachnamen Laubinger heißt. Er und seine Frau Daniela betreiben den Projekt-Circus Casselly seit 17 Jahren. Die beiden Mittdreißiger, in achter Generation Artisten, haben das Projekt schon von den Eltern übernommen. Die Trainer Gina, Melina und Francesco stammen ebenfalls aus dem Familienclan. Der ältere Sohn des Paares, Miguel, hilft bei den Aufführungen, doch während sich die Sassenberger Kinder im Zirkuszelt mit viel Vergnügen ihren Herausforderungen stellen, muss der Elfjährige im Wohnwagen bleiben und im Online-Unterricht der Zirkusschule pauken.
Anthony Casselly
Doch, eine pädagogische Ausbildung hätten sie auch, sagt Anthony. „Aber die beste Schule ist unser Leben“, zeigt er sich überzeugt. Disziplin und Ordnung seien in der Manege genauso wichtig wie Teamgeist und dass man sich aufeinander verlassen kann. „Wir nehmen die Kinder so, wie sie sind“, sagt er, „da ist es vielleicht ganz gut, dass wir sie nicht aus der Schule kennen“.
Die Methode kommt bei den Kindern an. Auch bei den Zauberlehrlingen. „Der Trainer ist richtig witzig“ sind die sich einig, auch wenn Francesco nicht mit knappen Kommandos spart. Disziplin ist beim Zaubern wichtig, trotzdem gibt es auch genug zu lachen. „Und was ist unser Ziel?“, fragt Francesco gutgelaunt. „Eine gute Show hinbekommen“, schreien Lutz, Mats, Eric und die anderen im Team hochmotiviert als Antwort.
Drei Tage Training näherten sich am Mittwoch dem Ende, es folgen am Donnerstag die Generalproben vor Kindern aus Kitas und der Johannesschule und dann um 17 Uhr die Galavorstellung der ersten Gruppe. Freitag stehen dann um 15 und um 18 Uhr weitere Vorstellungen auf dem Programm. Auch schulfremde Zirkusfans sind herzlich eingeladen, Eintritt muss jedoch gezahlt werden - so ist das im Zirkus.
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