1. www.wn.de
  2. >
  3. Münsterland
  4. >
  5. Sassenberg
  6. >
  7. Midnightsport bietet sicheren Hafen an

  8. >

Offenes Angebot seit mehr als einem Jahrzehnt

Midnightsport bietet sicheren Hafen an

Füchtorf/Sassenberg.

Sport ist gesund, macht Spaß und ist ein gutes Mittel zur Integration. Mit solchen Aussagen werben Sportvereine um Mitglieder und Unterstützung. Das ist sicher nicht falsch. Doch manchmal ist der Verein (noch) keine Lösung.  Dann gibt es Midnightsport.

Von Ulrike von Brevern

Gongo Doumbouya und Visar Hasani kicken sich noch ein paar Bälle zu. Foto: Ulrike von Bervern

Visar Hasani und Gongo Doumbouya  kicken sich in der Füchtorfer Sporthalle noch locker ein paar Bälle zu, ehe es auch für sie in die Kabine geht. Die beiden jungen Männer sind Stammgäste beim Midnightsport, den die Stadt in Verbindung mit dem Jugendamt des Kreises schon seit über zehn Jahren immer freitagabends anbietet. Zielgruppe sind Jugendliche ab 14 Jahren bis weit in die zwanziger. „Es ist toll, sich hier abends nochmal auszupowern“, sagt Visar Hasani und wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Wenn ich Zeit habe, komme ich immer gerne zu Fußballspielen“, ergänzt Gongo Doumbouya, während er den Ball mit dem Fuß ganz spielerisch tanzen lässt. Zeit, das ist bei ihm leider gerade ein Problem. Er steckt mitten in der Abschlussprüfung seiner Lehre. 

Die Erzieherin Lidia Dick ist Hauptverantwortliche für das Angebot.  Foto: Ulrike von Brevern

Aber der Sport ist beim Midnightsport nur die eine Seite der Medaille. „Wir sind keine Trainer,“ betont Lidia Dick, Hauptverantwortliche für das Projekt, das auch von Maren Vechtel und Peter Kehler betreut wird. Mindestens eine ausgebildete Pädagogin ist immer im Team und natürlich jemand mit Übungsleiterschein. 

„Anfangs wollten wir die Kinder von der Straße holen“, sagt Lidia Dick. „Wir wollten ihnen einen Ort bieten, wo sie sich sicher fühlen können und wo sie Spaß haben, einen sicheren Hafen.“ Ziel sei es durchaus auch, die Jugendlichen irgendwann in die Vereine zu bekommen.

Familiäre Atmosphäre

Wie gut der Midnightsport angenommen wird, wechselt stark. Es können schon mal zwanzig junge Leute sein, die sich den Ball zudribbeln oder kicken, sagt Lidia Dick. Gelegentlich steht sie auch umsonst in der Halle und niemand kommt. Dabei gibt es immer wieder einen hohen Anteil an Stammgästen, die etwas Familiäres in das Angebot einfließen lassen „Es ist schon etwas ganz Besonderes“, schwärmt die Erzieherin, „da bringt die Tochter mal den Papa mit oder der große Bruder den kleinen. Hier spielen alle Altersgruppen gemeinsam.“ Viele, die das Angebot wahrnehmen, haben einen Migrationshintergrund, beobachtet sie, und meist sind es Jungs. 

„Die Jugendlichen sollen lernen, sich zu akzeptieren und wertzuschätzen“, nennt Helmut Helfers, Sozialamtsleiter der Stadt als wichtiges Ziel. Rund 5000 Euro im Jahr lässt sich die Stadt das Angebot kosten. Allerdings trägt den Löwenanteil der Gesamtkosten der Kreis mit 70 Prozent. Nur in Beelen gibt es ein ähnliches Angebot.

Erzieherin Maren Vechtel springt derzeit für Lidia Dick ein. Peter Kehler gehört schon seit vielen Jahren zum Betreuerteam. Foto: Ulrike von Brevern

Im Anschluss an die Coronazwangspause sei der Midnightsport sehr gut wieder angenommen worden, berichtet Helfers weiter. Allerdings leide er seit Anfang des Jahres unter dem gleichen Problem, wie das übrige Sportangebot. Da die kleine Herxfeldhalle noch mindestens bis zum Sommer geschlossen ist, hat sich der Midnightsport vorübergehend aus Sassenberg zurückgezogen und bietet nun die doppelte Hallenzeit in Füchtorf an - theoretisch von 20 bis 24 Uhr. Wegen der äußerst knappen Kapazität in Sassenberg habe man keinen Unmut bei anderen Nutzern erregen wollen, falls die Zeit dann doch mal nicht genutzt werde, sagt Lidia Dick.

Problem Hallenzeit

Aber für die Zielgruppe ist es wegen der Wege auch nicht ideal.  So bilden die meisten der Nutzer Fahrgemeinschaften, weiß die Erzieherin. Aus Füchtorf selber sei die Nachfrage nicht sehr groß. Aber selbst aus Warendorf kommen gelegentlich Interessenten. „Midnightsports ist ein Selbstläufer“, freut sie sich. „Die Kids organisieren sich selbst über WhatsApp-Gruppen, da wissen sie schon wer fährt und wer nicht.“

Besonders glücklich ist sie mit der Atmosphäre, die freitagsabends in der Sporthalle herrscht. Trotz der zum Teil großen Altersunterschiede sei das Spiel fair, es werde im besten Sinne zusammengespielt und wenn neue Interessenten vorbeikämen, würden sie immer gut aufgenommen. „Wir überlegen immer wieder neu, wie wir die Zeit gemeinsam verbringen wollen“, erzählt sie. Meist werde Fußball oder Basketball gespielt, aber es sei auch schon mal nach Handball gefragt worden. „Da musste ich dann selbst erstmal googeln“, sagt sie und lacht.

Startseite