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Nebengebäude der Poggenburg wird unter Schutz gestellt

Sassenberg bekommt ein neues unfreiwilliges Denkmal

Sassenberg

Das schmucke Fachwerkhaus der Familie Frense gehört zum ältesten erhaltenen Baubestand Sassenbergs. Seit Donnerstagabend kann sich Heinz Frense daher die Denkmal-Plakette an die Haustür heften. Das war zu erwarten, aber begeistert ist er nicht.

Von Ulrike von Brevern

Das Haus von Familie Frense am Poggenbrook gehört laut Gutachten zum ältesten erhaltenen profanen Baubestand Sassenbergs. Foto: Ulrike von Brevern

Seit 2016 liegt ein Gutachten der Abteilung Baudenkmalpflege des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe (LWL) vor, das das Fachwerkhaus ohne die Ausbauten des 20. Jahrhunderts als denkmalwert erachtet. Es sei bedeutend für die Menschen im Raum Sassenberg, für die Geschichte der Arbeits- und Produktionsverhältnisse und schließlich lägen auch siedlungsgeschichtliche Gründe vor. Das Haus ist das letzte Zeugnis der Gutsanlage Poggenburg.

Die Poggenburg, die wohl irgendwann im 17. Jahrhundert entstand, ist schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts verschwunden. Sie brannte 1820 ab, schreibt Christoph Fennenkötter in seiner Ortsgeschichte. Die „Burg“, die wohl eher ein Gutshaus war, sei ein Burgmannsitz gewesen, der zur Ausstattung der landesherrlichen Burg Sassenberg gehört und ausgelagert worden sei, heißt es im LWL-Gutachten. Sie war von einer Gräfte umgeben und stand vis a vis von Frenses Haus, zum Teil da, wo heute Autos und Lastwagen die Auffahrt zur Bundesstraße nehmen. Nachgewiesen ist, dass Landrentmeister  Johann Bernhard Tondorf, einer der oberen Verwaltungsbeamten des Fürstbischofs, hier in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wohnte. Nach seiner Familie ist die Tondorfstraße benannt.

Mehrfach umgebaut

Frenses Haus ist in seiner Geschichte mehrfach umgebaut worden, war erst Scheune, später Mietshaus. Aber es ist gut erhalten. Das tragende Gerüst des Fachwerks geht auf die Zeit um 1600 zurück. Die Gutachter konnten feststellen, dass das Haus ursprünglich mal ein Satteldach hatte und auch zwei Torbogen sind nachweisbar. „Wir haben das beim Umbau innen weitgehend so gelassen, wie es war, wir finden das ja selber schön“, sagt Frense. Seiner Familie gehöre das Haus seit den 80er Jahren. Für seine Eltern und sich habe er es in zwei Wohnungen unterteilt, ein wenig an und das Dach ausgebaut. Die Gutachter des LWL hätten ihm damals bei ihrem Besuch gesagt, es sei vermutlich zu viel verändert worden, um ein Denkmal zu werden, erzählt er.  Aber so war es nicht.

Heinz Frense ist von den Einschränkungen, die er durch den Denkmalschutz sieht, wenig begeistert.  Foto: Ulrike von Brevern

Infrastrukturausschuss muss zustimmen

Der Infrastrukturausschuss hatte am Donnerstag die Aufgabe, der Eintragung in die Denkmalliste der Stadt Sassenberg als unterer Denkmalbehörde zuzustimmen. Der Denkmalschutz geschah „von Amts wegen“, weil Frenses nicht zustimmten. Nicht allen Ausschussmitgliedern schmeckte die Aufgabe. „Wir sehen doch, was passiert, wenn der Eigentümer die Unterschutzstellung nicht will“, sagte Erich Lentz (Die Grünen) mit Hinweis auf das verfallende Haus Sökeland schräg gegenüber des Rathauses. Mit sechs Ja-Stimmen und acht Enthaltungen ging der Antrag dennoch durch. Er wäre sonst auch nur zur Wiedervorlage gekommen, hatte Bürgermeister Josef Uphoff klargemacht. Die Stadt sei verpflichtet.

Das bestätigt auch Markus Fischer, zuständiger Pressereferent der LWL-Denkmalpflege in Münster im Grundsatz. Allerdings sieht er die Unterschutzstellung auch gar nicht so düster. Schließlich könnten Eigentümer jederzeit die kostenfreie Beratung der Denkmalpfleger in Anspruch nehmen und es gebe auch steuerliche Vorteile.

Pflegen nach eigenen Vorstellungen

Heinz Frense findet dennoch: „Das ist alles Mist!“ Er wolle das Haus ja pflegen und erhalten, aber eben nach eigenen Vorstellungen. Und er fühlt sich ausgebremst, etwa beim Bau einer größeren PV-Anlage.

Die allerdings sei zum Beispiel durchaus möglich, sagt Fischer. Alles andere sei ein weitverbreitetes Vorurteil. „Es ist wichtig, dass man sich gemeinsam auf die Suche macht, nach guten Lösungen“, sagt er und zieht gleichzeitig Parallelen zum Naturschutz: „Da können Sie auch nicht einfach sagen, das gefällt mir nicht.“

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