Summerwinds: Doppelkonzert auf Haus Harkotten
So geht westfälische Lässigkeit
Füchtorf
Mit gleich zwei simultan ausgetragenen Konzerten wagten die Organisatoren des „Summerwinds“- Holzbläserfestivals am sonnigen Samstagabend eine außergewöhnliche Konzeptidee auf Schloss Harkotten. Und die ging vollends auf:
Pünktlich um 20 Uhr hießen Freiherr Ferdinand von Korff das Querflötenduo „Contra P“ mit Ulrich Roloff (Flöte) und Hiko Iizuka (Bassflöte) in der Kapelle des Schlosses herzlich willkommen, während zeitgleich Gattin Myriam im Wappensaal das Klarinettentrio Schmuck mit Sayaka Schmuck (Klarinette), Yumi Schmuck (Klarinette, Bassklarinette), sowie Til Renner (Bassetthorn, Klarinette) begrüßte. In der Pause hatten die Besucher dann die Möglichkeit, den Konzertort zu wechseln. Die gesamte Veranstaltung war restlos ausverkauft. Die Besucher kamen teils von sehr weit angereist.
Mehrere Besucher boten dem Freiherrn ihre Plätze an, als der – nach kurzem Willkommensgruß aus dem Eingangsbereich – nach einer Sitzgelegenheit Ausschau hielt. Doch er dankte höflich und nahm auf der Treppe zur Orgelempore Platz, während sein Hund selbiges im Mittelgang der kleinen Kapelle tat. So geht westfälische Lässigkeit!
Ulrich Roloff erläuterte das Programmkonzept: „Bachs zweistimmiger Inventionen-Zyklus ist zu einer Zeit entstanden, als die `wohltemperierte Stimmung´ noch nicht vollends etabliert war.“ Manche Tonarten waren aus diesem Grunde noch ungebräuchlich, so dass Bach sie deshalb weggelassen habe. „Anstatt 24 Inventionen in 24 verschiedenen Dur und Molltonarten Tonarten schuf er lediglich 15 zweistimmige Inventionen, in jeweils verschiedenen Tonarten. Diese habe ich für unser Flötenduo umgeschrieben, und mit neun eigenen zweistimmigen Inventionen in den übrigen Tonarten im Sinne des vollständigen Quintenzirkels ergänzt“, so der Künstler zu Beginn.
Und so durchmaßen die beiden Flötisten in guten 45 Minuten die insgesamt 24 Miniaturen, die wohl ein jeder Klavierschüler kennt. Meistens marcato, jedoch nicht unbedingt stets mit klarem Ton musizierte Iizuka auf der riesigen Bassflöte, und musste mehrfach das Kopfstück säubern. Die Flöten klangen in der voll besetzten Kapelle insgesamt recht trocken, was jedoch kaum den Musikern anzulasten ist. Rohloffs eigene Kompositionen waren perfekte Stilkopien.
Irmgard Grieshop-Sander und ihr Gatte Wilhelm Sander hatten in der ersten Konzerthälfte im Wappensaal das Klarinettentrio Schmuck gehört, welches etwas früher seinen Part beendet hatte. Das Münsteraner Ehepaar plauderte mit den übrigen „Schmuck-Trio Gästen“ vor der Kapelle, als von dort nach einer „Contra P“-Zugabe das Publikum hinzu stieß. Frage: „Wie hat es denn Ihnen da drüben bisher gefallen?“Antwort: „Wir sind begeistert“, freute sich Irmgard Schmuck. „Die Tangomusik von Astor Piazolla kannte ich bisher noch gar nicht.“ Vorab also schon einmal gut informiert ging es dann hinüber ins zweite Konzert.
Im Wappensaal von Haus Harkotten unterhielt das Klarinettentrio Schmuck mit einer leichten Mischung aus klassischer Harmoniemusik, sowie Jazz- und Ragtime Standards. Informativ und charmant moderierte Sayaka Schmuck und verriet am Rande allerlei Hintergründiges zur Musik, zum Instrument Klarinette und zu ihren eigenen Aktivitäten. „Ich habe mich schlau gemacht: Im Münsterland soll es 1,7 Fahrräder pro Einwohner geben. Wie praktisch ist es da, dass wir eine musikalische Bach-Fahrradtour, beginnend vom Geburtsort Eisenach, über zahlreiche seiner Wirkungsstätten bis zu seinem Sterbeort Leipzig konzipiert haben“ . . . Was für ein herrlicher Sommerabend! Begeisterte restlos: das Klarinettentrio Schmuck mit Sayaka Schmuck, Klarinette (re.) Klarinette, Yumi Schmuck, Klarinette, Bassklarinette, (mi.) und Til Renner, Bassetthorn, Klarinette (li.)
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