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Theaterstück des Berliner Ensemble Radiks

Gegen Rassismus – für Respekt und Vertrauen

Sassenberg

140 Schüler und Schülerinnen der Sekundarschule hatten am Freitagmorgen in der Herxfeldhalle zu einer ganz besonderen Doppelstunde Platz genommen. Das Berliner Ensemble Radiks führte ein bewegendes Theaterstück auf, das unter die Haut ging.

Von Marion Bulla

Joscha ist frustriert, weil er ob falscher Anschuldigungen als Rassist beschimpft wird. Foto: Marion Bulla

Im Wesentlichen ging es bei dem gut einstündigen Theaterstück „Wir waren mal Freunde (Blick zurück nach vorn)“ um Fremdenhass, Gewalt, aber auch um Freundschaft und Ehre. Die Jahrgänge der sechsten und siebten Klassen erlebten ein kongeniales Schauspielerduo, das seine Zuhörerschaft von der ersten Minute in den Bann zog.

Joscha ist 16 Jahre alt und ziemlich frustriert. Sein Vater hat die Familie verlassen, sie haben kein Geld. Schon gar nicht für teure Klamotten oder gar Computerspiele. Joschas Leidenschaft ist das Fußballspiel. Da ist er richtig gut. Die Traurigkeit, die an ihm hängt, ist sofort in dem Moment zu spüren, als er die improvisierte Bühne betritt. Mit hängenden Schultern erzählt er dem jungen Publikum seine Geschichte. Sein Leben ist richtig aus dem Ruder gelaufen. Er wird nämlich verdächtigt, bei einer Brandstiftung beteiligt gewesen zu sein.

Joscha

Nicht irgendein Haus soll er angesteckt haben, sondern eines, in welches Asylanten einziehen sollten. „Ich bin doch kein Nazi“, betont der Teenager immer wieder. Ja, er war vor Ort, hat sogar einem Obdachlosen das Leben gerettet und wird zu Anfang dafür als Held gefeiert.

Rund 140 Sekundarschülerinnen und Schüler verfolgten in der Herxfeldhalle gebannt das Stück „Wir waren mal Freunde“.  Foto: Marion Bulla

Lebensentwürfe junger Menschen im Spiegel

Joscha schweigt zu den Vorwürfen, da er glaubt, dass seine Schwester Marion zusammen mit anderen Asylgegnern für den Brandanschlag verantwortlich ist. Sie hat einen regelrechten Hass auf Ausländer. „Die bekommen alles und mich heißt niemand willkommen“, ätzt sie. Darum habe sie die Wände mit Parolen beschmieren wollen, erklärte ihm die Schwester. Joscha aber wird nun an seiner Schule von vielen Mitschülern gemieden und ausgegrenzt, er erhält aber auch Zuspruch für seine vermeintliche Tat.

An Joschas Schule findet eine Projektwoche zum Thema „Deine Zukunft“ statt. Hier trifft er auf Melek, eine gläubige muslimische Mitschülerin, die er seit der Grundschule kennt. Mit ihr soll er ein Projektteam bilden. „Die hätte ich mir nicht ausgesucht“, verrät er den Zuschauern. Sticheleien und Abneigung bestimmen die ersten Tage ihrer gemeinsamen Teamarbeit, aber auch der Wunsch nach Vertrauen und gegenseitiger Anerkennung. Das Ende gefiel den Sekundarschülern offensichtlich besonders gut. Da wurde gerappt und dafür gabs jede Menge Zwischenapplaus.

 Die Stimmung eskaliert: Joscha bedroht seine muslimische Mitschülerin Melek.   Foto: Marion Bulla

Das Thema ist nachhaltig. Es machte die Kinder nachdenklich, denn hier werden Alltagssituationen in Schulen dargestellt, die vielleicht der ein oder andere selbst schon erlebt hat. Wie Mobbing, weil die Kleidung nicht dementsprechend ist, der Vater nicht den richtigen Beruf hat, oder man das „falsche“ Geschlecht liebt.

Mit Blick auf Fremdenfeindlichkeit und Rassismus

Es ging um soziale Kompetenz und darum, ein respektvolles Miteinander zu fördern und stärken - unabhängig von sozialer und kultureller Herkunft. Das Theaterstück thematisierte in sensibler und jugendgerechter Weise die Bedeutung von Respekt, sozialen Werten und Achtung füreinander, insbesondere im Schulalltag.

Nach der Aufführung gab es noch Gelegenheit, Fragen aufzuarbeiten wie „Was sind Vorurteile und wie entstehen sie? Was bedeutet Respekt und Toleranz im Alltag oder in der Schule? Wann beginnt Gewalt und wie begegnet man ihr? Wer hat „Schuld“? Wie stellst Du Dir Dein Leben nach der Schule vor? Gibt es Träume, Wünsche oder konkrete Ziele und Pläne?

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