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Renovierungsarbeiten auf Schloss Harkotten

Wertvolle Wandmalereien entdeckt

Füchtorf

Die Überraschung war groß. Unter drei Schichten Raufasertapete tauchte plötzlich alte Wandmalerei auf. Die Arbeiter, die derzeit Renovierungsarbeiten auf Schloss Harkotten durchführen, gingen sehr vorsichtig zu Werke und informierten Myriam Freifrau von Korff. „In drei offensichtlich ehemals repräsentativen Räumen wurden einzigartige Wandmalereien freigelegt“, staunte Freifrau von Korff. Um diese richtig einordnen zu können, bat sie die Restauratorin Yvonne Löbbecke um Hilfe.

Ulrich Lieber

„Es sind Secco-Malereien in Leimfarbentechnik, die fest im Untergrund verhaftet und dadurch stabil sind“, stellte die Expertin fest. Sie stammen aus der Bauzeit des Hauses zu Beginn des 19. Jahrhunderts und sind fragmentarisch aussagekräftig erhalten. „Es handelt sich um eine bedeutsame Illusionsmalerei aus der Zeit des Klassizismus um 1810“, schwärmt die Restauratorin. Die Motive Papageien und Rosenranken stammten aber eindeutig aus dem Rokoko. „Wir wollen diese künstlerisch wertvollen Malereien natürlich erhalten“, versichert Myriam Freifrau von Korff.

Viele der Malereien sind nicht mehr zu retten, aber einige Fragmente sind noch sehr gut zu erkennen und werden nun von Yvonne Löbbecke gereinigt und freigelegt. Sie wird die Malereien aber nicht restaurieren oder ergänzen, sondern nur konservieren. Doch das ist alles natürlich mit hohen Kosten verbunden, darum hofft Freifrau von Korff auf finanzielle Unterstützung durch Fördergelder. Die Stiftung für Denkmalschutz will sich die Malereien ansehen, und auch die Stadt sei sehr interessiert. „Es gibt ein großes Interesse seitens der Behörden“, freut sich die Schlossherrin.

Aber Restauratorin Yvonne Löbbecke dämpft gleich zu große Hoffnungen. „Zehn bis 15 Prozent sind zu erwarten, mehr nicht.“ Darum ließen es viele aus Angst vor den Kosten nicht machen. „Für uns als Restauratoren ist es wichtig, so etwas zu dokumentieren“, erklärt sie. Danach könne man die Malerei mit einer Fließtapete überkleben und damit konservieren.

Doch soweit denkt Myriam von Korff nicht. Im Gegenteil, sie hat sich im Internet auf die Suche gemacht und festgestellt, dass der Architekt Adolf von Vagedes auch in Krefeld das Haus Sollbrüggen gebaut hat. Dort seien ähnliche Malereien gefunden und aufwändig restauriert worden. Mit dem Restaurator Dr. Ulrich Eltgen hat sie gesprochen, und der war so angetan, dass er sich die Malereien auf Schloss Harkotten ansehen will.

Schneller als gedacht hat Myriam Freifrau von Korff nun den Maler ermitteln können, denn das Archiv aus Münster hat zu ihrer großen Freude auf ihre Anfrage hin am Freitagnachmittag eine Mail geschickt. Inhalt: „Aus der Akte 6 geht klar hervor, dass alle Außen- und Innenanstriche (und teilweise auch die Tapeten) durch den Rietberger Hofmaler Philipp Bartscher zwischen Mai 1816 und Februar 1817 ausgeführt worden sind.“ Philipp Bartscher gilt als ein herausragender Repräsentant für eine regional-westfälische Kunst und ihr anspruchsvolles Kunsthandwerk. Bartscher malte vorwiegend repräsentative Räume vornehmer Bürger und Adeliger aus. Landschaften und Dekorationen im frühklassizistischen Stil trug er direkt auf Wände oder auf Tapeten auf.

„Mittlerweile überlege ich, dass ich doch keine Gästezimmer daraus mache, das wird mir zu wertvoll. Ich denke darüber nach, in Richtung Museum zu gehen und Führungen für die Öffentlichkeit anzubieten“, sagt Myriam Freifrau von Korff.

Dabei könnte sie dann auch den ebenfalls neu entdeckten historischen Holzboden präsentieren, der sich unter mehreren Schichten Linoleum und einer Braunkohlenschlacke befand. „Wir hatten gehofft, dass wir etwas darunter finden“, war die Entdeckung der Eichendielen nicht ganz so überraschend.

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