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Elfriede Katerbaum wird heute 100 Jahre alt

Zum 39. Geburtstag kommt die große Hamburger Flut

Sassenberg

Den weichen Ton der Altmark hat Elfriede Katerbaum nicht verloren. Vor auf den Tag genau 100 Jahren in Celle geboren, ist der Ort Bismark nahe der Kreisstadt Stendal in der Altmark noch immer das, wovon sie als „zuhause“ spricht. Den größten Teil ihres Lebens hat sie allerdings anderswo verbracht.

Von Ulrike von Brevern

Elfriede Katerbaum feiert am Altweiberdonnerstag 2023 ihren 100. Geburtstag Foto: Ulrike von Brevern

„Bismark ohne ck!“, das betont Elfriede Katerbaum ausdrücklich. Schließlich leitet sich der Name nicht vom ehemaligen Reichskanzler, sondern vom Flüsschen Biese ab. Ein Bildband auf dem Wohnzimmertisch zeigt das kleine sachsen-anhaltinischen Städtchen gestern und heute. Fachwerkhäuser und preußische Prachtbauten bestimmten das Bild hier aufwuchs. Aber es gab auch Industrie, eine Konservenfabrik etwa und eine Kartoffelflockenfabrik. „Es war städtisch, muss ich betonten“, erinnert sich die gelernte Apothekenhelferin stolz.

Elfriede Katerbaum

Ihren Mann hat sie während der Ausbildung in der Schule kennengelernt, geheiratet wurde kurz vor Kriegsende. Das erlebte Elfriede Katerbaum in Bismark. Doch die Jahre in der Altmark waren gezählt. „Uns gefiel es politisch immer weniger“, sagt die Seniorin. Ihr Mann fand als gelernter Kaufmann in Hamburg eine Beschäftigung. „1950 bin ich mit zwei Kindern über die grüne Grenze gegangen.“

Elfriede Katerbaum (2. von links) mit ihren Jugendfreundinnen in Bismark. Foto: Ulrike von Brevern

Die Trennung sei ihr schwergefallen, die Verbindung zu ihren Jugendfreundinnen habe sie immer, auch während der DDR-Zeit gehalten. Auf sie warteten in Hamburg allerdings Abenteuer ganz anderer Art. Während ihr Mann mit seiner Beschäftigung im Lohnbüro einer Kammgarnspinnerei Verbindungen zu einer Branche knüpfte, die das Paar schließlich nach Sassenberg führte, arbeitet sie ganz in der Nähe des Zuhauses in Stadtteil Wilhelmsburg in einer Apotheke.

Kohle und Eingewecktes retten

Die Nacht ihres 39. Geburtstages wird Elfriede Katerbaum dabei wohl nie vergessen - Es war die Nacht der großen Flut, der schlimmsten Sturmflut in der Stadtgeschichte Hamburgs, bei der über 300 Menschen starben. „Wir hatten gefeiert und ich lag schon im Bett. Da habe ich eine Frau schreien gehört“, erzählt Elfriede Katerbaum. Als sie aus dem Fenster schaut, sieht sie die Katastrophe. „Wir wohnten an der Hauptstraße, ein ganzes Stück weg von der Elbe und den Kanälen, aber da lief die ganze schwarze Brühe schon die Straße runter.“

Schnell weckt sie den Ältesten, rettet Eingewecktes und Kohlen aus dem Keller. Mehrere Tage wird der Strom ausfallen, doch wenigstens die Wohnung im zweiten Stock bleibt trocken. Anders die Apotheke, in der sie die Stellung hält, weil die Eigentümer von den Wassermassen abgeschnitten sind. Kräuter und Tees aus den Schubladen unter dem Tresen schwammen hier im Wasser. „Aber es war wenigstens nur Wasser und kein Schlamm wie im Ahrtal“, sagt die Seniorin.

Immer der Wolle hinterher

Für die Kammgarnspinnerei, bei der ihr Mann arbeitete, und die tiefer gelegen war, bedeutete die Flut das Aus. Für Familie Katerbaum folgten Jahre im Bergischen Land und seit 1971 in Sassenberg, immer dem Geschäft mit der Wolle hinterher. Noch heute lebt Elfriede Katerbaum in einer der ehemaligen Werkswohnung der Gebrasa. 1979 haben sie und ihr Mann Willy das Reihenhaus gekauft. Altwerden, das habe ihr nie etwas ausgemacht, sagt sie. Erst langsam werde es schwieriger, zumal sie vor zehn Jahren aus freien Stücken den Führerschein abgegeben hat.

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