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Ausstellung im Sendenhorster Hofatelier K zeigt Porträts von Geflüchteten

In Gesichtern lesen wollen

Sendenhorst/Albersloh

Nichts fordert Ulrich Rölfing so sehr heraus wie Gesichter. So ist es wohl zu erklären, dass er bereits acht Porträtserien gemalt hat. Eine von ihnen – sie zeigt Menschen mit Fluchthintergrund – zeigt er nun im Hofatelier K.

Ulrich Rölfing (r.) stellt ab Sonntag im Hofatelier K von Jürgen Krass eine Bildserie zum Thema Flucht aus. Foto: Peter Schniederjürgen, privat

Im Hofatelier K auf dem Hof Watermann, Zur Angel 15, wird am Sonntag (12. Juni) um 15 Uhr die Ausstellung „Ein Neues Leben“ mit Arbeiten des Hamburger Künstlers Ulrich Rölfing eröffnet. Das teilt die Stadt Sendenhorst mit.

„Flucht und Vertreibung sind bestimmende Tragödien unserer Zeit. Waren es noch vor einigen Jahren hauptsächlich Menschen aus Syrien und Afghanistan, so sind es jetzt Ukrainerinnen und Ukrainer, die auch in Deutschland Zuflucht suchen“, äußert sich der Künstler zur Entstehung seiner Bilderserie. Vor vier Jahren habe er den Plan gefasst, eine Bildserie von Menschen mit Fluchthintergrund zu malen, einmal aus Neugierde und Freude an der spannenden Vielfalt von Gesichtern, aber auch aus Sympathie mit den in Deutschland Asyl beantragenden Menschen. „Ich wollte mit ihnen in Kontakt treten und ihnen dabei ehrlich und unvoreingenommen begegnen. Das geschieht bei mir als Maler vorzugsweise über und in dem Medium der Malerei“, erklärt Ulrich Rölfing.

Kooperation mit Otto-Pankok-Museum

Seit 2006 hat Rölfing inzwischen acht solcher Porträtserien gemalt, etwa von Altbauern aus seinem Heimatdorf Dingden, von Religionsrepräsentanten in Hamburg, von Wohnungslosen an verschiedenen Orten, von Ordensgeistlichen und von Menschen mit Demenz oder Behinderungen. Kaum etwas fordere ihn so heraus wie Gesichter. „Ich werde wohl niemals müde werden, in ihnen lesen zu wollen“, sagt er.

Auf der Suche nach einem Kooperationspartner für das Projekt stieß er auf das Otto-Pankok-Museum in Hünxe. „Ich kenne das Haus seit Kindheitstagen und schätze die Kunst von Otto Pankok sehr. Ich stieß bei den Verantwortlichen des Museums, zu denen damals auch Katrin Reuscher gehörte, auf offene Ohren. Schnell wurden wir uns dort einig, und ich konnte auf die Unterstützung und die Zusammenarbeit mit dem Museums zählen“, berichtet Rölfing.

Sein Wunsch war es, eine Reihe von Flüchtlingen zu porträtieren, die in einem gewissen Umkreis um das Pankok-Museum ihre neue Bleibe gefunden haben. Im Sommer 2018 konnte er sich im Museum einen Arbeitsplatz einrichten. „Es war mir wichtig, alle Porträts dort zu malen. Unter praktischen Gesichtspunkten machte das wenig Sinn. Aber ich wollte dem Projekt eine feste Mitte geben, einen inneren Bezugspunkt – und der heißt Otto Pankok. In seinem Werk spielte die Darstellung von Flucht und Unbehaustheit eine zentrale Rolle.“

Zwanglose Gespräche im Auto

Die Entscheidung für diesen Arbeitsplatz bedeutete viel Fahrerei. Ulrich Rölfing musste seine Modelle von ihren Wohnorten abholen und dahin zurückfahren. Aber schon bald wusste er diese Autofahrten zu schätzen, boten sie doch die Gelegenheit, zwanglos mit den Modellen ins Gespräch zu kommen. So erfuhr er beiläufig viel über den Menschen, der gleich vor seiner Staffelei sitzen würde, um gemalt zu werden.

„Aber das eigentliche Kennenlernen findet doch in der Porträtsituation selbst statt. Es ist eine wortlose, schweigende Situation, in der sich aber eine wirkliche Begegnung ereignet, indem ich mich wahrnehmend und gestaltend ganz auf einen anderen Menschen ausrichte und einlasse, den Anderen und mich selbst in der Beziehung zu ihm neu entdecke“, beschreibt Ulrich Rölfing die Situation. Die Auswahl der Modelle habe er dem Zufall überlassen. Geflüchtete von seinem Projekt zu überzeugen und zur Mitarbeit zu bewegen, sei allerdings schwieriger gewesen, als zunächst gedacht.

Die Ausstellung, die unterstützt wird vom Deutsch-Ausländischen Freundeskreis und der Sparkasse Münsterland Ost, ist bis zum 26. Juni geöffnet. Die weiteren Öffnungszeiten sind samstags und sonntags jeweils von 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung unter 0 25 26 / 853.

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