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Sendenhorst

Nicht schneller als 150...

Wolfram Opperbeck

Sendenhorst - Beginn den Tag mit einer Sache, die du gern tust. Erst dann widme dich den schwierigen Aufgaben“. Mit diesem weisen Spruch begrüßte Teamsprecher Rudolf Schomacher gestern Morgen die 50 Gäste beim Themenfrühstück der Kolpingfamilie im Alten Pastorat. Was dann an Informationen über die Mobilität im Alter kam, war sicher nicht immer leicht zu verkraften.

Für den einen oder anderen waren Informationen über den Straßenverkehr durchaus neu, so dass Werner Dufhues als Fazit des etwa eineinhalbstündigen Vortrags zog: „Ich glaube, es wäre ganz gut, wenn ich mal wieder ein paar Fahrstunden nehmen würde.“

Fahrlehrer Frank Fredeweß war eingeladen worden, um zum Thema „Mobil - ein Leben lang“ zu referieren. Und wie die Senioren feststellen mussten, hat sich seit ihrer Führerscheinprüfung doch so einiges geändert. Frank Fredeweß brachte 20 Jahre Erfahrung auf den verschiedenen Gebieten eines Fahrlehrers mit. Und zusammen mit Vater Alfons Fredeweß hatte er einen sehr informativen Vortrag vorbereitet.

Obwohl die Senioren nach aktuellen Untersuchungen heute mobiler als noch vor 30 Jahren seien, so Fredeweß, steige mit dem Alter das Unfallrisiko beim Autofahren. Das Kraftfahrtbundesamt und auch die Versicherungen teilten die Autofahrer in drei Gruppen ein: Die 18- bis 25 Jährigen, laut Statistik diejenigen, die drei Mal so viel Unfälle verursachen wie die übrigen Autofahrer und oft recht schlechte Fahrzeuge fahren. Dann die 25- bis 65-Jährigen als die Gruppe, die sich im normalen Rahmen bewege. Und schließlich die Gruppe 65 plus, die zwar oft ihr ganzes Leben lang Auto gefahren sei, aber trotz ihrer Erfahrung nicht verhindern könne, dass zum Beispiel die Beweglichkeit, die Sehkraft und das Reaktionsvermögen nachließen.

Um die Zahl der Unfälle zu verringern, werde der dritten Gruppe vorgeschlagen, bekannte Strecken zu wählen, Fahrten zu Hauptverkehrszeiten und während der Nacht zu meiden sowie bei extrem schlechten Sichtverhältnissen oder glatten Straßen ganz auf das Auto zu verzichten. Ferner auf der Autobahn nicht schneller als 150 Stundenkilometer zu fahren und ausreichende Pausen einzuplanen. Ein regelmäßiger Seh- und Hörtest sollte selbstverständlich sein, und auch ein Fahrsicherheitstraining speziell für Senioren auf dem Programm stehen.

Dann nannte Fredeweß einige technische Hilfen, die gerade ältere Fahrer in Anspruch nehmen sollten: So zum Beispiel ein Fahrzeug mit Automatik-Getriebe, ein Abstandswarngerät, einen Spurhalte-Assistenten, ein Kurvenlicht, einen Navigations-Assistenten sowie Rückfahrsensoren. Dadurch werde einiges erleichtert. Aber auch über ein Fahrzeug mit höherer Sitzposition oder drehbaren Sitzen für das Ein- und Aussteigen sollte der ältere Verkehrsteilnehmer nachdenken.

Um ein Leben lang mobil zu bleiben müsse eben jeder etwas dafür tun. So sich auch öfter mal wieder über geltende und vor allem über neue Verkehrsregeln zu informieren, empfahl Fredeweß. Denn es zeigte sich auch bei den Fragen, dass bei Verkehrssituationen wie Gegenverkehr beim Linksabbiegen oder Vorfahrtssituationen in fremden Gegenden sowie unterschiedliche Vorschriften im Kreisverkehr doch so manche Unsicherheiten zu Unfällen führen können.

Wenn man aber seine Kenntnisse öfter mal auffrische, dann könne man sich auch die Anregungen der EU in ihren neuen Führerscheinrichtlinien sparen, die den Mitgliedstaaten nahe lege, über regelmäßige Überprüfung der Fahrtauglichkeit der Autofahrer vom 50. Lebensjahr an nachzudenken, unterstützte Frank Fredeweß die Ansicht eines ADAC-Sprechers, der solche Vorschläge als einen „Affront für die fahrtüchtigen Senioren“ bezeichne. Vor allem auch deshalb, weil nach Angaben des statistischen Bundesamtes die Generation „65 Plus“ die Altersgruppe mit dem niedrigsten Unfallrisiko sei.

In einem Film über ältere Verkehrsteilnehmer zeigte der Fahrlehrer Fredeweß, dass die Unfallgefahren in Form von Stolperfallen zu Hause viel größer als auf der Straße seien.

Die Senioren erfuhren zudem, dass es neben den neuen Führerscheinen und Fahrzeugbriefen auch geänderte Verkehrszeichen und Vorschriften gibt. Wer etwa 0,5 Promille - „zwei Gläser Bier“ - getrunken habe und „Auffälligkeit“ beim Fahren zeige, müsse den Führerschein abgeben. Und eine „Auffälligkeit“ sei bereits, nicht angeschnallt zu sein.

Und wer meine, im Kreisverkehr immer Vorfahrt zu haben, irre. Denn wenn nicht anders beschildert, gelte auch dort rechts vor links. Und wer aus einem verkehrsberuhigten Bereich komme, sei immer wartepflichtig.

Zum Schluss zeigten Frank und Alfons Fredeweß dann noch einige Bilder von Verkehrssituationen in Sendenhorst und dem näheren Umfeld, was weitere Fragen der Senioren zur Folge hatte.

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