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Jürgen Beck auf Tour

Faszinierendes Nepal

Telgte

Jürgen Beck macht dort Urlaub, wo Otto Normalverbraucher nicht hinkommt. Kürzlich unternahm er eine Motorrad-Rundreise durch Nepal.

Stefan Flockert

Faszinierende Anblicke boten sich Tag für Tag. Überall im Hintergrund die Giganten des Himalaya.

Jürgen Beck reizt das Abenteuer, das Exotische. Er steuert Orte auf dieser Welt an, die Otto Normalverbraucher nicht mal so eben bereist. „Ich mag Länder, die noch relativ ursprünglich sind. Wo man nicht den McDonald’s um die Ecke findet“, erläutert der 58-jährige Telgter, der im Gewerbegebiet Kiebitzpohl ein Unternehmen führt, das auf Filtertechnik spezialisiert ist.

Nachdem Beck vor 13 Jahren im indischen Hochgebirge mit einen Jeep unterwegs war, hieß das Ziel in diesem Jahr Nepal. 16 Tage lang bereiste er mit dem Motorrad den Himalaya-Staat.

Mit dem Flieger ging es Ende Oktober gemeinsam mit einem Freund aus Süddeutschland von Frankfurt aus über Muscat, die Hauptstadt des Oman, nach Kathmandu. Nach rund 30 Stunden landeten die Beiden in der Zwei-Millionen-Einwohner-Metropole.

Seine 125-PS-BMW hatte der Telgter allerdings in der heimischen Garage lassen müssen. Stattdessen nahmen Beck und seine fünfköpfige Reisegruppe – plus Guide – auf einer 18 PS starken Maschine des indischen Herstellers Royal Enfield Platz. „Im Großen und Ganzen reicht das Motorrad. Die Straßen in Nepal sind unterirdisch“, berichtet Beck, der vor 20 Jahren aus Ludwigsburg an die Ems kam. Da könne man sowieso nicht schnell fahren.

In der nepalesischen Hauptstadt mussten Beck und seine Gefährten erst einmal mit dem dort herrschenden Verkehrschaos zurechtkommen. „Ich glaube, im ganzen Land gibt es nur drei Ampeln“, erzählt er lachend. Geprägt sei das Bild auf den Straßen von Mopeds und Lkw. „Was bei uns Autos sind, sind dort Zweiräder.“ Bis zu vier Personen dürften auf den Mopeds mitfahren, nur der Fahrer muss einen Helm tragen. „Manchmal sitzen auch sechs drauf. Auch mit kleinen Kindern.“

Ruhiger wurde es sofort, als die Reisegruppe die auf 2000 Meter über dem Meer gelegene Hauptstadt hinter sich gelassen hatte. Fünf Kilometer außerhalb habe man den Eindruck gehabt, als hätten alle Menschen drei Gänge zurückgeschaltet. 1200 Kilometer rollte die Gruppe in den folgenden Tagen durch eine gebirgige Landschaft mit üppiger Vegetation. Die Hochgebirgsregionen des Himalaya wurden allerdings ausgespart. „Unser Guide hat uns zu Hotels geführt, zu denen ein normaler Tourist nicht kommt“, freut sich Beck noch heute, ganz besondere Orte angesteuert zu haben.

Schnell kommt in Nepal niemand von A nach B. Dafür sind die Straßen viel zu schlecht. „Eine Kurve reiht sich an die andere. Wenn wir einen Schnitt von 20 bis 25 Stundenkilometern gefahren sind, dann war das schon viel“, berichtet Beck. Was wohl auch daran lag, dass 60 Prozent der Strecke auf Schotterpisten zurückgelegt werden mussten.

Was Jürgen Beck immer in Erinnerung bleiben wird, ist die Freundlichkeit und Zufriedenheit der Einheimischen. „Es sollten mehr Menschen dort hinfahren, damit sie sehen, wie glücklich die Leute mit ihrem Leben sind“, sagt Beck. Und das trotz eines Durchschnittsverdienstes von 2,50 Euro pro Tag. Die Nepalesen kämen mit wenig aus und seien trotzdem zufrieden. „Es gibt dort keinen Neid, kein Gejammer“, hat der Telgter festgestellt.

Fasziniert hat seine Begleiter und ihn, dass die Spuren des schweren Erdbebens vor eineinhalb Jahren größtenteils beseitigt sind. „Das haben sie wirklich gut hinbekommen“, so Beck.

Nicht vergessen wird er den Ausflug nach Lumbini, zur Geburtsstätte Buddhas. Dort finden sich verschiedene Tempelanlagen, die von Buddhisten aus aller Welt gespendet wurden – darunter auch ein deutscher Tempel.

Negativ aufgestoßen ist ihm die Müllproblematik. Vor 15 Jahren hätten die Nepalesen noch alles in natürlichen Behältnissen verstaut. Heute beherrschten auch dort Einwegverpackungen das Bild. Dafür gebe es aber kein Entsorgungssystem. Deshalb werde der Müll in Straßengräben oder in Flussläufen angekippt – oder einfach verbrannt. „Es riecht überall nach verbranntem Kunststoff“, ärgert sich Jürgen Beck über die dort gängige Verschmutzung der Umwelt, wobei er es als schlimm empfindet, dass die westliche Welt „einfach zuschaut“, wie die Luft verpestet und die Meere verschmutzt würden.

Schnellst­möglich müssten dort moderne Recyclingsysteme eingeführt werden. Der Export von Müllverbrennungsanlagen nach Asien sei dringend vonnöten. Auch im Bereich der Trinkwasserversorgung gebe es noch viel zu verbessern.

Eine Geschichte möchte Jürgen Beck zum Abschluss es Gesprächs doch zum Besten geben: Im Vorfeld seiner Reise hatte er eine in Telgte lebende nepalesische Familie gefragt, ob er etwas mitnehmen solle. Ihm wurden drei Pfannen übergeben, die er ordnungsgemäß beim Bruder des Familienvaters in Kathmandu ablieferte.

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