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Brief der Schulleiterinnen

„Hilferuf an die Politik“

Telgte

Wegen der schleppend vorangehenden Digitalisierung und der ihrer Meinung nach zu wenige Stunden besetzten Sekretariate haben sich die vier Leiterinnen der Grundschulen an die Ratsfraktionen und den Bürgermeister gewandt. Sie fordern schnelles Handeln ein.

Von Stefan Flockert

Die Schulleitungen der vier Grundschulen wünschen sich, dass sie schneller mit einer größeren Menge iPads ausgestattet werden Foto: KvG-Gesamtschule Nordwalde

Eine Mail der vier Schulleitungen der Telgter Grundschule sorgte am Donnerstag in Politik und Verwaltung teils für helle Aufregung, teils aber auch für Kopfschütteln wegen der Art und Weise des Vorgehens. Auch in der Ratssitzung am Donnerstagabend wurde kurz darüber diskutiert.

Die Schulleiterinnen hatten sich in ihrem Schreiben direkt an die vier Fraktionsvorsitzenden gewandt und auch Bürgermeister Wolfgang Pieper in Kenntnis gesetzt, den Fachbereich Schulen aber ausgespart. Es geht dabei um zwei Themen: die in den Schulen viel zu zögerlich voranschreitende Digitalisierung und die Bemessung der Wochenstunden der Sekretariate.

„Wir wenden uns heute erneut mit dem Antrag auf Ausstattung der Grundschulen im Rahmen der Digitalisierung an Sie, weil wir inzwischen kaum noch nachvollziehen können, warum die Anschaffung von Präsentationsgeräten mit Zubehör und weiteren iPads so stockend vorangetrieben wird. Bereits im März 2020 wurden in einem ersten technisch-pädagogischen Einsatzkonzept von den Telgter Grundschulen konkrete Anschaffungswünsche formuliert“, heißt es in einem der beiden Schreiben zur Digitalisierung. Zu wenig sei in der Zwischenzeit passiert. Jetzt hätten die Grundschulen keine Zeit mehr zu warten. Schnell müsse etwas passieren. Denn: „Wir sehen den nächsten Corona-Herbst kommen. Trotz Impfungen – denn die Kinder sind nicht geimpft – gehen wir davon aus, dass die Phasen des Wechselunterrichts und/oder Distanzunterrichts bei steigenden Inzidenzen der neuen Varianten zurückkehren werden“, heißt es weiter.

Die Schulleitungen sehen mehrere Probleme auf ihre Einrichtungen zukommen. „Die wenigen Leihgeräte werden verliehen sein und nicht in der Schule zur Verfügung stehen. Die etwa zwei Drittel anwesenden Kinder in den Notgruppen werden nicht mit iPads arbeiten können, da diese verliehen sind“, sind nur Beispiele, die genannt werden.

Klar werden drei Forderungen formuliert: „Wir benötigen im kommenden Schuljahr eine Möglichkeit zur Präsentation in allen Klassen mit allem dafür notwendigen Zubehör – auch wenn es ein Fernseher hinter oder vielleicht sogar besser neben der Tafel ist. Wir benötigen zusätzliche iPads in ausreichender Zahl – gemäß unserem Antrag. Wir benötigen eine zeitnahe Lösung nach den Sommerferien.“

In einem weiteren Schreiben heißt es, dass ein „täglich besetztes Sekretariat in der Zeit von 7.30 bis 12 Uhr zwingend erforderlich“ sei.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Resnischek, der das Thema zu Sitzungsbeginn auf die Tagesordnung hat setzen lassen, sprach von einem „Hilferuf an die Politik, dass wir tätig werden.“ Für die FDP-Fraktionsvorsitzende Karin Horstmann spricht diese Mail „für eine nicht gute Zusammenarbeit von Schule und Schulträger“. Sie kritisierte aber, dass sich die Schulleitungen mit ihren Problemen in der jüngsten Sitzung des Schulausschusses hätten melden müssen.

Weitere Meinungsäußerungen wurden nicht zugelassen, weil viele Ratsmitglieder die besagten Schreiben vor der Sitzung noch gar nicht gesehen hatten.

Bürgermeister Wolfgang Pieper versuchte aber einiges zu erklären. „Ich halte es für absolut schlecht, dass die Diskussion öffentlich geführt wird. Es entsteht der Eindruck, die Verwaltung kümmert sich nicht. Ich will nicht verhehlen, dass ich mich über diesen Weg geärgert habe.“

In beiden kritisierten Punkten habe die Stadtverwaltung sehrwohl gehandelt. Noch in der Digitalisierungsausschusssitzung habe Schulamtsleiterin Tanja Schnur aufgezeigt, „was in den letzten Jahren in der Digitalisierung alles passiert ist“. Dabei sei aber auch aufgezeigt worden, wo Handlungsbedarf bestehe.

Die Verwaltung sei im Bereich der Digitalisierung mit den Schulen die ganze Zeit im Austausch gewesen. Die Schulen hätten bei den geplanten Anschaffungen mitreden können. Pieper sieht aber auch Probleme: Die liegen unter anderem im noch nicht realisierten Breitbandausbau und auch in den langen Lieferzeiten bei den Geräten.

In Sachen Sekretariatszeiten kann Pieper die Kritik nicht verstehen. Man habe darüber in einem sehr engen Austausch gestanden. Die Stunden seien nach einem vielerorts angewandten Modell berechnet worden. Und die Zahl sei demgegenüber auch noch aufgestockt worden. Kreisweit liege Telgte bei den Wochenstunden der Sekretariate „im guten Mittelfeld“. Der Bürgermeister verwies auf die durch eine weitere Aufstockung stark steigenden Personalkosten.

Am kommenden Montag, 5. Juli, kommen die vier Schulleiterinnen mit dem Bürgermeister um 8 Uhr zu einem Gespräch zusammen. Dann soll gemeinsam nach Lösungen gesucht werden.

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