Ein Blick in die Werkstatt von Gerhard Stemmer
In der Weihnachtsgießerei
Telgte
Zinn – das ist die große Leidenschaft von Gerhard Stemmer. Viele Figuren und kleine Ensembles hat er in den vergangenen Jahr(zehnt)en erstellt. Auch Weihnachtliche Figuren sind darunter. Der 76 Jahre alte Telgter hat noch viele Ideen.
Weihnachtliche Atmosphäre breitet sich in der Werkstatt des Zinnfigurenbastlers Gerhard Stemmer aus, als er im Hintergrund auch noch Weihnachtslieder erklingen lässt. In den letzten Monaten hat er die Coronazeit genutzt, ganz allein zu tüfteln, zu basteln und zu malen: Weihnachtsschmuck aus Zinn hat er angefertigt. Jetzt zu Weihnachten hat er so viel hergestellt, dass er einen großen Tannenbaum damit schmücken könnte.
Dieses Jahr hat Gerhard Stemmer – coronabedingt – keinen Kleinkunst- und auch keinen Hobbymarkt besuchen können, um dort, wie er es in den Jahren zuvor getan hatte, seine bemalten und unbemalten Zinnfiguren anzubieten. 2020 hatte der 76-Jährige viel Zeit, um in seiner Werkstatt Kunstvolles aus Zinn zu gestalten. Bereits im heißen Sommer hatte er auf dem Dachboden Schneemänner aus Zinn angefertigt. Danach stimmte er sich auf Weihnachten ein. Über 100 verschiedene bunte Motive – und das gleich mehrfach – „bevölkern“ seine Werkstatt. In Vitrinen, auf Schränken, Regalbrettern und Tischen liegen seine Zinnfiguren und Dioramen. Auf einem schmalen Arbeitstisch stehen viele Farbtöpfe und Pinsel mit hauchdünnen Härchen. Zum Bemalen setzt Gerhard Stemmer eine spezielle Lupe auf seine Stirn, um jeden feinen Pinselstrich punktgenau setzen zu können.
Manchmal schaut seine Frau nach ihm und bringt ihm ein heißes Getränk. „Ja, es gibt Tage, da bin so sehr versunken in mein Tun, dass ich Zeit und Ort ausblende und mich intensiv meinen Zinnfiguren widme.“
Um ihn herum stehen bereits farbenfrohe, lebendige Figuren: Weihnachtsmänner auf einem Motorrad, auf einem Hochrad oder auf einem Pferd. Bei Gerhard Stemmer präsentieren sich die bunt gekleideten Weihnachtsmänner auch als Lokomotivführer oder Autofahrer oder sie sitzen gemütlich an einem Kamin. An der Decke an dünnen Fäden festgemacht, leuchtet der Weihnachtsmann sitzend auf einem mit Päckchen beladenen Schlitten, der von zwei Rentieren gezogen wird. „Allein für dieses Motiv benötigte ich viele Stunden,“ so Gerhard Stemmer. „Die Vorbereitung und das Ausmalen setzen jahrzehntelange Erfahrung und Üben voraus.“
Seit 1989, als er sich erstmals mit den Läufern des TV Friesen in Thum (Erzgebirge, Sachsen) aufhielt, beschäftigt er sich mit Zinnfiguren. „Seitdem läßt mich diese Handwerkskunst nicht mehr los“, lächelt der rüstige Rentner, der im Sport mal ein ganz Großer war: Als Amateurboxer war er beim FC Schalke 04 aktiv, lernte das Box-Idol Max Schmeling kennen. Nach dem Umzug nach Telgte war er als selbstständiger Physiotherapeut in der Emsstadt tätig und schloss sich dem TV Friesen an.
Viele seiner Zinnfiguren hat Gerhard Stemmer gleich in Serie hergestellt. In der Hoffnung, irgendwann interessiert sich jemand für seine Handwerkskunst. Drei Etagen tiefer hat er an der Münsterstraße ein Schaufenster zur Verfügung gestellt bekommen. Dort ist eine Auswahl seiner Arbeiten zu sehen. „Ja, manchmal ruft mich jemand an und wünscht das eine oder andere Motiv“, berichtet er. Weil Telgte Krippenstadt ist, gehören auch Krippendarstellungen dazu. So hat Stemmer etwa eine Krippe fein und filigran in eine Walnussschale eingesetzt.
Regelmäßig zieht es ihn zur Internationalen Zinnfigurenbörse, die alle zwei Jahre in Kulmbach stattfindet. Dort trifft er Bekannte und dort holt er sich Anregungen für neue Motive.
In den vergangenen Jahren hat Gerhard Stemmer sich zudem verstärkt der Zinnfigurenmalerei zugewandt. Dazu hat er Malkurse besucht.
Er wünscht sich für das neue Jahr, dass er bald geimpft werden kann und in der Folge das gesellschaftliche Leben wieder stärker stattfindet.
Einen weiteren Wunsch trägt er vor: Gegenstände aus Zinn, die Telgter entsorgen wollen, nimmt Gerhard Stemmer gerne an, weil er aus dem Material neue Zinnfiguren anfertigen kann. Ideen hat er genug.
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