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Trio „Conjak“ in Telgte zu Gast

Musikalische Zeitreise nach Berlin

Telgte

Eine musikalische Zeitreise nach Berlin unternahm das Trio "Conjak" mit seinem Publikum.

Von Axel Engels

Das Trioo "Conjak" begeisterte sein Publikum im "Mittendrin". Foto: Axel Engels

Schon der Titel „Diva.Macht.Mut“ muss viele Musikliebhaber neugierig gemacht haben, einen freien Platz suchte man am Sonntagnachmittag im Konzert des Heimatvereins im „Mittendrin“ vergebens. Aus der nahen Domstadt kam das Trio „Conjak“ mit der Sängerin Christiane Hagedorn, dem Pianisten Martin Scholz und dem Kontrabassisten Dieter Kuhlmann und nahm das Publikum mit auf eine Zeitreise in das von den Nazis beherrschte Berlin. 

Bürgerhaus hätte besser gepasst

Vielleicht hätte dieses Konzert ja besser in den Bürgersaal gepasst, zumal dort der Flügel dem kultivierten Spiel des Pianisten Martin Scholz einen größeren Klangfarbenreichtum ermöglicht hätte.

An diesem Nachmittag ging es um vier bekannte Sängerinnen, deren Handlungen zwischen Widerstand und Opportunismus mit Akribie und Feinsinn thematisiert wurden.

Vier verschiedene Diven

Sängerin Christiane Hagedorn präsentierte einen mitreißenden Einblick in das Denken und Fühlen von Marika Rökk, Zarah Leander, Marlene Dietrich und Claire Waldorff, so erlebte man bei ihrem großen schauspielerischen Talent gleichsam vier verschiedene Diven mit ihrem ganz individuellen Habitus.

Kult gewordene Lieder

Ihre Lieder kannte wohl jeder, sie sind auch über die Jahrzehnte längst zu einem Kult geworden. Für den musikalischen Part konnte sich Christiane Hagedorn ganz auf die Qualitäten des Pianisten Martin Scholz sowie die sensible Begleitung durch den Kontrabassisten Dieter Kuhlmann verlassen.

Warm timbrierte Stimme

Mit ihrer warm timbrierten Stimme sang sich Christiane Hagedorn sofort in die Herzen des begeisterten Publikums. Wenn sie als Marika Rökk „Mach Dir nichts draus“ anstimmte, erklang dies wie die im Jahre 1944 als Aufmunterung angelegten Wunschkonzerte im Zeichen der Propaganda.

Wenn sie dann noch „In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleine“ anstimmte, erlag man gleichsam dieser in Musik gefassten Sinnlichkeit.

Akribisch hatte sich das Trio mit der Rolle der Künstlerinnen in dieser Zeit beschäftigt, bereicherten Zitate aus Interviews und rezitierte Passagen aus deren Biografien dieses wie eine Zeitreise wirkende Konzert.

„Davon geht die Welt nicht unter“

Als Zarah Leander verkörperte Christiane Hagedorn perfekt die von der Propaganda eingenommene Künstlerin. „Davon geht die Welt nicht unter“ wirkte im Zusammenhang mit den Schrecken des Krieges auf unvergleichliche Art.

„Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“

Selten hat man den Schlager „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“ aus dem Jahre 1942 so innig gehört wie an diesem Nachmittag. Mit rauchig-erotischer Stimme wusste Christiane Hagedorn als Marlene Dietrich die Herzen zu erobern. Als Sinnbild für ihr Engagement bei der Truppenbetreuung amerikanischer Soldaten passte Marlene Dietrichs Version „I may never go home anymore“ nach dem Hans Albers Lied von der Reeperbahn in das Bild dieser Zeit.

Als Claire Waldorff mit perfektem Berliner Dialekt beendete Christiane Hagedorn den facettenreichen Nachmittag, fühlte man sich versetzt in eines der legendären Berliner Varietétheater. Mit Esprit und Leidenschaft und dem für Claire Waldorff so typischen kessen Auftreten sang sie „Wegen Emil seine unanständige Lust“ und huldigte der Stadt an der Spree mit „Es gibt nur ein Berlin“.

Dieser Abend hat sicherlich den Blickwinkel auf die vier Künstlerinnen erweitert. Man erfuhr so einige Details wie die Anbiederung von Marika Rökk an Adolf Hitler, die nach dem Kriegsende häufig lieber verschwiegen wurden.

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