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Arbeitsheft zum Transformationsprozess der Johanneskirche erschienen

Vom Abbruchkandidaten zum Gemeindezentrum

Telgte

Den langen und auch umstrittenen Weg von der Kirche zum Pfarrheim St. Johannes hat der Landschaftsverband jetzt ein Buch gewidmet.

Stefan Rethfeld (3.v.l.) und Denkmalpfleger Christian Steinmeier (4.v.l./beide LWL) stellten mit Architekt Franz-Jörg Feja (v.l.), Dr. Fred Kaspar (ehem. LWL-Denkmalpfleger), Bürgermeister Wolfgang Pieper und Propst Dr. Michael Langenfeld das neu erschienene Arbeitsheft zum Transformationsprozess der Kirche St. Johannes in Telgte vor. Foto: LWL

Als 2011 die Profanierung und der Abriss der Telgter Johanneskirche beschlossen wurden, regte sich starker Widerstand in der Gemeinde, der zur Unterschutzstellung der Kirche führte. Am Ende eines langen Weges stand die erfolgreiche Umnutzung der Johanneskirche. Diesem Transformationsprozess hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) nun ein Arbeitsheft gewidmet und es zusammen mit den Autoren vor Ort vorgestellt.

In dem Buch wird deutlich, dass die Umwandlung der Kirche für die Beteiligten kein einfacher Weg war. Vielen sind noch die Bilder der Gemeindemitglieder in Erinnerung, die im April 2012 mit Bannern vor dem Bischöflichen Generalvikariat in Münster für den Erhalt ihrer Kirche kämpften. Die Fronten waren damals verhärtet, die Situation schien ausweglos. Die Wende brachten der vorläufige Eintrag in die Denkmalliste der Stadt Telgte und ein Gutachten der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen, das den Denkmalwert bestätigte. Das Bistum nahm Abstand von den Abrissplänen, es folgten Gespräche zur Zukunft des Kirchengebäudes mit Kirchengemeinde, Bistum, Stadt Telgte und LWL-Denkmalamt.

Bei der Buchvorstellung erinnerte sich Bürgermeister Wolfgang Pieper an diese Gesprächsrunden: „Es waren intensive und anfangs auch schwierige Gespräche. Doch die Arbeit hat sich gelohnt: Es war schön mitzuerleben, wie die Beteiligten es geschafft haben, wieder aufeinander zuzugehen, die Konflikte zu lösen und zu einer konstruktiven Zusammenarbeit zu finden.“ Eines der Gesprächsergebnisse war die Ausschreibung eines Architekturwettbewerbs zur Umnutzung der Kirche. Den Zuschlag erhielt das Büro Feja + Kemper Architekten aus Recklinghausen, der Umbau begann 2015. „Auch nach dem substanzschonenden Umbau ist der Gesamteindruck der Kirche nach wie vor sehr gut erfahrbar – sowohl von außen als auch von innen.

Substanzschonender Umbau

Die Veränderungen sind zurückhaltend und dennoch selbstbewusst“, erklärt LWL-Denkmalpfleger Christian Steinmeier, der die Umbaumaßnahmen eng begleitet hat. „Die Prozesse um die ehemalige Johanneskirche belegen, dass auch relativ junge Baudenkmäler geschätzt werden und allen Zweifeln zum Trotz respekt- und qualitätsvoll weitergenutzt werden können.“ Propst Dr. Michael Langenfeld ließ keinen Zweifel daran, dass der Transformationsprozess der ehemaligen Johanneskirche allen Beteiligten viel abverlangt hat, aber ein gutes Ende fand: „Heute ist die ehemalige Johanneskirche ein Wahrzeichen des gemeinsamen Neuanfangs in der Kirchengemeinde. Sie ist zu einem Zeichen der Hoffnung geworden, dass trotz Streit und Verletzungen immer wieder Versöhnung und Friede möglich ist. Und ich freue mich sehr, nun das Arbeitsheft in Händen zu halten, das unseren gemeinsamen Weg dokumentiert und würdigt.“

Christian Steinmeier

Im Anschluss an das Autorengespräch hatten die Besucher die Möglichkeit, den gewandelten Kirchenraum noch einmal neu zu entdecken, zusammen mit dem Architekten Franz-Jörg Feja.

Ehemalige Johanneskirche Telgte Foto:

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