Gefahr der Grundwasser-Verunreinigung
Böden in Telgte und Ostbevern sind in großen Teilen stark mit Nitrat belastet
Telgte/Ostbevern
Große Teile der Böden auf Telgter und Ostbeverner Gebiet sind stark mit Nitrat belastet, was zur Verunreinigung des Grundwassers führen kann. Um dem entgegenzuwirken, wurde eine neue Düngeverordnung verabschiedet, mit der die Landwirte vor Ort nicht glücklich sind.
In der Landwirtschaft wird Nutzpflanzen der erforderliche Stickstoff durch Dünger zugeführt. In vielen Fällen wird der Dünger laut Homepage des Umweltbundesamtes jedoch nicht standort- und nutzungsgerecht ausgebracht. Ist die Menge an verabreichtem Dünger zu hoch, nehmen Pflanzen den Stickstoff nicht vollständig auf. Der überschüssige Stickstoff werde ausgewaschen und gelange als Nitrat ins Grundwasser und andere Gewässer. In Flüssen und Seen führe das zur Überdüngung, im Grundwasser zu Stickstoffanreicherungen und Überschreiten des Nitrat-Grenzwertes.
„Die Landwirtschaft ist der wichtigste Verursacher hoher Nitratkonzentrationen im Grundwasser“, so das Umweltbundesamt. Das Landesumweltministerium hat die Ergebnisse der vorhandenen Messstellen zusammentragen. Tiefrot sind auf Karten die Bereiche gekennzeichnet, in denen die Belastung besonders hoch ist. Nitrat kann im Körper in giftiges Nitrit und in krebserzeugende Nitrosamine umgewandelt werden. Ein Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter Grund- und Trinkwasser ist gesetzlich vorgeschrieben.
Doch das Grundwasser ist besonders unter intensiv bewirtschafteten Ackerflächen mit hohen Nitratwerten belastet. Für die Aufbereitung zu sauberem Trinkwasser steigen bei den Wasserversorgern Kosten und Aufwand. Um zu vermeiden, dass in Gebieten mit besonders belasteten Böden – und dazu gehören laut nordrhein-westfälischem Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr Gebiete von Telgte, aber ganz besonders auch von Ostbevern – weiterhin zu viel Nitrat in die Erde und damit ins Grundwasser gelangt, wurde eine neue Landesdüngeverordnung erlassen, die am 1. Dezember vergangenen Jahres in Kraft getreten ist.
Einbußen bei der Menge des Ertrags
Die Landwirtschaft ist davon alles andere als begeistert. In den besonders betroffenen Gebieten müssen die Bauern 20 Prozent weniger Dünger verwenden als bisher. Das kann zu Einbußen bei der Menge des Ertrags und der Qualität der Ernte führen. Johannes Hertleif und Paul Verenkotte, die Vorsitzenden der Landwirtschaftliche Ortsvereine Telgte/Westbevern und Ostbevern, wissen, dass die Landwirtschaft zur Nitratbelastung der Böden beiträgt. „Natürlich haben wir eine Verantwortung unserem Boden gegenüber“, sagt Paul Verenkotte. „Wir sind sicher ein Teil des Problems, aber auch nur ein Teil der Lösung. Industrie und Kläranlagen gehören auch dazu. Es gibt mehrere Verursacher. Wir müssen das Problem alle gemeinsam angehen. Sonst kommen wir nicht weiter.“
Paul Verenkotte wünscht sich, dass zum Verursacherprinzip zurückgekehrt wird. „Jeder Landwirt soll beispielsweise nachweisen können, dass er schon weniger gedüngt hat. Dann sollte er aus dem roten Bereich herausgenommen werden und wieder mehr düngen dürfen.“ Die beiden LOV-Vorsitzenden kritisieren unisono, dass die Messpunkte viel zu weit auseinanderliegen, die Werte eigentlich für Flächen, die mehrere Kilometer von den Messbrunnen entfernt liegen, gar nicht gelten dürften. Unter Umständen seien die Werte in einiger Entfernung gar nicht mehr so hoch.
„Wir fordern ein dichteres Messstellennetz“, sagt Paul Verenkotte. Wichtig ist ihm auf jeden Fall eine jährliche Überprüfung. Johannes Hertleif macht sich wegen der zu erwartenden geringeren Erträge Sorgen. Wobei er besonders problematisch findet, dass seine Kollegen und er dafür keinen Ausgleich erhalten sollen. Paul Verenkotte befürchtet Qualitätseinbußen. „Die Pflanzen werden nicht mehr ausreichend versorgt. Wir werden Schwierigkeiten kriegen, wenn wir Brotgetreide machen wollen. Dann werden viele Betriebe nicht mehr die nötige Qualität hinbekommen“, befürchtet der Ostbeverner.
Startseite