Kabarettabend „Sekt and the City“ im Bürgerhaus kam beim Publikum gut an
Zicken-Palaver und Song-Revue
Telgte
Der Kabarettabend „Sekt and the City“ hielt, was er versprach. Das Publikum am Samstagabend im Bürgerhaus war begeistert.
„Ratzfatz, Rubbeldiekatz, Miau!“ Na, das ist doch mal ein Klasse-Trinkspruch! Natürlich ein ganz weiblicher, denn was hier die Kehlen runterperlt, ist immer wieder Sekt. Auch wenn Vanessa Maurischat, die Frau am Klavier, manchmal nach Pils verlangt – der Kabarettabend „Sekt and the City“ hielt, was er versprach. Nämlich vier frech-fröhliche Frauen, die sich den Frust von der Seele reden, dabei tief ins Glas schauen und singen.
Das ist der entscheidende Vorsprung des Kabarett-Quartetts aus Hamburg gegenüber der bekannten Serie. Und sympathischer als Carrie Bradshaw und Co. sind diese Vier allemal: Meike Gottschalk, Vanessa Maurischat, Helena Marion Scholz und Silvia Vicinelli langen zwar ebenfalls deftig hin, haben aber das Herz auf dem rechten Fleck. Das Publikum im Bürgerhaus mochte die Mischung aus Zicken-Palaver und Song-Revue, die sich von traditionellem Kabarett meist fernhielt, einem einsamen Lasagne-Witz vom „Pferdeflüsterer“ zum Trotz.
Selbst gegen Bohlen und Brüderle kommt kein Dreschflegel zum Einsatz, denn diese Singlefrauen um die 40 treibt die Sehnsucht. Teils die nach „Mr. Right“, teils die nach der notwendigen Dosis Sex. „Ich hab’ ausgefallenen Sex – weil der ständig ausfällt“, verkündigt Nessa vom Piano her. Und das Publikum prustet los. Sie hat melancholische Songs drauf, die zum Besten des Programms gehören. Ihre staubtrockenen Pointen kommen immer dann, wenn das Prosecco-Plappern der Freundinnen nervig wird.
Aber die haben es auch nicht leicht: Da wäre Lena, die erotische Utensilien beim Shopping-Kanal vertickt und auch entsprechend gekleidet ist („Ihr wisst gar nicht, wie teuer es ist, so billig auszusehen!“). Meike träumt dagegen Nacht für Nacht von Hollywood und Oscar-Ruhm, dabei ist sie nur Saft-Model für REWE. Schließlich noch die bezaubernde Gina, die den Sekt serviert, im Stakkato Italienisch plappert und besser kocht als Mamma Miracoli. Und die soll Single sein?
In der Tat: „Ein Hoch auf die Teilzeit-Singles!“, heißt die Parole, und dann wird die Song-Historie geplündert, was das Zeug hält. Am witzigsten, wenn eine Shopping-Hymne auf Gucci und Prada zu den Kindermelodien von Heidi oder Pippi Langstrumpf gesungen wird. Für die schnöden Werbemoneten müssen sich Nessa, Lena und Meike gegen Ende kurios verkleiden.
Und wenn dann „Gurke“ und „Kondom“ ein Versöhnungslied trällern, wächst zusammen, was zusammen gehört.
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