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Filmnachmittag des Heimatvereins Warendorf

Andrang für nur eine Vorführung zu groß

Warendorf

Das Filmmaterial ist rund 70 Jahre alt,   doch das Interesse daran nach wie vor groß. So groß, dass der Heimatverein Warendorf aus eigentlich nur einer Vorführung spontan zwei machen musste, um allen Besuchern den Film zeigen zu können. 

Von Joe Rieder

Überraschend war die Filmvorführung am Sonntag so voll besetzt, dass eine weitere für den späteren Nachmittag angesetzt wurde. Foto: Joe Rieder

Vor mehr als 70 Jahren entstanden jene meist schwarz-weißen Filmaufnahmen, die in den frühen 1990er-Jahren in die Hände des Heimatvereins gelangt und für einen Film mit dem Titel „Als Warendorf sich wieder machte  - Warendorf in der Nachkriegszeit 1949 – 1951“ bearbeitet und zusammengefügt worden waren. Die Premiere des knapp einstündigen Werks fand 1996 im Theater am Wall statt und erhielt große Beachtung, Zustimmung und ebensolchen Applaus. Große Beachtung und Applaus gab es ebenfalls, als der Film 2015 im Tapetensaal aufgeführt wurde. Weil der viel zu kleine Raum sofort voll besetzt war, entschloss man sich seinerzeit zu einer weiteren Vorstellung am selben Nachmittag.

Am Sonntag hatte der Heimatverein für eine erneute Vorführung in den weitaus größeren Saal des Marienpfarrheims geladen und musste überrascht – und erfreut – feststellen, dass auch nach sieben Jahrzehnten noch immer so großes Interesse am digitalisierten Zelluloid besteht, dass auch dieses Mal spontan eine zweite Vorführung angesetzt werden musste.

Bilder der Stadt eher Beiwerk

Der Anteil der – man darf sagen – wesentlich älteren Personen im Publikum überwog deutlich. Zwar hatten sich auch Vertreter jüngerer Generationen im Marienpfarrheim eingefunden, doch dürften die Erkenntnisgewinne aus den qualitativ recht guten, mit der Musik von Torsten Brand und Text von Rainer. A. Krewerth unterlegten Aufnahmen mit abnehmendem Alter ebenfalls abnehmen. Zumeist hatte Klaus Eiling seine 16-Millimeter-Kamera, mit der er zahlreiche wichtige Ereignisse jener Zeit einfing, auf Personen und Gesichter gerichtet. Somit wurden zwar unter anderem der Wiederaufbau der Emsbrücke am Markt, die 750-Jahr-Feier der Stadt Warendorf, das 100. Schützenfest der Eintracht oder die Grundsteinlegung und Einweihung des Theaters am Wall dokumentiert, doch Bilder der Stadt, mit der heutige Generationen noch etwas anzufangen wüssten, sind im Film nur Beiwerk.

„Ja, die Modenschau ist eindeutig zu lang“, kommentierte Willi Schütte im Nachhinein die mehrere Minuten lange Sequenz, in der Modelle auf einem Laufsteg zu sehen sind. Auch die Fußballspiele des SV Warendorf 11 lebten eigentlich nur vom einfühlsamen Kommentar, der den Rasenplatz als „fünf Prozent Rasen und 95 Prozent Asche“ beschrieb.

Von VHS-Kassette auf DVD

Schütte war das Material vor Jahrzehnten in die Hände gefallen. Er zeigte es dem Heimatverein. „Ich müsste doch vieles davon kennen“, habe man ihm seinerzeit gesagt. Also hat er Tage und Monate recherchiert, wie was wo gewesen ist und die Elemente gemeinsam mit Konrad Heinermann und Wolfgang Elpers in die richtige Reihenfolge gebracht. Das Ergebnis war zunächst eine VHS-Kassette, die später auf DVD gebracht wurde.

Entsprechend blieben die „Aaahs und Ooohs“, die noch bei der Filmpremiere vor rund 25 Jahren zu hören gewesen waren, bei der Vorstellung am Sonntag aus. Nur wenigen Zuschauern war es aufgrund ihres Alters vergönnt, sich wiederzuerkennen. Einige erkannten zumindest Verwandte und Bekannte. Kurt Heinermann, Jahrgang 1931 und Sohn des seinerzeitigen Bürgermeisters Josef Heinermann, in dessen Ägide die damaligen Ereignisse fielen, erkannte selbstverständlich seinen Vater, aber auch Verwandte, Bekannte und sich selbst. Beim Reitturnier habe er ein Schild getragen, erinnert er sich, und er könne auf Wunsch zahlreiche Namen der Gefilmten nennen und so der Nachwelt erhalten.

Halten die Erinnerung an Warendorfs Geschichte aufrecht: Kurt Heinermann, Willi Schütte und Mechtild Wolff. Foto: Joe Rieder

Dies ist auch die wichtigste Aufgabe des Films: Als Dokument für die Nachwelt unterlegt er die vorhandenen schriftlichen Aufzeichnungen und Fotos mit bewegten Bildern, die – in Kombination mit den Kommentaren aus den 1990er-Jahren – das Bild der noch aus den Kriegswirren auferstehenden Stadt Warendorf abrunden.

Abriss über die damalige Zeit

Daher gab Mechtild Wolff, die Vorsitzende des rund 480 Mitglieder zählenden Heimatvereins, vor dem Film ergänzend einen Abriss über die damalige Zeit. Sie richtete ihr Augenmerk dabei zudem auf den genannten Bürgermeister Josef Heinermann.

Es ist anzunehmen, dass weiteres, privates Filmmaterial aus der Geschichte Warendorfs noch in Schränken, Kellern oder auf Dachböden lagern könnte. Vielleicht nicht unbedingt aus den 1950ern, aber aus den Folgejahren. Es wäre aus Sicht des Heimatvereins, der sich zudem über neue Mitglieder freuen würde, schade, wenn dieses Material der Öffentlichkeit vorenthalten bliebe. Das rege Interesse, das sich am Sonntag für die über 70 Jahre alten Aufnahmen zeigte, könnte für neueres Material sogar ungleich größer sein.

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