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Jahrestag der heiligen Thiatildis

Ehrung auf dem Stelenkreuz

Freckenhorst

Am Montag (30. Januar) jährt sich das Gedenken an die heilige Thiatildis. Die Thiatildisdarstellung auf dem Stelenkreuz in der Krypta der Stiftskirche ist allerdings noch vielen unbekannt.

Von Klaus Gruhn

Die Thiatildisabbildung auf dem Stelenkreuz.  Foto: Andreas Engbert

Die wohl größten Veränderungen im Innern der 1129 geweihten ehrwürdigen Stiftskirche in Freckenhorst wurden in den Jahren 1955-62 vorgenommen. Unter dem Leitgedanken der „Rückgewinnung des mittelalterlichen Raumes“ kam es zu einer Umgestaltung der Kirche so, wie sie uns heute noch vertraut ist. Wagnis und Glücksfall zugleich war der Auftrag an den Künstler Heinz Gerhard Bücker aus Vellern (1922 – 2008), sämtliche modernen Ergänzungen am Außenbau und im Innenraum zu schaffen. Das schloss auch die Umgestaltung der Krypta ein. In sie wurde das um 1200 geschaffene Grabmal mit der vollplastischen Figur der Geva, der Frau des Stiftsgründers Everword, versetzt. Die Fenster gestaltete Bücker mit dem Motiv des Kreuzes als Lebensbaum. Gewissermaßen als Antwort auf das Grabmal platzierte Bücker hinter dem Altarblock als östlichen Raumabschluss eine Basaltstele in der besonderen Form des „Freckenhorster Kreuzes“. Dechant Walter Schüller veranlasste, dass zum Fest Kreuzerhöhung am 14. September 1990 in diese Stele die Reliquien aus dem ehemaligen Hochaltar der Kirche geborgen wurden. Auf die Höhlung in der Basaltfläche setzte Heinz Gerhard Bücker eine durch einen Goldnimbus herausgehobene Kreuzigungsdarstellung aus Bronzeguss. Sie verdient besondere Aufmerksamkeit.

Figürliche Darstellung auf Kreuzesarm

Auf einem Kreuzesarm kann man nämlich eine figürliche Darstellung der heiligen Thiatildis entdecken. Sie gehört zu dem auf Freckenhorst bezogenen Bildprogramm, das der Künstler in das Bronzekreuz einarbeitete. Während der Kreuzesstamm unten in ein Medaillon mit dem Christuskind und oben in ein Medaillon mit dem Auferstandenen Christus einmündet, verweisen die Medaillons auf den Kreuzarmen auf den Patron der Kirche, den heiligen Bonifatius, und auf die heilige Thiatildis, die erste Äbtissin des Klosters. Zum Thiatildisfest in Freckenhorst am 30. Januar eines jeden Jahres gehört nach einem feierlichen Gottesdienst, bei dem der silberne Thiatildisschrein von 1669 vor den Altar gestellt wird, das „Thiatildisessen“. Es erinnert an die der Thiatildis zugeschriebene Wohltätigkeit und ihre Armenspeisungen.

Das Stelenkreuz in der Krypta  in Freckenhorst Foto: Andreas Engbert

Dem Heimatverein ist zu danken, dass er stets zu diesem Essen einlädt. Der Wirt serviert es zwar nicht als Armenspeisung, sondern zu einem angemessenen Preis, aber die Stimmung der Gäste ist gleichwohl stets fröhlich und gelockert. Viele der Anwesenden kennen jedoch nicht die kleine Thiatidisdarstellung auf dem Stelenkreuz in der Krypta der Stiftskirche, mit dem der Künstler Heinz Gerhard Bücker die erste Freckenhorster Äbtissin ehrte. Das griechische Wort „Krypta“ heißt ja verborgener Raum, und wir sind gewohnt, damit den in alten Kirchen unter dem Chorraum oder Hochaltar befindlichen kellerartigen Gewölberaum zu bezeichnen. Beim nächsten Spaziergang in die Krypta der Freckenhorster Stiftskirche sollte man also einmal vor der Bückerschen Kreuzdarstellung und dem verborgenen Medaillon der Thiatildis verweilen und sich an die segensreiche Wirkung der Ortsheiligen erinnern. Es steht zu erwarten, dass der Dechant em. Walter Schüller in der nächsten Schrift „Freckenhorst“ die Geschichte und Vorgeschichte der Kreuzstele in der Krypta darstellen wird.

Künstler Heinrich Gerhard Bücker: Er war 2005 zur Altarweihe in Freckenhorst. Foto: Andreas Engbert

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