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Hallenbad-Neubau: Varianten und Bedarfsanalyse vorgestellt

„Entwickeln Sie einen Masterplan“

Warendorf

Mit drei denkbaren Varianten für einen Hallenbad-Neubau hat sich der Haupt- und Finanzausschuss in seiner Sitzung am Donnerstag befasst. Die Beraterinnen zweier externer Büros gaben den Kommunalpolitikern den guten Rat, nicht nur an den Bau des Hallenbades zu denken, sondern für den gesamten Schul- und Sportstandort einen Masterplan zu entwickeln.

Joke Brocker

Überlegungen zum Bau eines neuen Hallenbades, das nicht nur das geschlossene Lehrschwimmbad in Freckenhorst, sondern auch das Hallenbad in Warendorf ersetzen soll, standen im Mittelpunkt der Hauptausschuss-Sitzung am Donnerstag. Foto: Stadtwerke

Wenn mit dem Bau eines neuen Hallenbades nicht im Jahr 2023, sondern erst ein Jahr später begonnen werde, könne sie damit leben, bemerkte Dr. Beate Janinhoff am Donnerstag im Hauptausschuss im Anschluss an einen Sachstandsbericht zur Bädersituation. Es könne aber nicht sein, dass im „Corona-Wahn“ auf das Bad verzichtet werde. „Es ist Daseinsfürsorge“, stellte die FDP-Fraktionsvorsitzende klar.

Wie Jessica Wessels (Bündnis 90/Die Grünen) und Ralph Perlewitz (CDU), der sich bereits deutlich für eine von drei Bad-Varianten positionierte, die Daniela Kersting (Constrata Ingenieur-Gesellschaft mbH, Bielefeld) und Sonja Redies (geschäftsführende Gesellschafterin des Subunternehmens Profund Consult, Hamburg) vorgestellt hatten, war auch Janinhoff der Ansicht, dass eine endgültige Entscheidung für den Bau eines wie auch immer gearteten Hallenbades noch von der alten Ratsmannschaft getroffen werden könnte.

Andrea Kleene-Erke (SPD) dagegen zeigte sich vor dem Hintergrund der Corona-Krise, die auch Auswirkungen auf den städtischen Haushalt haben werde, skeptisch und wollte ihrer Fraktion nicht mit einer spontanen Entscheidung vorgreifen: „Wir verschließen uns dem Neubau nicht“, zeigte sie Sympathien für die „schicken Varianten“, „aber können wir uns das leisten?“

Während sich Sonja Redies mit der Bedarfs sowie Markt-Potenzialanalyse beschäftigt hatte, stellte Daniela Kersting in der Sitzung drei denkbare Schwimmbad-Varianten vor. Variante 1, von Ralph Perlewitz später als „spartanisch“ bezeichnet, sieht ein klassisches Sportbad mit Sport-Schwimmbecken, Lehrschwimm- und Kursbecken sowie Nebenraum-Programm vor. Geschätzte Kosten: 13 Millionen Euro netto. Ausdrücklich wies Redies darauf hin, dass die Stadt gut beraten sei, wenn sie einen Risikopuffer in Höhe von 1,3 Millionen Euro auf die ermittelten Kosten einplane.

Variante 2 M würde das Angebot um einen Eltern-Kind-Bereich und eine Textilsauna ergänzen. Denkbar wäre auch eine Variante 2 S ohne Textilsauna oder aber eine Variante 2 L mit Sprungangebot (Ein-Meter-Sprungbrett, Drei-Meter-Sprungplattform), für die dann allerdings von vornherein mehr Wassertiefe und mehr Gebäudehöhe kalkuliert werden müssten, was letztlich zu höheren Investitionskosten führen würde. Je nach Ausführung wären für Variante 2 zwischen 14,4 und rund 17 Millionen Euro zu veranschlagen.

Schließlich stellten Kersting und Redies, die sich die Bälle geschickt zuspielten, noch eine Variante 3 M beziehungsweise 3 S (mit reduziertem Sprungangebot) vor, bei der davon ausgegangen wird, dass das Schwimmbad der Bundeswehrsportschule einmal nicht mehr verfügbar sein könnte. Für diese Variante, die den Bau eines wettkampftauglichen 50-Meter-Beckens inklusive mobiler Wendebrücke vorsähe, begeisterte sich der WSU-Vorsitzende Ralf Sawukaytis, der im großzügigen Zuschauerbereich der Turnhalle des ehemaligen AWG Platz genommen hatte und an die Kommunalpolitiker appellierte: „Denken Sie an den Sport.“ Geschätzte Kosten für so ein Bad: zwischen 19,5 und 22, 8 Millionen Euro.

„Wie viel Bad darf es denn sein?“, fragt Redies, die alle Besuchsvolumina ermittelt hatte und die Politiker auch über Tarif- und Betriebskostenstruktur informierte, um ihnen dann Variante 2 M, die familienaffine, ans Herz zu legen.

48 Monate dauere es in der Regel von der politischen Entscheidung bis zur Inbetriebnahme eines Bades, für das man 20 bis 22 Monate Bauzeit veranschlage, erläuterten die Expertinnen. Doch ehe sich die Politik konkrete Gedanken über die Realisierung des Bades mache, sei sie gut beraten, sich Gedanken über den Standort zu machen: „Entwickeln Sie einen Masterplan für das ganze Schul-Areal“, empfahlen Kersting und Redies und sprachen damit Kämmerer Dr. Martin Thormann aus der Seele. Man müsse sich sehr genau überlegen, was mit Schießstand, Schulmensa oder Außenumkleiden passieren soll und wo gegebenenfalls Ersatz, der natürlich „eine Menge Geld“ kosten werde, entstehen könne und was mit den beiden Lau-Schulstandorten geschehen solle, ob das Lau saniert oder perspektivisch abgerissen und durch einen bedarfsgerechten Neubau ersetzt werden soll und was aus der AWG-Sporthalle werden soll, die in Corona-Zeiten neuerdings als Sitzungssaal funktioniert.

Die Frage Andrea Kleene-Erkes, ob sich die Stadt das Bad leisten könne, sei schwer zu beantworten, räumte Thormann ein. Man müsse wohl eher fragen, wie die Prioritäten gesetzt seien und ob das Hallenbad oberste Priorität haben soll. Das sei eine Aufgabe, mit der sich der neue Rat werde beschäftigten müssen.

Sonja Redies gab den Ausschussmitgliedern zum Abschluss einen Rat: „In das bestehende Hallenbad sollte man nicht mehr investieren.“

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