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Forderung nach mehr Plätzen und sicherer Finanzierung

Orange Stühle zum Internationalen Frauentag

Warendorf

Das Warendorfer Frauenhaus beteiligt sich mit einer ganz besonderen Aktion am Internationalen Frauentag. Vor sechs Geschäften werden Stühle platziert, die von den Bewohnerinnen orange angemalt und mit einer Forderung beschriftet wurden.

Von Ulrich Lieber

Heute ist der Internationale Frauentag, und das Frauenhaus Warendorf beteiligt sich mit einer individuellen Aktion. Die Bewohnerinnen haben sechs Stühle orange angemalt und jeden Stuhl mit einer Forderung beschriftet. Kathrin Menke (l.) und Lisa Westerwalbesloh stellen diese Stühle vor sechs Warendorfer Geschäfte (hier Neukötter), wo sie zum Nachdenken anregen sollen. Foto: Ulrich Lieber

Heute ist der Internationale Frauentag, an dem Frauen weltweit für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung demonstrieren. Das Warendorfer Frauenhaus beteiligt sich mit einer ganz besonderen Aktion. Inspiriert durch das Motto „Rauf die Plätze, fertig, los!“ hatten die Warendorferinnen die Idee, Stühle in Orange anzumalen und vor verschiedenen Geschäften zu platzieren. „Das passt symbolisch für die Plätze und viele Bereiche, die das Frauenhaus beschäftigen“, sagt Mitinitiatorin Kathrin Menke. Die Farbe Orange hat dabei ebenfalls Symbolkraft im Kampf gegen Gewalt an Frauen.

Lisa Westerwalbesloh, Frauenhaus Warendorf

Auf jedem Stuhl ist eine Forderung formuliert, um die Situation der betroffenen Frauen zu verbessern. So steht auf einem Stuhl zum Beispiel: „Wir fordern, dass alle von Gewalt betroffenen Frauen und ihre Kinder unbürokratisch und kostenlos Schutz und qualifizierte Hilfe in einem Frauenhaus erhalten können.“ Diese Forderung ist die zentrale Botschaft, denn tatsächlich ist es so, dass Frauen, die ins Frauenhaus einziehen, dafür bezahlen müssen. „Wir müssen mit ihnen immer über die Finanzierung sprechen. Die Frauen müssen einen Tagessatz zahlen“, bedauert Lisa Westerwalbesloh. Das sei im derzeitigen System so festgelegt, aber sehr ungerecht. „Es kann doch nicht sein, dass die Frau, die unverschuldet in eine Notsituation gekommen ist, auch noch selbst bezahlen muss.“ Kathrin Menke fordert darum eine vom Einzelfall unabhängige Finanzierung. „Wir brauchen eine Pauschale, die bedarfsgerecht, nachhaltig und vom Bund oder Land bezahlt wird.“ Fast alle Frauenhäuser in NRW stellen Tagessätze in Rechnung, die zwischen 20 und 100 Euro liegen und bei Anspruchsberechtigung von Sozialhilfeträgern übernommen werden können. Frauengruppen, die diesen Anspruch nicht haben, können sich einen Platz im Frauenhaus oft nicht leisten. „Wir fordern, dass Migrantinnen unabhängig vom Aufenthaltsstatus Aufnahme in einem Frauenhaus finden.“

Des Weiteren wurden noch sechs kleine Stühle mit Figur gebaut, die zum Spenden animieren sollen. Die Bäckerei Diepenbrock beteiligt sich an der Aktion und verdoppelt die Spenden. Foto: Ulrich Lieber

Bundesweit fehlt es an Plätzen in den Frauenhäusern. „Wir selbst können unsere Plätze derzeit nicht aufstocken“, erklärt Lisa Westerwalbesloh, aber man sei natürlich solidarisch. In Warendorf stehen 20 Plätze zur Verfügung, die permanent belegt sind. Aber das Gebäude gibt keinen Spielraum für eine Erweiterung, zudem würde dann auch das Personal nicht ausreichen.

Angesichts der massiven Wohnungsnot, auch bedingt durch die aktuell starke Zuwanderung, ergeben sich weitere Probleme. „Wenn eine Frau erstmal einen Platz bei uns hat, dann wird es schwierig, das Haus wieder zu verlassen. Es gibt keine Wohnungen, keinen sozialen Wohnraum für die Frauen. Aktuell suchen wir für eine Frau mit vier Kindern eine Wohnung, aber finden nichts“, sagt Kathrin Menke. Dabei sei die Frau nun bereit, eine eigene Wohnung zu beziehen und würde damit auch wieder Platz für eine neue Bewohnerin schaffen.

Die Aktion „Rauf die Plätze, fertig, los!“ startet heute, endet aber erst am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Bis dahin soll die Kampagne laufen und sowohl auf die fehlenden Plätze als auch auf die unzureichende Finanzierung aufmerksam machen.

Kathrin Menke und Lisa Westerwalbesloh stoßen in Warendorf auf offene Ohren. „Wir freuen uns, dass wir in Warendorf mitgetragen werden. Sowohl von den Bürgern als auch von den Geschäftsleuten. Wir erleben Warendorf sehr solidarisch.“ Von 10 bis 12 Uhr bieten die Frauen einen Infostand vor der Parfümerie Pieper an.

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