100 Jahre Finanzamt Warendorf
Platzsorgen adé – dank Corona
Warendorf
Jahrzehntelanger Ärger im Altbau, immer zu wenig Platz im 1957 bezogenen Finanzamt. Im 100. Jahr ist Platz da.
Heute besteht die Chefetage des Finanzamts Warendorf aus zehn Köpfen. So groß war die gesamte Belegschaft im Gründungsjahr 1921. 100 Jahre später fiel das Jubiläum bisher weitgehend aus – Corona. Aber eine Gedenkschrift und vielleicht eine Feier für die mittlerweile 183 Beschäftigten wird es geben. Auch für Dienstjahre-Rekordlerin Theresia Schulze Rückamp. Sie ist schon seit 50 Jahren hier. Und hängt noch eins dran.
Als am 1. Juni 1921 aus dem bisherigen Zweigfinanzamt des Amtes Münster II das Finanzamt Warendorf wurde, hatte Heinrich Holling das Amt des ersten Vorstehers inne. Er kam aus der preußischen Justiz und bekleidete die Funktion bis 1947 – bis zum Ende seiner Amtszeit im früheren Bahnhofsgebäude an der Ostpromenade. Die mangelhafte räumliche Unterbringung inklusive Schimmelbefalls war immer wieder Thema und führte sogar zur Androhung des Landesfinanzamts, die Warendorfer Niederlassung nach Münster oder Wiedenbrück zu verlegen.
Amtsvorsteher Markus Berger
Nachdem der Zweite Weltkrieg die Nutzung des Gebäudes durch die NSDAP verhinderte, erhielt Vorsteher Holling 1946 einen neuen Mietvertrag für seine 31 Beschäftigten. Die Bebauung des schon gekauften Grundstücks an der Düsternstraße dauerte noch, so dass dort erst am 23. Mai 1957 Einzug gefeiert wurde.
Neben einigen vor allem aus Platzgründen Um- und Anbauten bestanden die wesentlichen Veränderungen im neuen Finanzamt dann aus technischen Neuerungen. 1969, das hat der aktuelle Amtsvorsteher Markus Berger recherchiert, kam der erste maschinell erstellte Steuerbescheid aus dem Drucker. 1975 wurden Kennziffern eingeführt, seit 1977 die bargeldlose Zahlung. Das Finanzamt wurde an das Rechenzentrum in Münster angeschlossen. 1995 – da waren es inzwischen 154 Beschäftigte – begann das Zeitalter der digitalen Festsetzung, zwei Jahre später gibt es die ersten Notebooks für die Außenprüfer.
Homeoffice-Anteil bleibt wohl weiter hoch
Die, und damit kam Markus Berger am Freitag auf die aktuelle Situation, konnten jetzt coronabedingt schon länger nicht mehr „draußen“ prüfen. „Die Außenprüfungen werden aber jetzt in Maßen wieder aufgenommen.“
Theresia Schulze Rückamp erfuhr im Rahmen der Pressekonferenz besondere Würdigung, weil sie mit 50 Dienstjahren so viele wie keiner sonst im Amt hat. „Ich hab‘ die Steuern noch mit der Hand berechnet“, sagt die in Ostenfelde geborene Steueramtfrau. Heute geht das im Wesentlichen auch für Steuerzahler selbst über „Elster“.
Theresia Schulze Rückamp ist seit 50 Jahren im Amt
Ihre Kollegen werden wohl auf Dauer keine Raumprobleme mehr haben, weil Chef Berger davon ausgeht, dass weiterhin vielen Mitarbeiterin die Möglichkeit zum Arbeiten zu Hause angeboten werden wird. Den Platz würde Berger gerne mit neuen Auszubildenden für die mittlere und gehobene Laufbahn füllen. „Es gibt da prima Chancen“, warben er und seiner Stellvertreterin Svenja Lehmann. Das Amt nimmt auch weiterhin Bewerbungen entgegen. 26 Azubis gibt es aktuell. Das Steueraufkommen der Behörde lag 2020 bei rund 675 Millionen Euro.
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