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Eurobahn-Kundin fühlt sich ungerecht behandelt

Zugfahrt endet mit Betrugsvorwurf

Warendorf

Ungerecht behandelt fühlt sich eine Warendorferin von der Eurobahn. Sie war mit einem am Bahnhof in Warendorf gelösten Ticket gen Münster gefahren. Bei der Kontrolle stellte sich heraus, dass auf dem Ticket eine andere Verbindung und ein anderer Fahrpreis stand. Die Situation eskalierte.

Von Joke Brocker

Ursula-Magdalena Ponat hält die Zahlungsaufforderung in Händen, die sie nach einer Zugfahrt mit ungültigem Ticket bekam. Foto: Joke Brocker

„Diese Automaten sind eine Überforderung für Menschen, die nur ganz selten mit der Bahn fahren. Wer auf der sicheren Seite sein möchte, kauft sich sein Ticket besser vor der Zugfahrt im Reisebüro.“ Diese Lehre hat Ursula-Magdalena Ponat aus einer unerfreulichen Fahrt mit der Eurobahn gezogen. Am 25. August hatte die Warendorferin mit der Eurobahn von Warendorf nach Münster fahren wollen, wo sie ehrenamtlich im Kirchenfoyer von St. Lamberti tätig ist. Am Fahrscheinautomat löste sie ein Ticket. Aus Zeitgründen – der Zug fuhr schon ein – löste sie nicht wie sonst ein Ticket für Hin- und Rückfahrt, sondern lediglich einen Fahrschein für eine einfache Fahrt, für den sie 5,40 Euro zahlte.

Erst der Zugbegleiterin fiel während der Fahrschein-Kontrolle auf, dass auf dem Ticket „von Münster nach Münster“ stand. „Sie hat mir gesagt, dass der Fahrschein ungültig sei und dass auch der Fahrpreis nicht passe. Ich müsste einen neuen Fahrschein lösen.“ Als ihr die Zugbegleiterin zum dritten Mal gesagt habe, dass sie mit dem gelösten Ticket nicht weiterfahren könne, habe sie gefragt, ob sie nun aussteigen solle, erinnert sich Ponat, die vielen Warendorfern als Initiatorin des örtlichen Hospizvereins und als Leiterin von Kommunikationsseminaren für Paare bekannt sein dürfte.

Polizei ermittelt wegen Betrugs

Weil sie sich keiner Schuld bewusst gewesen sei, habe sie weder dem Kauf eines neuen Fahrscheins – „Ich hatte ja einen bezahlt“ – noch der Vorlage ihres Personalausweises zugestimmt. Wäre es um die Begleichung eines Differenzbetrages gegangen, hätte sie das ja verstanden, so Ponat. Die Zugbegleiterin habe die Bundespolizei verständigt, die sie am Bahnsteig in Münster in Empfang genommen habe.

Zeit für ein klärendes Gespräch zwischen Zugbegleiterin, Polizei und Eurobahn-Kundin war dort offenbar nicht. Die Eurobahn-Mitarbeiterin, offenbar in Eile, habe die Polizisten im Weggehen lediglich wissen lassen, dass sie eine „Nachzahlung“ vorgeschlagen habe, erinnert sich Ponat. Das aber stimme nicht: „Es war von Neukauf die Rede.“ Die 78-Jährige erhielt zudem eine Zahlungsaufforderung. Wegen Verstoßes gegen die Beförderungsbedingungen der Eurobahn sollte sie 60 Euro zahlen. Parallel ermittelte die Polizei gegen die Ehefrau eines Juristen wegen des Verdachts, eine Straftat, konkret einen Betrug, begangen zu haben.

Einspruch fand kein Gehör

Eine einfache Fahrt auf der Strecke Warendorf-Münster koste 7,90 Euro, eine Hin- und Rückfahrt 15,80 Euro und ein Tagesticket 12,80 Euro, erläutert eine Sprecherin des Bahndienstleisters Keolis Deutschland GmbH & Co.KG auf Anfrage.

Tatsächlich gebe es das Ticket „von Münster nach Münster“ für 5,40 Euro. Dabei handele es sich um ein 9-Uhr-Tages-Ticket für den Bereich Münster. „Frau Ponat ist in Warendorf eingestiegen, sodass sie hier ohne gültigen Fahrschein unterwegs gewesen ist“, erklärt die Keolis-Sprecherin die Situation, die dann eskalierte. Die Mitarbeiterin habe der Kundin dieses erklärt und nach eigener Schilderung mehrfach angeboten, das korrekte Ticket nachzulösen.

„Doch weder die Erklärung unserer Mitarbeiterin über die gültigen Tarife noch die Angebote des Nachkaufs habe die Dame akzeptieren wollen. Zwischenzeitlich wurde der Tonfall gegenüber unserer Kollegin wohl kontinuierlich respektloser. Aufgrund dessen, dass weder die Nachlösung erfolgen wollte und zudem der Tonfall laut und respektlos wurde, hat unsere Kundenbetreuerin den Personalausweis von der Dame angefordert, um ein erhöhtes Beförderungsentgelt auszustellen. Auch hier weigerte sich die Dame und wurde unverschämt. Daraufhin teilte unsere Kollegin der Dame mit, dass sie dann nun die Bundespolizei hinzuziehen würde. Die Antwort der Dame lautete wohl: ,Dann machen Sie das.‘“ Am Bahnhof in Münster habe die Bundespolizei übernommen. Auch die Kollegin habe vor Ort der Polizei gesprochen.

Der Einspruch Ponats gegen das erhöhte Beförderungsentgelt fand bei der atriga GmbH, Servicecenter der Eurobahn, kein Gehör. Notgedrungen zahlte die Warendorferin die 60 Euro. Hätte sie sich geweigert, wäre der Vorgang ein Fall für den Staatsanwalt geworden, wie Ponat bei einem Gespräch mit einem Mitarbeiter der Bundespolizeiinspektion in Münster erfahren hat.

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