Reihe „DomGedanken“ mit Herta Müller und Joachim Gauck
Stärkende Worte für die Demokratie
Münster
Die Reihe „DomGedanken“ geht in eine neue Runde. Vom 11. August bis zum 8. September werden renommierte Referentinnen und Referenten unter dem Titel „Demokratie – ein Auslaufmodell?“ aktuelle politische und gesellschaftliche Fragen beleuchten. Gerade in der Corona-Krise muss die Demokratie als Staatsform besondere Herausforderungen meistern und dabei auch den gesellschaftlichen Konsens im Auge behalten.
Die Demokratie, die Politiker, aber auch die mündigen Bürger haben es in diesen Zeiten nicht leicht. Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie werden als diktatorisch verunglimpft. Dann wieder scheint es, als höhlten politische Akteure demokratische Strukturen aus. Die Skepsis gegenüber einer vermeintlich schleppend und langsam agierenden Regierungsform nimmt bei manchen Zeitgenossen zu. Unter dem Titel „Demokratie – ein Auslaufmodell?“ nähern sich die „DomGedanken 2021“ im St.-Paulus-Dom Münster dieser Problematik. An „fünf Abenden der Hoffnung“, so der Untertitel, werden vom 11. August bis zum 8. September mittwochs ab 18.30 Uhr renommierte Referentinnen und Referenten dazu einen Abend gestalten.
Den Auftakt macht am 11. August unter dem Titel „Die Zeit ist ein Dorf. Die Angst hat das kürzeste Gesicht“ die Schriftstellerin Herta Müller. Die Berlinerin wurde 2009 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Als frühere Angehörige der deutschsprachigen Minderheit in Rumänien gehören die Demokratie und die frühere kommunistische Diktaturin Rumänien zu den Themen der 1987 nach Deutschland ausgereisten Autorin. Herta Müller weiß, was Diktatur bedeutet, und sagt: „Wenn dieser Maßstab fehlt, verliert die Freiheit einer Demokratie ihren Wert.“
Eine Woche später, am 18. August, gestaltet Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte, Direktor der NRW School of Governance und Professor für Politikwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen, den Abend zum Thema „Wählen und Regieren in der Coronakratie. Politologische Beobachtungen am Krisen-Rand“. Im Superwahljahr 2021 wird man Korte im Fernsehen noch öfter sehen.
Das Thema am 25. August mit Prof. Dr. Hedwig Richter aus München, Professorin für Geschichte an der Universität der Bundeswehr, lautet: „Demokratie – eine Fiktion? Warum sich eine Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte lohnt“. Anhand der Demokratiegeschichte erläutert die Referentin, dass demokratische Praktiken oft als „Elitenprojekt“ eher von oben verordnet als von unten eingefordert worden sind. Dabei lasse sich „Demokratiegeschichte nur als gemeinsame und transnationale Geschichte schreiben.“
Am 1. September referiert der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck über „Demokratie in Frage? Anmerkungen zur Diagnose und Therapie“. Gauck war von 2012 bis 2017 elfter deutscher Bundespräsident. Zuvor hatte der Theologe, der sich in DDR-Zeiten in der Opposition engagierte und Mitinitiator des kirchlichen Widerstands gegen die SED-Diktatur war, unter anderem neun Jahre lang das Stasi-Unterlagen-Archiv geleitet. „Mögen Ängste uns auch begleiten: Wir lassen uns das Vertrauen zu uns selbst und zu unserer Demokratie nicht nehmen“, so Gaucks Appell.
Zum Finale spricht am 8. September der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn über das Thema „Demokratie – das Fundament Europas. Anmerkungen zur Kraft freiheitlicher Staatsformen“.
Für alle Termine sind Anmeldungen unter www.paulusdom.de oder bei der Domverwaltung unter
02 51/495 67 00, E-Mail dom@bistum-muenster.de, nötig. Ab Montag, 26. Juli, erteilt die Domverwaltung dann Zusagen mit Platzvergabe. Insgesamt sind pro Termin etwa 250 Personen zulässig. Die Abende sind auch im Live-Stream zu verfolgen.
Startseite