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Carsten Fischer produziert Energie für sein Haus selbst

Leben im Kraftwerk

Dülmen

Carsten Fischer sitzt auf der Terrasse hinter seinem Haus und genießt die Sonne. Und das gleich im doppelten Sinne. Während er sich bräunt, füllen sich die Akkus seines Hauskraftwerks und der Elektroautos in der Garage ganz ohne sein Zutun. Die Sauna im Keller, zahlreiche Elektrogeräte im Haus und zwei Autos in der Garage brauchen viel Energie – hohe Kosten hat Fischer dennoch nicht. Denn er und seine Frau Karin sind nahezu unabhängig von steigenden Gas-, Strom- und Spritpreisen.

Mirko Heuping

Mit Photovoltaik- und Solarthermiemodulen auf dem Dach sowie einem Blockheizkraftwerk im Keller decken sie ihren Energiebedarf zu 80 Prozent selbst. Und das in einem geräumigen Einfamilienhaus mit großer Glasfassade. Die Energieoffensive der Fischers begann im Jahr 2008 mit dem Einbau einer neuen Heizung. „Damals hat man mir empfohlen, die Solarthermieplatten auf dem Dach gleich mitzuinstallieren“, sagt der Kieferchirurg. Sie sorgen für warmes Wasser zum Duschen, für die Spülmaschine und die Fußbodenheizung.

Die Technik faszinierte Fischer und weckte seinen Ehrgeiz, durch weitere Maßnahmen möglichst viel Energie selbst zu produzieren und gleichzeitig die Umwelt zu schonen. „Das macht mir richtig Freude“, sagt er mit leuchtenden Augen. Stolz führt er durch sein Haus und zeigt die einzelnen Elemente für den Energiemix. Für sie hat er in den vergangenen Jahren eine Stange Geld in die Hand genommen. Und das trotz des Wissens, dass sich nicht alle Ausgaben amortisieren: „Unser Hauskraftwerk müsste dafür 100 Jahre laufen, doch nach 15 bis 20 Jahren lässt der Akku nach“. Fischer investierte dennoch. Er hofft, dass die bislang sehr teure Speichertechnik in den kommenden Jahren deutlich günstiger wird.

Für Unabhängigkeit

Carsten Fischer hat im Kleinen realisiert, was sich laut einer Emnid-Umfrage 83 Prozent der Deutschen für eine größere Unabhängigkeit von Energieimporten aus dem Ausland wünschen: Auf erneuerbare Energien setzen und die Energieeffizienz steigern. Lediglich 17 Prozent wollen weiterhin auf fossile Energien und Atomkraft setzen.

Die Photovoltaikmodule, mit deren Energie er locker den Strombedarf im Haushalt deckt, lohnen sich in finanzieller Hinsicht schon jetzt. Vor allem, weil Fischer überschüssige Energie, die vom 16 kWh-Hauskraftwerk nicht aufgenommen werden kann, zum Aufladen der großen Auto-Akkus (16 und 85 kWh) nutzt. Ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk sorgt für Wärme im Winter.

Eine vollkommende Selbstversorgung ist derzeit allerdings noch unmöglich. „Das liegt vor allem an einer Winterlücke. Die bekommen wir mangels Sonne nicht ohne weiteres überbrückt“, sagt Fischer. Dazu bräuchte es riesige Speicher, die über Monate hinweg die Sommerwärme aufnehmen und abgeben könnten. Bereits jetzt steht ein 750 Liter Kombiwärmespeicher im Keller des Hauses. Der hält allerdings höchstens einige Tage. Danach müssen doch wieder die Stadtwerke liefern.

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