Alles ganz legal
Start-up will zwischen Dortmund und Münster medizinischen Hanf anbauen
Das Start-up "Hanfpassion" macht sich die neuen Gesetze zu Nutze. Seit Cannabis zur medizinischen Anwendung zugelassen wurde, bemühen sich die Unternehmensgründer nicht nur um eine Import-Lizenz, um die Pflanze aus Kanada einzuführen, sondern auch um eine Anbau-Lizenz. Aus dem selbst gezogenen Hanf wollen sie Medizinpräparate herstellen, um Schwerkranken zu helfen.
Hanf als Passion zu beschreiben, klingt beim ersten Hören seltsam. Denn an der Pflanze klebt das Drohwort Droge. Cannabis kann aber mehr als nur high machen. Derzeit ist es vor allem als Ultima Ratio in der Schmerztherapie in der Diskussion.
„Hanfpassion“ nennt sich vor dieser Kulisse nicht zu unrecht ein junges Unternehmen aus Dortmund, das auf dem Feld der medizinischen Cannabis-Anwendung seine Chance wittert. Das Start-up bemüht sich derzeit um eine Import-Lizenz für die berauschenden Pflanzen. „Wir hoffen, sie spätestens im August zu haben“, sagt Ricardo Pendon.
Cannabis zugelassen
Im März hat der Bundestag Cannabis als Arzneimittel freigegeben. Dessen Inhaltsstoffen PCB und CBD wird unter anderem eine schmerzlindernde, entzün dungshemmende, appetitanregende und krampflösende Wirkung zugeschrieben. Ärzte können ab sofort Hanf-Blüten und Pflanzenextrakte ohne Sondergenehmigung verschreiben.
Bisher wurden sie nur in Ausnahmefällen als Medikament eingesetzt. Statt 5000 Patienten könnten künftig mehr als 800.000 davon profitieren. Experten rechnen mit Umsatzaussichten in dreistelliger Millionenhöhe. Von diesem Kuchen wollen sich die Dortmunder ein gehöriges Stück abschneiden.
Unternehmen strebt Anbau-Lizenz an
Hanfpflanzen aus Kanada in großem Stil in Deutschland einzuführen und als Arzneimittel auf den Markt zu bringen, ist für das Trio aber nur der erste Schritt. Die eigentliche Geschäftsidee geht darüber hinaus: Die Unternehmensgründer wollen letztlich eine Anbau-Lizenz bekommen und aus selbst gezogenem Hanf Medizinpräparate herstellen. „Wir möchten, dass das demnächst irgendwo zwischen Dortmund und Münster passiert“, betont Walter Krispin, der zweite Gesellschafter.
Demnächst heißt: Wenn möglich schon 2018. Zuvor muss die im Februar gegründete staatliche Cannabis-Agentur die Rahmenbedingungen festlegen und Lizenzen vergeben. Beim Geschäft mit Cannabis geschieht nichts ohne Vater Staat.
Motivation aus eigener Erfahrung
Für die Dortmunder kam das parlamentarische Plazet im März überraschend. Dass die Legalisierung kommen würde, war klar. Niemand hatte jedoch damit gerechnet, dass das so schnell vonstatten geht. „Damit wurde unser Zeitplan gehörig durcheinandergewürfelt“, erzählt der Niederländer Oscar Kuhl. Er hatte die Geschäftsidee nach einer leidvollen Erfahrung entwickelt. Sein Bruder erkrankte vor Jahren an Krebs und konnte seine Schmerzen nur mit Cannabis lindern.
Investoren sind in Sicht
Wer gründet, braucht Geld. Eine Crowdfunding-Aktion, bei der das Trio Privatleute online um eine finanzielle Beteiligung bat, ging 2016 gehörig schief. Kuhl, Krispin und Pendon finanzierten darum aus eigener Tasche.
Neues Spiel, neues Glück: Jetzt, da sich der rechtliche Rahmen geändert hat, seien Investoren aufmerksam geworden, erzählen sie.
Knapp vier Millionen Euro benötigen die Drei, um eine abgesicherte Produktionsstätte aufzubauen, Anbaufläche inklusive. „An uns sind Investoren herangetreten, die das komplett finanzieren und an uns vermieten wollen“, sagt Kuhl und schaut sehr zuversichtlich.
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