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Priester bezichtigt früheren Bischof eines Übergriffs

Vorwürfe gegen Lettmann

Münster

Diese Mitteilung des Bistums Münster löste Bestürzung aus: Ein in den Jahren 1974 bis 1987 im Bistum Münster tätiger Priester erhebt wegen eines angeblichen grenzverletzenden Übergriffs Vorwürfe gegen den 2013 verstorbenen Bischof von Münster, Dr. Reinhard Lettmann.

Von Johannes Loy

Reinhard Lettmann (1933-2013) war von 1980 bis 2008 Bischof von Münster. Foto: pbm

Die Nachricht löst Bestürzung aus: Ein in den Jahren 1974 bis 1987 im Bistum Münster tätiger Priester erhebt Vorwürfe gegen den verstorbenen Bischof von Münster, Dr. Reinhard Lettmann. Hiernach soll Lettmann den damals schon erwachsenen Priester bei einer kurzen persönlichen Begegnung in Münster „in grenzverletzender, übergriffiger Weise“ berührt haben, so das Bistum in einer Mitteilung. Der Priester habe seine Aussage mit einer eidesstattlichen Versicherung bestätigt.

Peter Frings

Der Priester hatte den Vorwurf bereits kurz vor Weihnachten 2021 in einem Gespräch mit dem Interventionsbeauftragten Peter Frings erhoben. Bistumssprecher Stephan Kronenburg teilte mit, das Bistum habe sich für den direkten Weg in die Öffentlichkeit, um auf keinen Fall in Vertuschungsverdacht zu geraten. Peter Frings erläutert: „Es handelt sich um den ersten Vorwurf dieser Art gegen den verstorbenen Bischof. Wir nehmen das ernst und haben den Sachverhalt umgehend den Historikern der Universität Münster vorgelegt“, sagt er. Wissenschaftler der Universität Münster arbeiten derzeit an einer Studie zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Bistum.

„Was damals genau passiert ist, werden wir vermutlich nicht mehr aufklären können“, sagt Frings. Konkrete Zeugen konnten nicht namentlich benannt werden. Frings: „Die in dieser Zeit bei Bischof Lettmann tätigen Bischofskapläne habe ich befragt; sie konnten zu dem Sachverhalt nichts sagen.“

Reinhard Lettmann war von 1980 bis 2008 Bischof von Münster. Er starb 2013.

Historiker zeigt sich abwartend

Ob aus der Causa Lettmann noch mehr wird als die nicht mehr zweifelsfrei zu belegende Anschuldigung eines Einzelnen, lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sagen. Im Moment steht die eidesstattlich unterfütterte Anschuldigung eines Priesters im Raum, wonach es in einem Fall zu einem angeblich grenzverletzenden oder gar übergriffigen Verhalten des früheren Bischofs von Münster, Reinhard Lettmann, gekommen sein soll.

Der Vorfall könnte sich in den 1980er Jahren ereignet haben. Prof. Dr. Klaus Große Kracht aus Münster, der zusammen mit Prof. Dr. Thomas Großbölting die Leitung des Projektes „Aufarbeitung des Missbrauchs an Minderjährigen im Bistum Münster“ innehat, kann zum jetzt wie ein Lauffeuer kursierenden Fall nur mitteilen, dass es bislang weder weitere Anschuldigungen gegen Lettmann gibt noch Dokumente, die die Anschuldigung bestätigen.

Dr. Klaus Große Kracht  Foto: MünsterView / Heiner Witte

Das Forschungsteam habe nach der Übergabe des Falles durch das Bistum sowohl die Korrespondenz Lettmanns aus der fraglichen Zeit wie auch die Personalakte des Priesters unter die Lupe genommen. Dieser lebt nach Angaben von Bistumssprecher Stephan Kronenburg seit vielen Jahren in einem anderen Bistum in Deutschland.

„Weder in der Korrespondenz des Bischofs noch in der Personalakte haben wir Spezifisches oder auch nur einen Hinweis gefunden, der die Anschuldigung untermauert oder bestätigt“, teilte Große Kracht mit. Seinem Kenntnisstand nach geht es um eine als grenzverletzend empfundene „Berührung oberhalb der Kleidung“.

Keine weiteren Hinweise auf mögliches Fehlverhalten

Da sich die Historikergruppe eigentlich mit Vorfällen sexueller Gewalt gegenüber Minderjährigen befasst, fällt der jetzige Fall aus dem Rahmen, wird aber mit den zur Verfügung stehenden Mitteln dennoch historisch untersucht. „Man kann sich im Grunde momentan kein Urteil erlauben“, sagt Große Kracht. Er verweist zusätzlich darauf, dass es weder weitere Hinweise auf mögliches Fehlverhalten des früheren Bischofs von Münster gibt, noch seien ihm entsprechende Gerüchte bekannt.

Im Juni will die vom Bistum Münster beauftragte Historikerkommission ihren Abschlussbericht über Fälle sexueller Gewalt an Minderjährigen veröffentlichen, der auf rund 200 untersuchten Vorfällen fußt. Der Verlag Herder wird diesen Bericht als Buch veröffentlichen.

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