Schwere Vorwürfe gegen Mitarbeiterinnen
Rituelle Gewalt: Bistum schließt Beratungsstelle
Münster
Eine Mitarbeiterin des Bistums Münster soll einer Frau in Therapiestunden eingeredet haben, Opfer ritueller Gewalt geworden zu sein. Das Bistum hat am Montag Konsequenzen aus den schweren Vorwürfen gezogen und die Beratungsstelle geschlossen.
Das Bistum Münster hat am Montag die Beratungsstelle „Organisierte sexuelle und rituelle Gewalt“ geschlossen. Das Angebot umfasste die psychosoziale Begleitung Betroffener, hieß es in einer Mitteilung am Abend. Diese war bei der Ehe-, Familien- und Lebensberatung (ELF) angesiedelt.
Hintergrund sind schwere Vorwürfe gegen die beiden Mitarbeiterinnen wegen der Art der Beratung. So soll nach Informationen unserer Redaktion eine Beraterin einer Frau in Therapiestunden regelrecht eingeredet haben, ein Opfer ritueller Gewalt gewesen zu sein, obwohl es laut Bistum Nachweise für solche Taten und Verschwörungstheorien nicht gebe.
Experten: Es gibt keine Belege
Auch das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ hat die Vorwürfe aufgegriffen. „Sicher ist, dass es organisierte sexuelle Gewalt gibt, etwa im Zusammenhang mit Kinderpornografie. In der Fachwelt, sowohl in der psychotherapeutischen als auch in der juristischen, ist jedoch der professionelle Umgang mit dem Thema rituelle Gewalt umstritten“, sagt der Beauftragte für die ELF im Bistum Münster, Antonius Hamers.
Aussagen über die Existenz ritueller Netzwerke stünden Aussagen der Nicht-Beweisbarkeit ritueller Gewalt gegenüber. „Es sind weder Theorien über rituelle Netzwerke belegt noch konnte ritueller Missbrauch durch angeblich im Verborgenen organisierte Täterorganisationen nachgewiesen werden“, so Hamers.
Betroffene sollen sich an andere Beratungsstellen wenden
Die Fortführung der Beratungsstelle sei vor diesem Hintergrund nicht mehr länger vertretbar gewesen. Das Bistum prüft, wie künftig im Kontext von ritualisierter Gewalt unabhängige, kompetente Beratungsangebote für Betroffene bereitgestellt werden können. Solange wird Betroffenen organisierter sexueller Gewalt geraten, sich an andere Beratungsstellen zu wenden.
Als rituelle Gewalt wird eine Form planmäßiger und systematisch ausgeführter körperlicher und psychischer Gewalt bezeichnet. Sie wird in Gruppierungen ausgeübt, die ihre Handlungen in ein Glaubenssystem einbetten oder ein Glaubenssystem vortäuschen. Nachweise dafür gibt es laut Expertenmeinung nicht.
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