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Museum im alten Bahnhof in Horstmar

Sammler plant die ungewöhnliche Ausstellung "Die Horstmarer Schweinerei"

Horstmar

Rund 9500 Schweine hat Norbert Wiechers aus Horstmar schon gesammelt – und nahezu täglich werden es mehr. Wohin damit? „Ein Schweinemuseum muss her“, dachte er sich. Jetzt werkelt er an der Ausstellung unter dem griffigen Titel „Die Horstmarer Schweinerei“. Und wir durften schon mal gucken.

Gunnar A. Pier

Vor dem ehemaligen Horstmarer Bahnhof steht eine Schweine-Skulptur, die Norbert Wiechers selbst gebaut hat. Sie weist darauf hin, dass hier das Museum „Horstmarer Schweinerei“ entsteht. Foto: Gunnar A. Pier

Auf einem Tisch im künftigen Ausstellungsraum liegt das Buch „Das allgegenwärtige Schwein“. Das passt ja wie Span zum Ferkel, denn hier im alten Horstmarer Bahnhof ist eine „Schweinerei“ im Gange. So jedenfalls soll das Museum heißen, an dem Norbert Wiechers seit Jahren werkelt. Im kommenden Jahr möchte er die Sau rauslassen, dann soll die Ausstellung eröffnen. Im Mittelpunkt steht fortan „das Schwein als Kulturgut“.

Das einstige Bahnhofgebäude ist schon lange mit neuem Leben erfüllt. Ein Ausflugscafé betreibt Wiechers hier zusammen mit zwei Mitstreitern. Besonders bei schönem Wetter brummt der Laden, denn er liegt direkt an der ehemaligen Bahnstrecke von Rheine nach Coesfeld, die heute ein komfortabel asphaltierter Radweg ist und sommertags scharenweise Ausflügler mit Hunger und Durst herführt. Weil die eher draußen sitzen, ist drinnen Platz fürs Museum. Schwein gehabt.

Saugute Idee!

Doch wie ist Wiechers auf die saugute Idee gekommen? Eher zufällig, erzählt er. Gut, er war sein ganzes Berufsleben mit den Landwirten in der Umgebung zu im Kontakt, verkaufte Landmaschinen, Aufstallungen, Fütterungstechnik. „Aber mit dem lebenden Tier habe ich eigentlich nie zu tun gehabt.“

Mit einem Glücksschwein fing alles an

Als er 1997 im Gewerbegebiet von Horstmar eine eigene Firma eröffnete, schenkte ihm seine Schwester als Glücksbringer ein Porzellanschwein mit Ferkeln. „Das habe ich liebevoll auf meinen Schreibtisch gestellt“, erinnert sich Wiechers. Ein Schwein bleibt selten allein: Schnell kamen weitere hinzu, der Schreibtisch wurde voll, eine erste Vitrine auch. „Daraus entstand eine Sammelleidenschaft.“ Sie wurde zum Selbstläufer, heute hat er rund 9500 Schweine – und auch das scheint nur ein Schritt auf dem Weg in die Unendlichkeit zu sein. Inzwischen melden sich Gleichgesinnte aus ganz Deutschland und vermachen ihm ihre Sammlungen. Plüsch-Schweine, Holz-Schweine, Plastik-Schweine, Schweine-Bücher, Metall-Schweine, Schweine mit Hut, mit Pünktchen, mit Jungen und mit Schlitz für den Spar-Groschen. Längst sind es so saumäßig viele Exemplare, dass das Gros schmucklos in Kisten schlummert.

Im Gebäude liegt das Buch „Das allgegenwärtige Schwein“. Foto: Gunnar A. Pier

„Ein Schweinemuseum muss her.“

„Alles nur zu Hause endlagern – das macht doch überhaupt keinen Sinn“, sagt der Ur-Horstmarer. So kam er auf die Idee: „Ein Schweinemuseum muss her.“ Er gründete den Verein „Horstmarer Schweinerei e.V.“ und arbeitet seither an seiner Idee eines Erlebnismuseums.

Viel ist schon zu sehen im alten Bahnhofsgebäude. Eine Wand mit Ausstellungsstücken wie Scheffeln und Sensen, die über die Nutztierhaltung in früheren Zeiten informieren, ebenso wie ein lebensgroßes Schwein im Stall, eine plüschtierreiche Spielecke, eine Mitmachstation zu unterschiedlichen Körner, ein Regal mit Büchern zum Thema.

Ungefähr 9500 Schweine hat Norbert Wiechers gesammelt. Viele lagert er in Kartons. Das ist zu schade, findet er und plant ein Museum im ehemaligen Horstmarer Bahnhof. Foto: Gunnar A. Pier

Mehr als Sammelschweine

Denn das Museum will mehr bieten als eine riesige Sammlung niedlicher, süßer, origineller, kitschiger Sammelschweine. „Wir wollen die Brücke zum Schwein in der Realität schlagen“, sagt Wiechers. Er denkt an Schulklassen und Kindergartengruppen, die hier spielerisch zum Thema finden – und dann viel lernen über die Haltung der Tiere, ihre Bedeutung für die Region, für die Landwirtschaft, für die Ernährung. Vom Kuscheltier zum Nutztier. Schließlich ist das Münsterland eine Schweinehalter-Region. Der künftige Museumsdirektor denkt auch an Webcam-Liveschaltungen in einen nahen Schweinestall. Liebe Kinder, vergesst „Ein Schweinchen namens ­Babe“ – hier ist die Realität. „Ich habe mir auf die Fahnen geschrieben, das Kulturgut Schwein in den Vordergrund zu stellen.“

Eröffnung im Sommer 2021

Bis es so weit ist, haben Wiechers und seine Mitstreiter noch sauviel Arbeit vor der Brust. Doch der Horstmarer ist optimistisch, dass das Museum im Sommer 2021 eröffnet. Und vielleicht gibt es ja eines Tages einen Ausstellungskatalog. Er müsste wohl „Das allgegenwärtige Schwein“ heißen.

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