Peta schimpft über Plastikfische
Sturm im Aquarium
Münster
Die Tierschutzorganisation Peta setzt sich jetzt auch für Plastikfische ein. In einer Pressemitteilung verlangte sie: „Freiheit statt Cocktailbar: Peta möchte Ausquartierung des Aquariums“. Der Haken: In dem etwa 150 bis 180 Liter großen Aquarium in einer Gronauer Bar schwimmen Plastikfische.
Anlass für den Aufregung war die Anzeige einer Gronauerin am 20. Mai, die in der Bar das Aquarium mit darin schwimmenden Fischen entdeckt hatte. Die Frau hatte gleichzeitig „Peta“ eingeschaltet.
Nach Angaben des Kreises Borken ist daraufhin eine Veterinärin von Borken nach Gronau gefahren, um das zu überprüfen. Tatsächlich: „Wasserqualität, Temperatur und Besatzdichte – alles okay“, berichtete Kreissprecher Karlheinz Gördes auf Anfrage unserer Zeitung. Trotzdem: „Das Halten von Fischen in Diskotheken ist tierschutzwidrig“, sagt Gördes. Die laute Musik würde sich über Schallwellen auf die empfindlichen Tiere übertragen. Deswegen habe der Kreis mit dem Betreiber gesprochen, damit er die Fische aus dem Club entfernt.
Über die Haltung von Fischen in solchen Betrieben sind sich der Kreis Borken und „Peta“ damit mehr oder weniger einig: „Laute Musik, vibrierende Bässe, Flackerlicht, umgekehrter Tages- und Nachtrhythmus, an die Scheiben klopfende Besucher – die Fische sind enormem Stress ausgesetzt“, behauptet Dr. Tanja Breining, Meeresbiologin bei Peta Deutschland e.V. „Fische gehören nicht in eine laute Bar.“ Nur: Da dümpelten in dem Becken in Gronau schon längst Plastikfische.
Bei einer weiteren unangekündigten Kontrolle habe die Veterinärin gesehen, wie der Betreiber der Bar die Tiere in Eimern abtransportierte. Nach seinen Angaben sollten die Fische bei Verwandten untergebracht werden. Das Aquarium soll aber weiter in dem Klub stehen, weil sich das „dekomäßig ganz gut macht“, zitiert der Kreis den Betreiber.
Anders als vom Kreis Borken gedacht, war das Verfahren damit aber noch nicht beendet. Die Zeugin warf laut Peta immer mal wieder einen Blick aufs Aquarium, allerdings wegen einer Sommerpause des Betriebs wohl durchs Fenster. „Wir vermuten das“, sagt Gördes. Er geht davon aus, dass sich die Informantin wieder an „Peta“ gewandt hat. Denn am 4. August meldete sich der Verein wieder beim zuständigen Veterinäramt.
Beim Blick durchs Fenster hat die Zeugin allerdings wohl nur das Aquarium sehen können. Ob auch Fische drin schwammen, habe sie nicht klar sagen können.
Also machte sich eine Mitarbeiterin des Veterinäramts wieder – unangemeldet – auf den Weg nach Gronau (60,1 Kilometer), stand aber wegen der Betriebsferien vor verschlossenen Türen. Bei einer Kontrolle am Dienstagabend bestätigten sich dann die Angaben des Betreibers. In dem Becken schwammen Plastikfische.
Der Besitzer der Bar, deren Name der Redaktion bekannt ist, der aber nicht erwähnt wird, um den Betreiber nicht in ein schlechtes Licht zu rücken, war davon alles andere als begeistert. Schließlich erweckte „Peta“ den Eindruck, dass er wiederholt gegen den Tierschutz verstoßen hat. Obwohl in seinem Aquarium nur ein paar Plastikfische vor sich hinschwammen.
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