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Alonsos emotionalster Tag: Bayer trifft auf Ferencvaros

Monte Carlo (dpa)

Bayer Leverkusen hat das 2:3 gegen die AS Monaco gedreht und das Achtelfinale der Europa League erreicht. Ausgerechnet im Elfmeterschießen. Für Trainer Xabi Alonso könnte das ein Wendepunkt sein.

Holger Schmidt, dpa

Leverkusens Spieler bejubeln den Sieg nach dem Elfmeterschießen. Foto: Federico Gambarini/dpa

Xabi Alonso sah frisch aus am nächsten Morgen. Nichts deutete nach dem emotionalsten Tag seiner jungen Trainer-Karriere auf eine große Party-Nacht hin. Nur das Lächeln war noch nicht aus seinem Gesicht gewichen. «Wir hatten keine Zeit zu feiern», sagte der Trainer von Bayer Leverkusen am Freitagfrüh in Monaco: «Meine Familie war hier, wir haben diesen schönen Moment geteilt. Aber jetzt bin ich schon wieder fokussiert auf die Arbeit.»

Mit seinem Team trainiert Alonso am Freitag noch im Fürstentum. Dort erreichte das Team die Nachricht vom Achtelfinal-Los. Wie in der Gruppenphase der vergangenen Saison treffen die Leverkusener auf den ungarischen Meister und Pokalsieger Ferencvaros Budapest. «Das ist ein guter Gegner, es waren zuletzt zwei enge Spiele. Das ist eine reizvolle Aufgabe,die wir selbstbewusst angehen und wir werden alles dafür tun, um schon im Heimspiel in der BayArena ein gutes Ergebnis zu erzielen», sagte Sportchef Simon Rolfes.

Erst am Samstagmittag geht der Flieger nach Basel. Am Sonntag steht das nächste Liga-Spiel beim SC Freiburg an. Und auch wenn Alonso das Ganze schon wenige Stunden später äußerlich cool kommentierte: Das Erreichen des Achtelfinals in der Europa League durch einen Elfmeter-Krimi bei der AS Monaco war für ihn ein echter Befreiungsschlag.

Den er im ersten Moment auch ungewohnt ausgelassen bejubelt hatte. Direkt nach dem entscheidenden Elfmeter von Moussa Diaby hatte er Handküsschen zu seiner Familie auf die Tribüne geworfen und für einige Sekunden nicht gewirkt wie ein durch zahlreiche Fußball-Schlachten gestählter Welt- und Europameister nach einem Play-off-Spiel. Doch dieser Sieg war für ihn auch nicht irgendein Sieg.

Rolfes sprach dem Coach jedenfalls die meisten Lorbeeren an diesem Erfolg zu. Denn nach den zuletzt schwachen Ergebnissen und seiner missglückten Großrotation vor der 2:3-Heimniederlage in der Liga gegen Mainz war durchaus schon die Frage durchgeklungen, ob Alonso der richtige für die Werkself sei. «Xabi hat viel Kritik bekommen nach dem Wochenende, weil er so viel gewechselt hat», sagte Rolfes: «Aber hätte er das nicht gemacht, wären wir hier nicht weitergekommen. Deswegen war es auch ein Sieg von ihm.»

Nachdem Alonsos Name bei der Verpflichtung in Leverkusen alle elektrisiert hatte, musste der Baske schnell erkennen, dass diese Vorschuss-Lorbeeren aus der ersten Karriere schnell verwelken. Und dass der Trainer Xabi Alonso irgendwann einfach nur wie ein Trainer bewertet wird. Und nicht wie der Weltstar, der beim FC Liverpool, Real Madrid und dem FC Bayern als Leader große Erfolge gefeiert hat.

«Es ist ein Unterschied, solche Spiele als Spieler und als Trainer zu erleben», sagte der 41-Jährige: «Natürlich habe ich den Moment mit meinen Spielern genossen. Ich war glücklich für sie, dass sie diesen Moment kreiert haben. Natürlich bin ich stolz, und wir dürfen diesen Moment auch genießen. Aber es liegt noch ein weiter Weg vor uns.»

Was Alonso, dessen Lieblingswort «Kontrolle» ist, nie aussprechen würde: Er hofft auch auf einen langen Weg in der Europa League. «Wir haben Lust, hier dabei zu sein», sagte der zweimalige Champions-League-Sieger - als Spieler. «In Europa zu bleiben, ist eine Freude für den Verein, für alle. Ich weiß nicht, wie weit es geht. Aber den Stress Donnerstag-Donnerstag-Sonntag nehmen wir gerne mit.»

Die Spieler waren nach dem emotionalen Erlebnis vom Donnerstag etwas forscher. «Jetzt sind weiter im Rennen für den Sieg in der Europa League», erklärte Robert Andrich. Und Abwehrchef Jonathan Tah erkärte: «Ich spiele kein Turnier mit, um zu sagen, ich will irgendwann ausscheiden. Wir sind bereit für alles und wir haben Lust auf alles.»

So gesehen könnte der 23. Februar ein Wendepunkt sein in dieser für Bayer so wechselhaften und vor allem enttäuschenden Saison. Und das nicht nur, weil die Werkself ihren Elfmeter-Fluch gebannt hat. Sieben von acht Strafstößen hatte sie zuvor wettbewerbsübergreifend vergeben, nun trafen alle fünf Schützen. «Wir standen im Kreis und waren alle im Arsch. Aber wir haben die Kräfte gebündelt und als Team gelitten», sagte Andrich.

Alonso habe die Schützen ausgesucht und verkündet. «Und alle haben direkt gesagt: Alles klar, wir schießen.» Sie folgen ihrem Trainer also in Leverkusen. Und das ist sein bisher größter Erfolg.

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