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Närrisches Treiben

Comeback des Karnevals: Narren drehen nach Corona wieder auf

Köln (dpa/lnw)

Nach coronabedingter Abstinenz ist der Karneval wieder da - mit Menschenmengen, Schunkeln und Bützchen (Küsschen). Der oberste Karnevalist von Köln konstatiert: Es gibt Nachholbedarf. Auch außerhalb der Domstadt.

Von dpa

Blick am Vormittag auf die Zülpicher Strasse, wo tausende Karneval feiern. Foto: Thomas Banneyer/dpa

Rathausstürmer, Schlipsjäger, Wildpinkler - die «tollen Tage» feiern ihr Comeback: In den Hochburgen des närrischen Frohsinns hat am Donnerstag der Straßenkarneval begonnen, erstmals wieder ohne Corona-Auflagen. In Köln ließ das Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau die Jecken los. In Bonn griffen die Waschweiber an. In Düsseldorf nahmen die Möhnen den Bürgermeister gefangen. «Zwei Jahre hattet ihr Ruhe vor uns, aber heute ist Frauenpower angesagt», rief die Karnevalsprinzessin «Venetia» Uasa Maisch. «Wir schneiden euch die Krawatten ab. Es geht euch an den Kragen.»

Der Kölner Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Das Wetter stimmt, die Stimmung stimmt, die Leute haben Lust, wieder gemeinsam etwas zu erleben, was wir zwei Jahre lang nicht konnten - und da gibt es viel Nachholbedarf.» NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte dem «Kölner Stadt-Anzeiger», es sei dieses Jahr ein besonderer Karneval, weil Krieg, Inflation und Geldsorgen viele Menschen belasten würden: «Umso wichtiger finde ich, dass es diese Tage gibt, an denen man mal für einige Stunden abschalten und die Sorgen beiseitelegen kann.»

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker rief zu großzügiger Hilfe für die Opfer des Erdbebens in der Türkei und in Syrien auf. Köln war erneut das Ziel Zehntausender Feiernder von auswärts. Die Polizei war dort mit mehr als 2000 Beamtem im Einsatz. Die Stadt hatte in Köln vorsorglich 550 Mobiltoiletten, 140 Urinale, 20 Urinalrinnen und elf Toilettenwagen aufgestellt. Ordnungsamtschefin Athene Hammerich drohte: «Wildes Urinieren wird der Ordnungsdienst konsequent ahnden.»

Schon am Mittag wurde das Studentenviertel rund um die Ausgehmeile Zülpicher Straße wegen Überfüllung abgeriegelt. Manche Jugendliche benötigten nach Polizei-Angaben schon mittags ärztliche Hilfe, weil sie «sehr viel Alkohol in sich reingeschüttet» hatten. Bis zum Nachmittag wurden nach Polizei-Angaben zwei Personen nach einer Schlägerei in Gewahrsam genommen. Polizeipräsident Falk Schnabel sagte jedoch, die Situation sei nicht vergleichbar mit dem 11.11. Beim Karnevalsauftakt im November war kritisiert worden, dass es an den Zugängen zu gefährlichem Gedränge gekommen sei.

Die ursprüngliche Bedeutung des Karnevals aus dem Mittelalter besteht darin, die Welt für einige Tage auf den Kopf zu stellen und die Rollen zu tauschen: Nonnen durften sich danebenbenehmen, Knechte ihre Herren ausschimpfen. Große Teile Deutschlands erwiesen sich jedoch als nicht karnevalisierbar - und das ist so geblieben: Umfragen zeigen immer wieder, dass das närrische Treiben die Mehrheit der Menschen kalt lässt.

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