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Betreiber schlagen Alarm

Kaum noch freie Plätze in Pflegeheimen

Münster

In den nordrhein-westfälischen Pflegeheimen spitzt sich die Platznot zu. Ein Bett in einer stationären Einrichtung zu finden, wird für Pflegebedürftige immer schwieriger. 

Elmar Ries

Foto: dpa

Viele der rund 2800 Häuser sind inzwischen voll belegt. „Wir haben wieder Wartelisten“, erklärte Katrin Moormann, Sprecherin der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Westliches Westfalen, in Dortmund. Die AWO ist Träger von 58 Seniorenzentren.

Ähnliches berichten der Caritas-Verband für die Diözese Münster, der als Spitzenverband 250 Heime vertritt, und die Landes­geschäftsstelle des Bundesverbandes privater An­­bieter sozialer Dienste (BPA), der in NRW 1900 Einrichtungen be­treibt. „Die Situation ist dramatisch“, betonte die BPA-Landesbeauftragte Christine Strobel.

Für die Misere verantwortlich sind aus Betreibersicht vor allem der Fachkräftemangel und schlechte Abschreibungsmöglichkeiten für Investoren. „Dadurch ist es oft kaum noch möglich, Heime wirtschaftlich zu betreiben“, kritisierte Anne Eckert, Referatsleiterin Altenhilfe beim Caritas-Verband.

Bedarf steigt weiter an

Verschärft wurde die an­gespannte Situation zuletzt durch eine Vorgabe des Landes, mit der Gesundheits­minister Karl-Josef Laumann eigentlich die Standards in der Pflege erhöhen wollte. Seit August 2018 müssen die Heime 80 Prozent Einzel­zimmer vorhalten. Viele Häuser konnten dies nicht erfüllen und machten aus Doppelzimmern Einzelzimmer. „Dadurch sind in NRW 5000 Plätze weggefallen“, so Strobel.

Dabei steigt der Bedarf kontinuierlich. Das Institut der deutschen Wirtschaft rechnet bis 2035 mit einem Zuwachs von rund 35 Prozent. In NRW wären dann fast eine Million Menschen auf Pflege angewiesen.

Nach Angaben der AWO wird sich die Situation in den kommenden Jahren verschärfen. Pflegeheime würden verschwinden, „weil sie bautechnisch nicht auf dem neuesten Stand sind“. Ersatz zu schaffen, sei ohne Entgegenkommen der Kommunen jedoch kaum möglich. Doch die vergäben die Baugebiete lieber zu höheren Preisen an Investoren anderer Anlageklassen wie Ärztehäuser und Bürogebäude.

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