Karneval
Kölner Rosenmontagswagen im Stadion und auf Plätzen
Köln
Corona macht erfinderisch, meint das Festkomitee Kölner Karneval. Ein Rosenmontagszug mit Hunderttausenden Besuchern an der Strecke ist zwar noch nicht möglich. Aber ein Fest im Stadion und die Ausstellung der beliebten Persiflagewagen auf Plätzen in der Innenstadt.
Nach der coronabedingten Zwangspause vor einem Jahr fährt in Köln an Rosenmontag wieder ein Karnevalszug - allerdings nur auf wenigen hundert Metern im Stadion. Die Persiflagewagen des Kölner Rosenmontagszugs mit ihren überlebensgroßen Karikaturen sollen jedoch anschließend an etlichen Plätzen der Domstadt für ungefähr 24 Stunden ausgestellt werden. Diesen an die Corona-Schutzmaßnahmen angepassten Plan für den Rosenmontag gab das Festkomitee Kölner Karneval am Samstag bekannt. Es verteidigte die Entscheidung der Stadt Köln, das gesamte Stadtgebiet an Karneval zur «Brauchtumszone» zu erklären. Damit würden dann überall in der Stadt die schärferen Regeln greifen.
Eineinhalb Wochen vor dem traditionellen Höhepunkt der «fünften Jahreszeit» zeichnen sich damit erneut deutliche Einschränkungen für die Karnevalisten ab. Die NRW-Landesregierung hatte den Städten mit der Corona-Schutzverordnung die Möglichkeit gegeben, an Karneval «Brauchtumszonen» auszuweisen. In diesen Bereichen gilt dann «2G plus»: Grundimmunisierte brauchen einen aktuellen negativen Test oder eine Booster-Impfung. Für Feiern, die in diesen Zonen in Innenräumen stattfinden, brauchen auch Geboosterte einen aktuellen Schnelltest. Auch in Düsseldorf und Bonn sollen «Brauchtumszonen» ausgewiesen werden, für die strengere Corona-Regeln gelten. Die Düsseldorfer Karnevalisten haben den Rosenmontagszug auf den 29. Mai verschoben.
Nach Kritik an der stadtweiten «Brauchtumszone» in Köln hat das NRW-Gesundheitsministerium die großzügige Auslegung der Verordnung als zulässig bezeichnet. Die Rahmenbedingungen schlössen ausdrücklich auch das gesamte Stadtgebiet als Option ein, teilte das Ministerium auf Anfrage mit. Außerdem könne davon ausgegangen werden, dass es im Stadtgebiet von Köln in den genannten Tagen kaum Bereiche oder Veedel gebe, in denen keine «Karnevalsfeierlichkeiten» stattfänden. Das Ministerium wies darauf hin, dass die Regeln der «Brauchtumszonen» nicht im privaten Bereich gelten. Die Kölner SPD-Ratsfraktion hatte die Regelung in der Domstadt als schwer kontrollierbar kritisiert.
Das Festkomitee des Kölner Karneval plant für den Rosenmontagszug im Rheinenergie-Stadion nach derzeitigen Vorgaben mit 8800 Zuschauern, die auf ihren erhöhten Sitzplätzen das wahrscheinlich einmalige Erlebnis des Überblicks über ganze Zugabschnitte hätten. Der Verkauf der wahrscheinlich heiß begehrten Karten für 11,11 Euro je Stück soll aber erst Ende der neuen Woche nach dem Bund-Länder-Treffen starten, bei dem es um weitere Lockerungen gehen dürfte. Das WDR Fernsehen zeigt den Kölner Rosenmontagszug im Stadion nach Angaben des Senders live: am 28. Februar von 09.45 bis 13.00 Uhr. Das Erste zeige dann die Höhepunkte ab 14.10 Uhr, teilte der WDR am Samstag mit.
Das Stadion solle am Rosenmontag der «Hof des Kölner Dreigestirns» sein, das auf einer Bühne in der Tribüne zwischen Jecken sitzen werde. Mit 22 Persiflagewagen, 20 Festwagen, Fußgruppen, Tanzgruppen, Spielmannszüge, Pferde, Kutschen und Bagagewagen komme der «Zoch» auf etwa drei Kilometer Gesamtlänge. Das sei ungefähr die Hälfte eines normalen Rosenmontagszugs in Köln, sagte ein Sprecher des Festkomitees. Der Zug sei in Abschnitte unterteilt: Die Wagen mit 4700 Teilnehmern verweilten auf dem etwa 300 Meter langen Umlauf im Stadion eine Zeit lang für Musikdarbietungen. Die insgesamt 4700 Teilnehmer seien dabei aber nicht alle gleichzeitig im Stadion.
Nach dem «Rosenmontagsfest» im Stadion sollen die 22 Persiflagewagen, mit denen traditionell Missstände angeprangert werden und der Gesellschaft sowie der Politik der Spiegel vorgehalten wird, an zwölf Plätzen in der Kölner Innenstadt ausgestellt werden. Die bewachten und nachts beleuchteten Wagen könnten so bei einem Bummel bis Dienstagmittag intensiver als sonst betrachtet werden. Vom Konzept der dezentral stehenden Wagen ohne Musik solle keine Signalwirkung ausgehen, dass dafür viele Touristen nach Köln anreisen werden.
«Ein Rosenmontag mit Hunderttausenden von Besuchern rechts und links des Zugweges ist in diesem Jahr pandemiebedingt leider immer noch nicht möglich», erklärte Zugleiter Holger Kirsch. Der Präsident des Festkomitees, Christoph Kuckelkorn, hatte schon vor Wochen klargemacht, dass ein Verschieben des Kölner Rosenmontagszugs in den Mai nicht in Frage komme. Man könne den Karneval ebenso wenig im Sommer feiern wie Weihnachten. Der Karneval, der in seiner Geschichte schon viele Aufs und Abs erlebt habe, habe immer mit seiner Kraft dafür gesorgt, den Menschen Zuversicht zu geben, unterstrich er am Samstag.
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