Landesweit noch vier Vermisste nach Hochwasserkatastrophe
Düsseldorf (dpa/lnw)
Bei der Zahl der noch vermissten Menschen nach dem Unwetter in Nordrhein-Westfalen zeigt der Trend nach unten. Insgesamt werden nur noch vier Personen in zwei Kreisen gesucht.
In Nordrhein-Westfalen sind bei der Unwetterkatastrophe bei den verheerenden Regenfällen nach bisherigen Erkenntnissen 47 Menschen ums Leben gekommen. Noch werden vier Personen vermisst. Zwei stammen aus dem Rhein-Sieg-Kreis, zwei aus dem Kreis Euskirchen, wie die Kölner Polizei am Mittwoch mitteilte. In dem massiv vom Hochwasser betroffenen Rhein-Erft-Kreis werden inzwischen keine Menschen mehr vermisst. Seit Dienstag seien fünf noch vermisste Menschen ermittelt worden, erklärte die Polizei. Damit sei nach den bisherigen Erkenntnissen im Kreisgebiet niemand durch die Katastrophe ums Leben gekommen. «Die Menschen sind den Umständen entsprechend wohlauf», sagte Polizeisprecher Thomas Held.
Die Kölner Polizei konnte nach intensiver Suche weitere in den Hochwassergebieten vermisste Menschen ausfindig machen. Seit Dienstag seien zehn Menschen ermittelt worden, sagte ein Sprecher. Am Dienstag hatte die Kölner Polizei die Zahl der Vermissten noch mit 14 angegeben.
Ein Polizeisprecher sagte, inzwischen seien die Handynetze wieder belastbarer, und die Lage sei übersichtlicher geworden. Aber die Suche nach Vermissten sei komplex. Dazu gehöre das Absuchen von Ufern und weggeschwemmten Autos, die Nachfrage im Wohnumfeld oder beim Arbeitgeber. Manche Menschen hätten nicht gewusst, dass sie gesucht wurden.
Rund die Hälfte der nach der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen gesperrten 200 Straßen ist wieder befahrbar. Das teilte der zuständige Landesbetrieb Straßen.NRW am Mittwoch in Gelsenkirchen mit. «Wir arbeiten seit der vergangenen Woche unermüdlich daran, Verkehrswege - wo immer es geht - so schnell wie möglich wieder zugänglich zu machen», sagte die Direktorin Petra Beckefeld laut Mitteilung.
Erst nach und nach wird das gesamte Ausmaß der Schäden an Bahnstrecken nach der Flutkatastrophe sichtbar. So seien viele Bereiche im Katastrophengebiet erst jetzt wieder zugänglich, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn am Mittwoch. Dort laufe die Erkundung der Strecken weiter. Stark betroffen ist etwa die Eifelstrecke. Fotos eines Abschnitts bei Kall zeigen Unmengen Holz und Unrat auf den Gleisen.
Der Energiekonzern RWE bietet Menschen, die durch die Unwetterkatastrophe ihre Wohnungen verloren haben, Unterkunft in leeren Häusern im Braunkohlegebiet an. Konkret gehe es um Häuser, die RWE im Zuge der Umsiedlungen für die Tagebaue angekauft habe und die jetzt leer stünden, sagte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch. Einige Häuser könnten sofort wieder bezogen werden, andere müssten erst wieder mit Strom und Wasser versorgt werden. RWE suche aber auch nach anderen Unterbringungsmöglichkeiten.
Im Rheinland sind etwa 90 Kilometer Autobahn von Flutschäden betroffen. Das sagte ein Sprecher der Autobahngesellschaft des Bundes am Mittwoch. Dabei handele es sich um Schäden von unterschiedlicher Schwere. Auch Streckenabschnitte, die nach dem Abfließen des Wassers intakt aussehen, könnten nicht sofort freigegeben werden. «Wir müssen zunächst prüfen, ob der Untergrund tragfähig ist», sagte der Sprecher. Dazu werde mit schweren Walzen über die Fahrbahn gefahren. «Wenn dabei noch Wasser austritt, muss weiter abgewartet werden, bis der Untergrund abgetrocknet ist.»
Wann mit den Reparaturarbeiten etwa an der stark beschädigten Autobahn 61 begonnen werden könne, sei noch nicht abzusehen. Die A61 ist zwischen den Kreuzen Meckenheim und Kerpen in beiden Richtungen voll gesperrt. Teilweise sei überhaupt keine Fahrbahn mehr vorhanden, sagte der Sprecher. Es seien umfangreiche Sanierungsmaßnahmen erforderlich. Derzeit würden die Schäden von Experten bewertet und eine Prioritätenliste für die Reparaturarbeiten erstellt.
Die Evangelische Kirche Rheinland will am Freitag um 18.00 Uhr die Glocken läuten und für die Opfer und Betroffenen der Flutkatastrophe beten. «Lassen Sie uns gemeinsam hörbar machen, dass wir uns gegenseitig unterstützen, füreinander beten und uns in der Nachfolge Christi gegen die zerstörerischen Mächte des Chaos stemmen», schrieb Präses Thorsten Latzel laut Mitteilung in einem Brief an die Gläubigen.
Startseite