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Katastrophenschutz

Landesweiter Probealarm: Handys schrillen und Sirenen heulen

Düsseldorf (dpa/lnw)

Um Punkt 10.59 Uhr drückt NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) im Lagezentrum der Landesregierung die linke Maustaste. Ein paar Sekunden lang herrscht Stille, doch dann geht das Getöse los: Unzählige Handys schrillen nahezu gleichzeitig los, nicht nur im Lagezentrum. Einen guten Kilometer Luftlinie entfernt im Landtag muss die Sitzung unterbrochen werden, bis sich die Mobiltelefone wieder beruhigt haben. Dann beginnt das Sirenengeheul.

Von dpa

Herbert Reul (CDU), Innenminister von Nordrhein-Westfalen, telefoniert im Landtag vor Beginn des bundesweiten Probealarms am Warntag mit seinem Handy. Foto: Roberto Pfeil/dpa/Archivbild

Beim landesweiten Probealarm sollten am Donnerstag in Nordrhein-Westfalen 6000 Sirenen heulen und Millionen Handys schrillen. Die Bilanz, ob alles wie geplant funktioniert hat, wird erst am Freitag vorliegen. Nach dem bundesweiten Probealarm im vergangenen Dezember löste damit erstmals das Land NRW zentral das Warnsystem Cell Broadcast aus.

Dadurch sollten auf allen Mobiltelefonen, die in NRW eingeschaltet, auf dem technischen Stand und mit dem Netz verbunden waren, neben der akustischen Warnung auch Texthinweise erscheinen. Im Ernstfall wären es Warnhinweise, diesmal war es eine Entwarnung: «Probealarm. Es besteht keine Gefahr.»

Der landesweite Warntag war 2018 eingeführt worden. Damals sei er dafür noch mit Spott bedacht worden, sagte Reul. «Da hieß es, der Reul hat einen Riss in der Schüssel, der Kalte Krieg sei vorbei. Das Bewusstsein hat sich seither ein wenig verändert.»

In Nordrhein-Westfalen sind seit Mitte 2021 mehr als 700 neue Sirenen hinzugekommen. Das Sirenennetz werde weiter ausgebaut, sagte Reul. Dafür stelle das Land in diesem Jahr zehn Millionen Euro zur Verfügung, nachdem der Bund die Mittel gestrichen habe.

Cell Broadcast wurde in NRW vor wenigen Tagen auch erstmals im Ernstfall lokal eingesetzt: Am 28. Februar hatte die Feuerwehr-Leitstelle in Münster die Bevölkerung vor einem Großbrand gewarnt.

Je nach Warnstufe geben die Geräte trotz Lautlos-Modus einen Warnton aus - etwa bei einer Warnung vor Hochwasser oder Erdbeben. Die Einführung von Cell Broadcast war beschlossen worden, nachdem im Juli 2021 bei der Hochwasser-Katastrophe die Warnung der Bevölkerung vielerorts ausgeblieben war und in NRW und Rheinland-Pfalz 182 Menschen starben.

Nach Angaben des Mobilfunkunternehmens Vodafone war der Test erfolgreich - neben NRW hatte auch Bayern einen Warntag. Nahezu alle im Vodafone-Netz aktiven Mobilfunkstationen, 5000 in NRW und 4200 in Bayern, hätten das Warnsignal an die Endgeräte ausgesendet. Damit habe die Testwarnung ein Gebiet erreicht, in dem mehr als 99 Prozent der Bevölkerung der beiden Bundesländer wohnen und arbeiten.

Auch die Deutsche Telekom zeigte sich sehr zufrieden. Mehr als 99 Prozent aller Mobilfunkstandorte hätten die Warnung innerhalb weniger Sekunden versendet.

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