Starkregen setzt viele Orte unter Wasser: Lage angespannt
Hagen (dpa/lnw)
Regen und noch mehr Regen haben seit der Nacht für Überflutungen vor allem im Südwesten gesorgt. Am Nachmittag verschärften über die Ufer tretende Flüsse die Situation vor allem im Bergland noch einmal. Entspannung ist erst am Donnerstag in Sicht.
Heftiger Dauerregen und Unwetter haben in Nordrhein-Westfalen für Überschwemmungen und über die Ufer tretende Flüsse gesorgt. Bereits in der Nacht zu Mittwoch waren mancherorts in kurzer Zeit mehr als 100 Liter pro Quadratmeter gefallen. Noch bis Donnerstagmorgen warnte der Deutsche Wetterdienst vor allem für die Eifel, das Rheinland, Bergische Land, Sauerland und Ruhrgebiet vor extremem Unwetter mit weiterem Starkregen und Gewittern. Gegen steigende Wasserstände etwa an der Wupper, der Inde bei Aachen oder an Lenne und Volme im Ruhrgebiet sollen Sandsäcke Schutz bieten. In Düsseldorf wurde eine Siedlung wegen drohenden Hochwassers geräumt.
Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach am Mittwoch von einer «außerordentlich schwierigen Lage», die weitere Entwicklung sei derzeit nicht mit Sicherheit abzusehen. Seit Dienstag hatten demnach rund 3900 Einsatzkräfte landesweit deutlich mehr als 2000 Einsätze bewältigt.
Am Mittwoch verschärften über die Ufer tretende Flüsse die Situation vielerorts: So drohte die Inde den historischen Stadtkern von Kornelimünster in Aachen zu überfluten. Wegen des Hochwassers wurde im Ortskern der Strom abgeschaltet. Auch an Lenne und Volme im Sauerland stiegen die Wasserstände. Im in der Nacht bereits durch Erdrutsche und Wassermassen gebeutelten Altena trat die Lenne über die Ufer. Das Wasser laufe bereits in die Innenstadt, teilte die Polizei mit. In der Region wurden mehrere Straßen wegen überfluteter Brücken und Hochwasser gesperrt.
Die Stadt Düsseldorf forderte am Abend die Bewohner einer Siedlung im Stadtteil Grafenberg zum Verlassen ihrer Häuser auf. Besonders betroffen vom steigenden Hochwasser der Nördlichen Düssel seien etwa 350 Gebäude der Ostparksiedlung, teilte die Stadt mit. Auch hier sollte sicherheitshalber der Strom abgeschaltet werden. Es sei mit Wasserständen bis zu zwei Metern in den Kellern der Häuser zu rechnen. In Düsseldorf wurde wegen eines vollgelaufenen Tunnels die A44 in beide Richtungen bis Donnerstag gesperrt. In der Landeshauptstadt war die Feuerwehr bis zum Mittag zu rund 330 Einsätzen ausgerückt.
Bereits in der Nacht zu Mittwoch hatte es vor allem Hagen hart getroffen. Hänge rutschten ab, überflutete Fahrbahnen wurden gesperrt. Hunderte Notrufe gingen bei der Feuerwehr ein. In der Stadt am Rande des Ruhrgebiets waren einige Stadtteile gar nicht oder nur schwer zu erreichen. Ein Altenheim mit 76 Bewohnern wurde am Mittwoch wegen einströmender Wassermassen evakuiert. Eltern wurden gebeten, ihre Kinder nicht in die Kita zu schicken und auch die Ferienbetreuung an den Grundschulen nicht zu nutzen. «Wir wollen so wenig Fahrten durch das Stadtgebiet haben wie möglich», betonte der Sprecher. Mehrere Fahrer seien aus ihren von Wassermassen eingeschlossenen Autos befreit worden.
Auch in anderen Teilen des Landes wurden Bäche zu reißenden Strömen. Es kam zu Erdrutschen, Straßen wurden überspült, Keller liefen voll und der Bahn- und Straßenverkehr war gestört. Eine Mitarbeiterin eines Seniorenheims in Mettmann nahe Düsseldorf wurde von einem umstürzenden Baum schwer verletzt und wäre beinahe ertrunken. Ein Helfer habe den Kopf der Frau über Wasser halten können, bis Feuerwehrleute die eingeklemmte Frau befreit hatten, teilte die Feuerwehr mit.
In Erkrath nahe der Landeshauptstadt gab es Einschränkungen für etwa 100 Bewohner einer Unterkunft für Geflüchtete. Weil in der Stadt die Abwasserkanäle stark überfüllt seien, wurden die Anwohner über die Sozialen Medien aufgerufen, möglichst «kein weiteres Abwasser zu produzieren und möglichst nur noch die Toilette zu nutzen».
Weil der Dauerregen und die seit längerem geplanten Bauarbeiten für Probleme mit der Regulierung der Luftfeuchtigkeit sorge, reduzierte die Uniklinik Münster ihren Betrieb. Verschiebbare Operationen wurden bis zum Wochenende abgesagt.
Erst für Donnerstag rechnete der Deutsche Wetterdienst mit einer merklichen Entspannung der Situation. Von Osten her sollten die Regenfälle in der Nacht nach und nach abklingen, so die Prognose am Mittwoch. «Es sind aber weiterhin örtlich Gewitter möglich», sagte ein Meteorologe. Großflächiger Starkregen wie zuletzt sei dann aber nicht mehr zu erwarten. Allein in der Nacht zu Mittwoch war an manchen Messstellen mehr Regen niedergegangen als üblicherweise in einem ganzen Juli.
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