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Schlicht, elegant und vor allem leicht

Das sind die Trends und Neuheiten für die Fahrradsaison 2023

Münsterland/Köln

Der Start der neuen Fahrradsaison ist in Sicht – und damit auch viele Neuheiten, auf die sich die Fahrradfahrerinnen und -fahrer in diesem Jahr freuen dürfen. Ein Aspekt liegt dabei besonders im Trend.

Gravelbikes stehen im Freizeitbereich immer noch hoch im Kurs. Foto: Simon Beckmann
  • Trend geht Richtung leichte E-Bikes für den Stadtverkehr.
  • Erwartungshaltung beim Fahrrad gleicht sich der beim Auto immer mehr an.
  • Gravelbikes sind im Freizeitbereich nach wie vor sehr beliebt.
  • Mountainbikes für den Nachwuchs
  • Nachhaltigkeit und Made in Germany nehmen wachsende Rolle ein.
  • Digitale Systemarchitektur, die Soft- und Hardwarekomponenten miteinander verbindet.

Lange dauert es nicht mehr, dann startet die Fahrradsaison 2023. Doch was hält dieses Jahr für Radfahrerinnen und Radfahrer an Neuheiten und Trends bereit? Um darüber zu sprechen, hatte der „Pressedienst Fahrrad“ ins Deutsche Sport- und Olympiamuseum in Köln eingeladen. Dabei ging es um die Themen City und Transport, Sport und Reise, Nachhaltigkeit und Made in Germany, Sicherheit sowie Zukunft der Mobilität.

„In der Fahrradwelt passiert eine Menge“, erklärte Gunnar Fehlau, Leezen-Experte und Gründer des „Pressedienstes Fahrrad“, in seiner Begrüßung. Zu beobachten sei eine Gleichzeitigkeit von Trend und Gegentrend.

Leichte E-Bikes für den Stadtverkehr

Das zeige sich etwa im Bereich City und Transport. Während vor zwei Jahren noch „bullige Bikes“, die mehr Stabilität mitbringen, mehr gefragt waren, gehe es mittlerweile auch wieder um schlichte, elegante und vor allem leichte E-Bikes für den Stadtverkehr. „Der große Vorteil ist das geringe Gewicht. Damit kann ich die Fahrräder auch einfacher ein paar Stockwerke in meine Wohnung tragen“, veranschaulichte Fehlau, dass Funktionalität und Praktikabilität eine entscheidende Rolle einnehmen würden. Dadurch lasse sich auch die häufige Problematik sicherer Abstellplätze lösen.

Wenn es um den passenden Antrieb geht, erlebt der Heckmotor im städtischen Bereich wieder eine Renaissance. Auch hier spielt der Aspekt des Gewichtes eine wichtige Rolle. Denn Heckmotoren sind meistens leichter als Mittelmotoren. „Wer es noch leichter haben möchte, der verzichtet ganz auf elektronische Unterstützung“, sagte Fehlau. Es gebe Räder, die sehr wartungsarm seien und durch Getriebeschaltung und Riemenantrieb auch im Winter für Pendlerinnen und Pendler eine gute Alternative zum Auto darstellen würden.

„Die Erwartungshaltung beim Fahrrad gleicht immer mehr der Erwartungshaltung beim Auto“, bemerkte Fehlau. Ein gutes Beispiel dafür sei ein Bike des Unternehmens Ca Go. „Dieses Fahrrad ist an der Grenze zum Auto. Es hat eine Trittkante zum leichteren Ein- und Aussteigen des Nachwuchses und eine Fußmatte im Bodenraum“, so der Fahrradexperte. Es sei die perfekte „Familienkutsche“ – und eine Alternative zum Zweitauto. Interessant seien aber auch Transportlösungen vom Fahrradanhänger über praktische Taschen bis hin zu Gepäckträgersystemen (zum Nachrüsten).

Gravelbikes sind beliebt

In Sachen Sport und Reise gibt es ebenfalls einige spannende Neuheiten zu entdecken. Nach wie vor sehr beliebt sind Gravelbikes, also Rennräder mit breiten Reifen und leicht ausgestellten Lenkerenden, die sportliches Radfahren auch abseits der Straßen möglich machen. Daran lassen sich auch Taschen befestigen, falls man damit weitere Strecken zurücklegen möchte.

Fahrradexperte Gunnar Fehlau stellte die Trends und Neuheiten für die diesjährige Fahrradsaison vor. Foto: Simon Beckmann

Wachsender Beliebtheit erfreut sich auch das Mountainbiken – und das in jedem Alter. „Es gibt Räder, damit können bereits die Kleinen mountainbiken wie die Großen“, sagte Fehlau mit Blick auf ein Modell von „Eightshot“. Neben einer „coolen Optik“ hat das Bike eine 16-Zoll-Bereifung, eine Sieben-Gang-Schaltung und natürlich eine kindgerechte Ergonomie. „Damit ist der Spaß garantiert“, meinte der Fahrradexperte. Das sei zudem ein wichtiger Aspekt in Hinblick auf die Verkehrswende, um den Nachwuchs schon in jungen Jahren positiv in Sachen Fahrrad zu prägen.

Serienreifen aus recyceltem Ruß

Die Themen Nachhaltigkeit und Made in Germany nehmen auch in der Fahrradbranche eine immer wachsende Rolle ein. Immer mehr Unternehmen setzen auf Recyclingprozesse und Produktion in Deutschland. Der Reifenhersteller „Schwalbe“ hat beispielsweise bereits im Jahr 2015 ein Recyclingkonzept für Schläuche entwickelt. Noch in diesem Jahr möchte das Unternehmen den ersten Serienreifen aus recyceltem Ruß auf den Markt bringen. „Dafür werden Altreifen im Fahrradhandel gesammelt und anschließend in ihre Bestandteile zerlegt“, erläuterte Fehlau. Durch Pyrolyse des Gummigranulats würde Pyrolysekoks entstehen, der wiederum in neuen Reifen zum Einsatz komme.

Ein anderes Beispiel liefert der Antriebshersteller „Brose“ mit seinem Remanufacturing-Programm. Dabei werden gebrauchte Bauteile zerlegt, gereinigt, gegebenenfalls repariert und dann mit aktuellen Komponenten in einem neuen Produkt verwendet. Waren biologisch abbaubare, umweltschonende Inhaltsstoffe in Pflegemitteln vor einigen Jahren noch eine Seltenheit, so gehen die Hersteller mittlerweile schon so weit, dass auch das Material der Flasche biologisch abbaubar ist. Das zeigt, dass Nachhaltigkeit auch in diesem Bereich eine immer größere Rolle einnimmt.

Schloss mit „Schwanenhalstechnologie“

Neuheiten gibt es auch beim Thema Sicherheit – von Schlössern über bessere Abstellanlagen, Helme, Rücklichter mit Bremslichtfunktionen bis hin zu GPS-Trackern. Beim Textilschloss „Goose Lock“ kommt beispielsweise sogenannte „Schwanenhalstechnologie“ zum Einsatz. Dabei sind miteinander verbundene Federstahldrähte zwischen die Kettenglieder aus Stahl gewebt. Das soll das Aufschneiden erschweren. Diebe sollen es zukünftig auch schwerer haben, Fahrradanlehnbügel durchzuflexen und so an die Leeze zu kommen. Deswegen hat WSM einen Anlehnbügel aus Stahl entwickelt, in dem sich ein Stahlseil befindet. Dieses soll ein Durchsägen des Parkers verhindern.

Für mehr Sicherheit (und Sichtbarkeit) sollen etwa zusätzliche Rücklichter sorgen, die eine Brems- und Notbremsfunktion haben. Geringen Rollwiderstand und hohen Pannenschutz bieten dagegen die Marathon-Reigen von „Schwalbe“. Für ein Sicherheitsplus beim Radfahren sorgt auch die passende Kopfbedeckung. „Helme sind mittlerweile sehr ausdifferenziert und funktional“, sagte Fehlau. Beim „Hud-y“ von Hersteller „Abus“ gibt es nicht nur ein modernes Design, sondern auch ein LED-Rücklicht am Helm, das man durch Magneten einfach rein- und rausklicken kann.

Verkehrswende in vollem Gange

Und was tut sich in Sachen Zukunft? „Die Verkehrswende ist in vollem Gange und das Fahrrad spielt in dem Zusammenhang eine entscheidende Rolle“, heißt es vonseiten des „Pressedienstes Fahrrad“. Im Blickpunkt in Köln war eine digitale Systemarchitektur mit dem Namen „E-Bike-Systemintegration“, die Soft- und Hardwarekomponenten miteinander verbindet. Dadurch lasse sich das E-Bike etwa per App „abschließen“.

Fahrradexperte Gunnar Fehlau zum Modell „Multitinker“

Ein weiterer Trend: Dadurch, dass E-Bikes für die Stadt ein höheres zulässiges Gesamtgewicht erhalten, können Fahrradfahrerinnen und -fahrer mehr Gepäck, einen Kindersitz oder einen -anhänger mitnehmen. Als „sehr universell“ einsetzbar bezeichnete Fehlau in dem Zusammenhang den „Multitinker“ von Riese und Müller. Darauf lassen sich Personen bis zu 65 Kilogramm mitnehmen. „Das ist Verkehrswende zum Sofort-Loslegen“, bemerkte der Experte. Mehr Geschwindigkeit und gutes Handling verspricht dagegen das einspurige Liegerad „Speedmachine“. „Das wirkt etwas futuristisch und man muss sich erst ein bisschen an die andere Haltung gewöhnen, dann kann man damit aber ordentlich Tempo machen.“

Gewöhnungsbedürftige Haltung, aber mit viel Potenzial für ein hohes Tempo: Die „Speedmachine“ (r.).  Foto: Simon Beckmann
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