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Unwetterkatastrophe: Menschen suchen vermisste Angehörige

Erftstadt/Euskirchen (dpa/lnw)

Das große Aufräumen hat begonnen und Experten prüfen noch an verschiedenen Stellen den Untergrund nach der großen Hochwasserkatastrophe in NRW. Zahlreiche Menschen suchen weiterhin nach ihren vermissten Angehörigen.

Von dpa

Auf der B265 bei Erftstadt Liblar hat sich ein Panzer der Bundeswehr fest gefahren. Foto: David Young/dpa

In Nordrhein-Westfalen läuft die Suche nach Vermissten und möglichen Todesopfern der Hochwasserkatastrophe weiter. Am Sonntag hatte das NRW-Innenministerium die Zahl der Toten auf 46 angehoben. Damit hat sich die Zahl der Opfer gegenüber Samstag um eins erhöht. In der vom Hochwasser besonders betroffenen Ortschaft Erftstadt westlich von Köln suchen zahlreiche Menschen nach ihren Angehörigen. Bisher wurden laut Angaben der Stadt bei der am Samstag eröffneten «Personenauskunftsstelle» 59 Menschen gemeldet, deren Aufenthaltsort ungewiss ist. 16 davon kämen aus Erftstadt.

Unter den Gesuchten seien auch Bewohner einer Altenpflegeeinrichtung, die am Samstag evakuiert werden musste. Viele Menschen wüssten nicht, wo ihre Angehörigen sein könnten, weil etwa das Telefonnetz zusammengebrochen war, erklärte ein Sprecher des Rhein-Erft-Kreises am Sonntag.

Den Angaben der Stadt zufolge konnten Einsatzkräfte bislang 70 Fahrzeuge bergen, 25 stünden noch im Wasser. Bislang wurden keine Menschen in den Autos und Lastwagen entdeckt. Zwei Fahrzeuge konnten Helfer bislang nicht sichten, weil sie unter einen Lkw lagen.

Im Stadtteil Erftstadt-Blessem wollen Fachleute am Sonntag die Stabilität des Untergrunds überprüfen. Die Experten sollen nach Angaben der Stadt die Abbruchkanten eines Erdrutsches untersuchen. Die Lage sei unverändert angespannt, da noch keine Klarheit zu den Bodenverhältnissen bestehe. In Blessem war durch die Fluten ein riesiger Krater entstanden, mindestens drei Wohnhäuser und ein Teil der historischen Burg stürzten ein.

An der von einem Bruch bedrohten Steinbachtalsperre bei Euskirchen fließt das Wasser langsamer ab als erwartet. Deshalb sollen Experten am Sonntag die noch immer angespannte Lage neu bewerten, wie die Bezirksregierung Köln via Twitter mitteilte. Die ursprünglich geplante Prognose, am Sonntagnachmittag gegen 15.00 Uhr Entwarnung geben zu können, kann den Angaben zufolge deshalb nicht gehalten werden.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) will sich am Abend an die Bevölkerung wenden. Der WDR überträgt ab 19.55 Uhr vor der Tageschau eine vorab aufgezeichnete Ansprache.

In der vom Hochwasser stark betroffenen Stadt Stolberg bei Aachen gibt es Fortschritte bei der Trinkwasserversorgung. Weite Teile der Stadt seien inzwischen wieder mit Trinkwasser versorgt, sagte eine Sprecherin des regionalen Wasserversorgers Enwor am Sonntagmorgen der Deutschen Presse-Agentur.

Die Flutkatastrophe hat auch das Kohlekraftwerk Weisweiler und andere Standorte des Energiekonzerns RWE getroffen. Das Unternehmen schätzte die Schäden am Samstag auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag.

Die Stromerzeugung des Kraftwerks Weisweiler bei Eschweiler laufe nur mit reduzierter Kraft, teilte RWE in Essen mit. Am Donnerstag habe der Fluss Inde bei Lamersdorf einen Deich überspült und sei in den Tagebau Inden gelaufen. Von dort wird das Kraftwerk mit Braunkohle versorgt. Zwar habe sich die Lage mit sinkenden Pegelständen stabilisiert. Ziel sei, Ende kommender Woche in Inden erstmals wieder Kohle zu fördern. Es sei aber noch unklar, wann der Tagebau und die Stromerzeugung wieder in vollem Umfang arbeiten könnten.

Mit Stand Samstag waren auch RWE-Laufwasserkraftwerke in der Eifel, an Mosel, Saar und Ruhr noch abgeschaltet, wie das Unternehmen mitteilte. Nur zwei Anlagen seien in Betrieb. In den Tagebauen Garzweiler und Hambach sei der Betrieb dagegen nicht beeinträchtigt. Die Kraftwerke Niederaußem und Neurath produzierten Strom.

Die niederländischen Behörden haben Kritik aus Deutschland zurückgewiesen. Der Bürgermeisters des nordrhein-westfälischen Wassenberg hatte dem Nachbarland vorgeworfen, eine Schleuse der Rur in Roermond nicht geöffnet zu haben und damit einen Dammbruch provoziert zu haben. Nach Berechnungen des niederländischen Deichverbands Limburg aber gibt es keinen Zusammenhang. Das Wasser werde an Roermond vorbei durch den Seitenarm Hambeek in die Maas geleitet. Die Rur sei normal abgeflossen.

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