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So trifft der Superstreik am Montag das Münsterland 

Berlin/Münsterland

In ganz Deutschland stehen am Montag Züge, Busse und Flugzeuge still. Um Mitternacht beginnt ein umfassender Warnstreik im Verkehr. Auch das Münsterland bleibt nicht verschont. Ein Überblick.

Deutschland dürfte am Montag (27. März) in weiten Teilen ins Verkehrschaos stürzen. Mit einem doppelten Warnstreik wollen die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und Verdi den Verkehr weitgehend lahmlegen. Ausfälle und Verspätungen betreffen Millionen Reisende und Pendler. Die Auswirkungen des Warnstreiks im Münsterland im Überblick:

Welche Bereiche sind vom Warnstreik am Montag betroffen?

Der öffentliche Verkehr in großem Umfang – und mit bestimmten Autobahnen auch Teile des Autoverkehrs. Die EVG bestreikt die Bahn, sodass der Betrieb im Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr stillsteht. „So gut wie kein Eisenbahnverkehr“ werde möglich sein, sagt Bahn-Personalvorstand Martin Seiler. Bestreikt werden in großem Umfang auch die deutschen Flughäfen – laut Flughafenverband ADV können etwa 380.000 Geschäfts- und Privatreisende nicht abheben. Stark eingeschränkt werden soll auch die Binnenschifffahrt.

Was ist im Nahverkehr geplant?

Im Nahverkehr soll in sieben Bundesländern so gut wie nichts mehr gehen – neben Nordrhein-Westfalen auch in Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und in Bayern. Bereits Anfang März hatte Verdi in diesen Ländern Busse, Bahnen, Straßenbahnen zum Stillstand gebracht.

Wie steht es um den Bahnverkehr im Münsterland?

Nach und nach werden die Auswirkungen für das Münsterland immer deutlicher. Bisher bekannt ist, dass es zu Ausfällen und betrieblichen Einschränkungen auf der RE7, die von Krefeld über Hamm und Münster nach Rheine fährt, kommen kann. Darüber informiert der Nahverkehr Westfalen-Lippe. Sicher ist aber auch, dass darüber hinaus noch weitere Linien betroffen sein werden. Unter anderem die Verantwortlichen der Eurobahn befinden sich aktuell in der Abstimmung über die konkreten Auswirkungen, nähere Informationen sind am Freitagnachmittag zu erwarten.

Nach Angaben der Westfalenbahn liegen zurzeit keine Informationen darüber vor, welche Strecken genau bestreikt werden, eine Prognose ist noch nicht möglich. Auf ausgewählten Strecken wird ein Busnotverkehr für die Morgen- und Abendstunden eingerichtet. Im Münsterland betrifft dies die Strecke von Rheine nach Osnabrück sowie zwischen Münster und Rheine. Außerdem gelte es zu beachten, dass bereits Sonntagabend einzelne Verbindungen gestrichen werden können.

Nicht am Streik beteiligt ist das Personal des National Express, alle Schichten des Fahrpersonals und auch der Kundenbetreuer bleiben regulär besetzt. Wie die Westfalenbahn haben die Verantwortlichen auch hier einen Busnotverkehr auf den wichtigen Linienabschnitten eingerichtet, ein konkreter Fahrplan mit festen Abfahrtzeiten könne aber aufgrund des erhöhten Verkehrsaufkommens nicht eingehalten werden. Weitere Infos gibt es unter anderem auf der Website von National Express.

Den gesamten Betrieb muss die Nordwestbahn ruhen lassen. Laut Pressemitteilung greift in diesem Fall ein Notfallkonzept, vorgesehen ist ein Ersatzverkehr durch Busse. Die genau ausfallenden Linien und Verbindungen sind noch nicht bekannt, Fahrgäste können sich über die Änderungen online informieren.

Fahren die Busse in Münster?

In Münster informieren die Stadtwerke, dass mehr als die Hälfte aller Busfahrten am kommenden Montag ausfallen wird. In diesem Rahmen empfehlen die Stadtwerke allen Fahrgästen, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen. Gegen 4 Uhr am Dienstag sollten alle Busse wieder fahren, so Pressesprecher Florian Adler.

Nahezu keine Busse fahren auf den Linien 5, 6, 8, 10, 11, 14 sowie N85. Mittlere Einschränkungen erwarten die Stadtwerke auf den Linien 2, 4, 15, 17, N82, N83, N84. Ebenfalls werden einzelne Schulfahrten von Ausfällen betroffen sein. Geringe oder keine Einschränkungen werden dagegen auf den Linien 1, 9, 16, 18, 19, 20, N80 und N81 erwartet. Eine Liste aller voraussichtlich stattfindenden Fahrten veröffentlichen die Stadtwerke auf ihrer Homepage.

Sind auch die Busse im Münsterland vom Streik betroffen?

Der Betrieb des Regionalverkehrs Münsterland (RVM) wird ebenfalls maßgeblich eingeschränkt werden. Laut Pressesprecher Björn Lindner werden in den vier Landkreisen Coesfeld, Warendorf, Steinfurt und Borken Busse ausfallen. Entwarnung kann Lindner für die Schulbusse, die vom RVM in Auftrag gegeben werden, geben: „Unser Schulbusverkehr findet statt.“ Die Situation des erneuten Streiks trifft die RVM bereits zum vermehrten Male in den vergangenen Monaten, das Verständnis seitens der Fahrgäste sei noch da, so Lindner. Insgesamt würden rund 50 Prozent der Busfahrten ausfallen. Der RVM informiert über die einzelnen Fahrten – aufgelistet für die einzelnen Landkreise. Hier gibt es eine Übersicht über die Lage im westlichen Münsterland.

Welche Auswirkungen gibt es am FMO?

Neben der Schiene und den Bussen ist auch der Flughafen Münster-Osnabrück betroffen: Nach Angaben von Pressesprecher Detlef Döbberthin wird zwar am Flughafen in Greven, anders als an den Flughäfen Düsseldorf, Dortmund und Köln/Bonn nicht gestreikt, dennoch werde man indirekt betroffen sein. Womöglich fallen die innerdeutschen Flüge nach München und Frankfurt (täglich je vier) aus und durch den Streik an anderen Flughäfen werden Flüge von unter anderem Bremen, Hannover und Düsseldorf umgeleitet, die Fluggäste mit Bussen nach Greven gefahren. Nach aktuellem Stand rechnet der FMO mit 32 weiteren Flubewegungen. Für Montag werde das gesamte Team zusammengezogen, damit die Mehrarbeit geleistet werden könne.

Sind Kitas und Müllabfuhr auch vom Streik betroffen?

Nicht betroffen sein werden die Kindertageseinrichtungen sowie die Abfallbetriebswirtschaft in Münster. Hier läuft nach aktuellem Stand am Montag der Regelbetrieb. Die Abfallbetriebswirtschaft merkt indes noch die Auswirkungen des vergangenen Streiks am Dienstag: 30.000 Abfalltonnen waren in der Innenstadt stehen geblieben.

Welche Auswirkungen hat der Streik auf den Schulbetrieb?

Laut Bezirksregierung findet die Schule am kommenden Montag wie gewohnt statt. Die Teilnahme am Unterricht richte sich nach Paragraf 43 Schulgesetz, bei im Vorfeld angekündigten Ereignissen wie einem Streik des öffentlichen Nahverkehrs und daraus eventuell resultierenden Beeinträchtigungen bestehe die Schulpflicht auch weiterhin. Darüber hinaus gibt es laut Bezirksregierung keine gesonderten Regelungen für den Streiktag. Dennoch betont das Bildungsministerium, dass der Streik die Eltern vor erhebliche organisatorische Schwierigkeiten stellen kann. Darüber hinaus ist dem Ministerium bekannt, dass für einzelne Schülerinnen und Schüler der Schulweg aufgrund ausfallender Busse nicht möglich ist. Den Schulleitungen ist daher anzuraten, mit Augenmaß vorzugehen, heißt es seitens der Bezirksregierung.

Was kommt auf Autofahrerinnen und Autofahrer zu?

Der Stillstand des Nahverkehrs wird sich auch auf den Straßen bemerkbar machen. Es ist mit deutlich mehr Verkehr und auch Staus zu rechnen – vor allem am Morgen und am Nachmittag. Verdi hat zudem angekündigt, dass teils auch Tunnel geschlossen werden. Aber zunächst war noch nicht klar, wo genau.

Der ADAC rechnet in NRW besonders rund um Köln und im Ruhrgebiet mit Staus. Dies gelte besonders für die A40 zwischen Duisburg und Essen sowie am Kölner Außenbahnring auf den Autobahnen 1, 3 und 4. Thomas Müther, Sprecher des ADAC in NRW spricht den Appell, am Montag möglichst im Home Office zu arbeiten.

Wie geht es am Tag danach weiter?

Vielerorts werden die Auswirkungen des Warnstreiks auch am Dienstag noch zu spüren sein. Im Fernverkehr der Deutschen Bahn etwa wird es dauern, bis die ICE- und IC-Züge wieder dort sind, wo sie gebraucht werden. Es sei daher vor allem im Tagesanlauf weiter mit Zugausfällen zu rechnen, teilte die Bahn mit. Auch an den Flughäfen sind Auswirkungen noch am Dienstag möglich.

Warum gibt es den Superstreiktag?

Aus Sicht der Gewerkschaften zeigen die Arbeitgeber in mehreren Tarifrunden zu wenig Bewegung. Mit der Großaktion am Montag lassen sie pünktlich zur dritten Verhandlungsrunde für den öffentlichen Dienst die Muskeln spielen. Für die 2,5 Millionen Beschäftigte von Bund und Kommunen verlangen Verdi und der Beamtenbund dbb 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die EVG kämpft derweil mit mehreren Unternehmen um mehr Geld - besonders im Blick: die Deutsche Bahn.

Wann beginnt der Großstreik genau?

In der Nacht auf Montag um 0 Uhr soll es losgehen – 24 Stunden soll der Ausstand andauern. EVG-Chef Martin Burkert empfahl Reisenden ausdrücklich, am Sonntag rechtzeitig am Ziel zu sein. Auf offener Strecke sollen Reisende aber nicht stranden. „Wir werden keinen Fahrgast aus dem Bus werfen“, sagte Behle.

Verbraucherzentrale: Welche Rechte haben Flug- und Bahngäste?

Auch Beatrix Kaschel von der Schlichtungsstelle Nahverkehr der Verbraucherzentrale NRW geht davon aus: „Dieser Großstreik wird fast alles zum Erliegen bringen.“ Was Reisende jetzt wissen müssen:

Was bedeutet der Streik für die Schifffahrt?

Schleusen auf wichtigen Wasserstraßen und etwa der Hamburger Hafen sollen bestreikt werden. Bestimmte Bereiche seien dann komplett blockiert, der Hamburger Hafen werde für große Schiffe teils nicht mehr erreichbar sein.  Im Münsterland wird die Schleuse in Münster als wichtiges Nadelöhr den ganzen Tag geschlossen sein, auch der Dienstort Rheine des Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Westdeutsche Kanäle wird bestreikt werden. Vor Ort sind laut zuständigen Gewerkschaftssekretär Bernd Feldhaus rund 330 Menschen beschäftigt, an der Münsteraner Schleuse sollte sich schnell ein Stau bilden.

Gab es schon derartige Gemeinschaftsstreiks?

Ja, Anfang der 1990er Jahre. Damals wurden während eines sogar mehrwöchigen Streiks der Nah- und Fernverkehr sowie Flughäfen in ganz Deutschland gleichzeitig bestreikt. Dabei handelte es sich aber um einen regulären Arbeitskampf - nicht um Warnstreiks.

Sind koordinierte Warnstreiks aus zwei Tarifrunden ungewöhnlich?

„Das ist eine ungewöhnliche Sache“, sagte der Tarifexperte Thorsten Schulten der Deutschen Presse-Agentur. Wenn zwei Gewerkschaften feststellten, dass sie parallel in ähnlichen Bereichen verhandeln, sei ein gemeinsames Vorgehen aber naheliegend. Ein großer Warnstreik zum Start einer Verhandlungsrunde signalisiere den Arbeitgebern: „Wir meinen es ernst, und die Beschäftigten stehen hinter uns.“

Bleibt ein Streiktag dieses Ausmaßes einmalig?

Das ist offen. Die Gewerkschaften zeigen sich äußerst entschlossen. „Wir können streiken“, betonte Verdi-Chef Frank Werneke. Tarifexperte Schulten erwartet aber derzeit eher, dass der gemeinsame Streiktag „erst einmal eine punktuelle Aktion“ bleibt, wie der Forscher des Instituts WSI der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung sagt. Schließlich gebe es keine gemeinsame Planungsinstanz bei verschiedenen Gewerkschaften.

Wie reagieren die Arbeitgeber auf die Ankündigungen?

Mit heftiger Kritik. „Nicht ok“ ist die massive Ankündigung für die Präsidentin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Karin Welge. Welge argumentiert, dass ein Ergebnis schließlich in der dritten Runde in Potsdam gefunden werden könne. Auch Bahn-Personalvorstand Seiler forderte „eine zügige Lösung“ statt eines großen Warnstreiks.

Welche Szenarien gibt es?

Für den öffentlichen Dienst erinnert Tarifexperte Schulten an den Ablauf bei der Post: Hier hatten sich die Verdi-Mitglieder bereits per Urabstimmung für einen unbefristeten Streik ausgesprochen. Doch dann folgte kurzerhand eine weitere Verhandlungsrunde - und eine Einigung. So etwas sei auch beim öffentlichen Dienst denkbar. Falls es in Potsdam kommende Woche keine Einigung gibt, würde aber wohl zuerst der Versuch einer Schlichtung unternommen, meint Schulten.

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