Volleyball: Bundesliga Frauen
Ein Abend der Emotionen: Scholten-Zukunft nach USC-Aus geklärt
Münster
2308 Zuschauer waren am Samstagabend an den Berg Fidel gekommen – und bereuten es nicht. Aufopferungsvoll kämpfte der USC im Playoff-Viertelfinale gegen Schwerin, warf alles in die Waagschale. Vergebens. Und so endete die Saison für die Unabhängigen, die in Zukunft auf eine ganz wichtige Spielerin verzichten müssen.
Es war kurz vor 22 Uhr am Berg Fidel, als sich Iris Scholten kurzerhand das Hallen-Mikrofon schnappte. Die niederländische Kapitänin wollte nach dem Aus im Playoff-Viertelfinale, das die 1:3 (18:25, 14:25, 25:21, 26:28)-Niederlage gegen den SSC Palmberg Schwerin besiegelt hatte, ein paar Worte loswerden. Worte des Dankes an das Publikum, das den USC Münster nicht nur am Samstagabend großartig unterstützt hatte, und an ihre Teamkolleginnen. „Wir haben zusammen echt gekämpft. Ich bin richtig stolz auf euch“, sagte Scholten mit stockender Stimme und Tränen in den Augen. Ihre kurze, emotionale Ansprache hörte sich nach Abschied an – und den bestätigte die 23-Jährige nun auch offiziell. „Ich bleibe nicht in Münster. Aber ich werde nie sagen, dass ich nicht irgendwann zurückkommen werde. Ich habe hier Freunde gefunden und mich immer richtig wohlgefühlt, das war wichtig für mich. Aber es gibt nun gute Gründe zu gehen. Für mich ist es der beste Schritt.“
Scholtens Ziel noch offen
Wohin es sie verschlägt, verriet Scholten nicht. Als Topscorerin der Bundesliga-Hauptrunde hatte die Nationalspielerin viele Begehrlichkeiten geweckt, Angebote dürfte sie zuhauf bekommen haben. Dabei stellte sich die Diagonalangreiferin, die auch in den beiden Playoff-Duellen gegen Schwerin die beste Punktesammlerin ihres Teams war, nie in den Vordergrund, war stets bescheiden und reifte bei ihrer Rückkehr nach einer langwierigen Rückenverletzung als Persönlichkeit. Scholten, so viel ist sicher, wird beim USC eine Lücke reißen – auf und neben dem Feld.
Steht der Mannschaft von Trainerin Lisa Thomsen nun erneut ein Umbruch bevor? Einige Szenen nach dem 113-minütigen, aufopferungsvollen Kampf gegen den Meisterschaftskandidaten deuteten auf weitere Abschiede hin. Mit den Amerikanerinnen Zoe Fleck und Anna Church haben zwei Liberas noch Verträge für die Saison 2023/24, dazu sind Luisa van Clewe und die Dänin Mikala Mogensen gebunden. Wer bleibt, wer geht – das werden die nächsten Tage zeigen.
Kommentar: Fans abgeholt
„Wechsel gehören dazu und wird es immer geben. Daher sind auch ein paar Tränen geflossen“, erklärte Juliane Schröder. Die Mittelblockerin, die vor der Saison nach den Verletzungen von Tatyana Prosvirina und van Clewe reaktiviert wurde, ließ ihre Zukunft weiter offen. Den Schritt zurück hat die 28-Jährige nicht bereut, sie blickt auf eine „emotionale Saison“ zurück. „Ich bin sehr glücklich, dass der Verein mir die Chance gegeben hat und an mich geglaubt hat, dass ich helfen kann. Und ich bin glücklich, dass ich in dieser Mannschaft spielen durfte“, sagte „Jule“ Schröder.
Lisa Thomsen
Mit einem guten Gefühl blickte auch Thomsen zurück auf die Spielzeit – trotz des Ausscheidens. „Ich bin unfassbar stolz auf diese Mannschaft und kann gar nicht in Worte fassen, wie viel Spaß und Freude mir die Arbeit gemacht hat“, erklärte die 37-Jährige, die den vergangenen Monaten die Überschrift „Eine Saison, die inspiriert und zeigt, was hier möglich ist“ gab. „Was wir in den letzten anderthalb, zwei Jahren geschafft und aufgebaut haben, macht mich stolz. Es ist jede Sekunde wert, dafür zu arbeiten.“ Erstmals war es ihr gelungen, den USC zurück in die Playoffs zu führen und die Unabhängigen wieder salonfähig zu machen. Die Zuschauer haben es mit ihrem Kommen honoriert, der Berg Fidel wurde wieder zu einer gefürchteten Auswärtsstätte. „Wir haben Volleyball in Münster wieder auf die Karte gebracht“, sagte Scholten. Ein passendes Fazit.
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