Biathlon: Zwei-Länder-Cup
Elfjährige Nachwuchs-Skijägerin Jonna Schneider aus Hiltrup holt ersten Titel
Münster
Biathlon gehört zu den populärsten Wintersportarten in Deutschland. Aber eine Skijägerin aus Münster? Klingt undenkbar. Doch jetzt kommt die Hiltruperin Jonna Schneider und macht sich einen Namen. Den ersten Titel hat sie schon unter Dach und Fach gebracht.
Als Jonna Schneider vor zwei Jahren bei strahlendem Sonnenschein mit dem Holzgewehr durch die Vorgärten streifte, machte sich in der Hiltruper Nachbarschaft Verwunderung, bei der sportbegeisterten Familie dagegen schon leichte Besorgnis breit. Denn die Erfahrung lehrte: Wenn sich das rastlose Nesthäkchen etwas vorgenommen hat, dann lässt es so schnell nicht wieder locker.
Und so wählte die Familie den Weg des geringsten Widerstandes, auch wenn der mit dem höchsten Aufwand verbunden war: regelmäßige Fahrten nach Willingen, wo sich Landeskader-Trainerin Monica Gerstengarbe-Lazarut im Leistungszentrum der Uplandschule des jungen Flachland-Talents gerne und mit Erfolg annahm. Die Biathlon-Karriere entwickelte sich anschließend binnen kurzer Zeit von der fixen Idee zum Geniestreich.
Zwei-Länder-Cup in Willingen
Beim Auftakt der Rennserie um den Zwei-Länder-Cup des Nachwuchses aus Hessen und NRW in Willingen stürmte die Elfjährige gleich aufs Siegerpodest – und erfüllte beim Zieleinlauf nicht nur die Erwartungen ihrer Trainerin, sondern auch im Übermaß die geforderten Abstandsregelungen der Corona-Schutzverordnung. Mit gewaltigem Vorsprung beendete die Hiltruperin ihren ersten Wettkampf – und sicherte sich den ersten Pokal für den heimischen Trophäenschrank, der bis dahin ausschließlich den Ruder-Erfolgen der älteren Schwestern, Bentja und Tjorven, vorbehalten war. Zwar zählen NRW und Hessen naturgemäß nicht zu den Biathlon-Hochburgen – und mit fünf Teilnehmerinnen in der Konkurrenz der Zwölf- bis 15-Jährigen hielt sich das Teilnehmerfeld auch in überschaubaren Grenzen.
Dennoch: An Jonna, die für den Skiclub Willingen startete, führte kein Weg vorbei. 2800 Meter in der Loipe mit zwei Schießeinlagen im Liegendanschlag galt es zu absolvieren – und Jonna Schneider lief ein einsames Rennen, obwohl frei nach Katja Ebstein nicht nur im Leben, sondern gerne auch beim Biathlon so mancher Schuss daneben ging. Sechs von zehn Versuchen verfehlten das Ziel, doch auch die 600 zusätzlichen Meter in den Strafrunden konnten die junge Münsteranerin nicht stoppen. Das Training hatte sich offensichtlich gelohnt: Sechsmal brach Familie Schneider in den Weihnachtsferien nach Willingen auf und folgte der angehenden Skijägerin zunehmend atemlos durch die Loipen des Sauerlands.
Vorbilder Dahlmeier und Eckhoff
Bereits Ende Januar liegt der nächste Wettkampf der Serie an – und die Landesmeisterschaften stehen bevor, Jonna steht Gewehr bei Fuß. Ihre großen Vorbilder haben ihre Karriere bereits beendet (Laura Dahlmeier) oder suchen aktuell ihre Form (Tirill Eckhoff). Und während sich die aktuell besten Biathletinnen der Welt auf die Olympischen Spielen in Peking vorbereiten, wächst in der westfälischen Wintersport-Diaspora vielleicht ein großes Talent heran.
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