Fußball: Umfrage in der Bezirks- und A-Liga zur Saison 20/21
Ein Eper Derby am 15. August?
Kreis Borken
Die Fußball-Saison 20/21 ist weiterhin nur unter-, aber nicht abgebrochen. Seit fünf Monaten schon geht es nicht mehr um Tore und Punkte. Die WN-Sportredaktion hat sich zu diesem Thema in den Vorständen der heimischen Bezirks- und A-Ligisten umgehört und Stimmen und Stimmungen eingefangen.
Seit Ende Oktober ruht der Spielbetrieb. Nur etwa ein Viertel der angesetzten Begegnungen wurde bislang ausgetragen. Nicht wenige hatten am Montag deshalb einen Abbruch der Spielzeit erwartet, nachdem in den letzten Tagen immer mehr Landesverbände diesen Schritt gegangen sind. Doch die Statuten geben es nicht her. Weder in der Satzung noch der Spielordnung ist ein Saisonabbruch vorgesehen. Deshalb konnte der Fußball- und Leichtathletik Verband Westfalen das Aus für die aktuelle Saison auch nicht verkünden.
Die WN-Sportredaktion hat sich in den Vorständen der heimischen Bezirks- und A-Ligisten umgehört und Stimmen und Stimmungen eingefangen. Einigkeit besteht darin, dass diese Saison nicht zu retten ist. Aber die Situation wirft noch einige andere Aspekte auf.
Norbert Lünterbusch, 1. Vorsitzender des FC Epe: „Wenn man mal seine Vereinsbrille absetzt, dann ist das Vorgehen des Verbandes – auf Zeit zu spielen und auf eine Fortsetzung zu hoffen – ja durchaus legitim und auch nachvollziehbar, aber am Ende wohl doch wenig realistisch. Diese Saison zu annullieren, scheint mir da die Lösung ohne Alternativen zu sein. Am 15. August dann mit dem Derby gegen Vorwärts in den Bülten zu starten, damit kann der Staffelleiter, der für diese Situation aber nicht verantwortlich ist, vieles wieder gutmachen.“
Bernd Pohlschröder, Sportlicher Leiter des VfB Alstätte: „Grundsätzlich wäre es zwar schön, wenn die Saison zumindest zu 50 Prozent noch gespielt werden könnte und nicht abgebrochen wird. Jedoch glaube ich, dass es bis zum 30. Juni nicht mehr möglich sein wird, dieses Ziel zu erreichen. Es wird auch nicht möglich sein, dass alle Vereine die Gelegenheit bekommen, zumindest eine Vorbereitung von vier Wochen zu absolvieren. Und allen steht eine Vorbereitungsphase in gleicher Länge zu. Aufgrund der aktuellen Entwicklung ist das kaum möglich. Eine kürzere Vorbereitung aber wäre nach dieser langen Pause unverantwortlich. Ein Abbruch der Saison ist deshalb wohl wahrscheinlich. Die Aussage vom Verband, jede Staffel einzeln zu betrachten, zeigt mir aber, dass der Verband alles versuchen wird, um eine Wertung der Saison zu erreichen. Ob dies mit aller Macht umgesetzt werden muss, halten wir als Verein jedoch für mehr als fraglich.
Thomas Buß, 1. Vorsitzender von Vorwärts Epe: „Ich kann die satzungsmäßigen Zwänge nachvollziehen. Wir müssen uns leider darauf einrichten, dass die Saison 2020/2021 annulliert wird. Hoffentlich verläuft die kommende Saison dann aber wieder reibungslos.“
Markus Hohensee, 1. Vorsitzender Fortuna Gronau: „Der Verband kann es sich nicht aussuchen und muss seine Vorgaben bzw. Regeln oder Satzungen umsetzen. Ob es Sinn macht, steht auf einem ganz anderen Blatt. Jetzt noch auf eine Beendigung der Hinrunde zu hoffen, ist in meinen Augen abenteuerlich. Es gibt im Moment leider viel Wichtigeres, als den Amateursport. Ich würde für eine Annullierung der Saison plädieren. Wichtig wäre in meinen Augen auch, wenn es die Richtlinien und die Konzepte zulassen, ein geregeltes Training genau definierter und nicht wechselnder Gruppen zuzulassen, damit sich die Kinder und Sportler wieder bewegen. Das hat für mich im Moment absoluten Vorrang vor der Jagd nach Meisterschaften und Punkten. Das würde den Vereinen die Arbeit auch erleichtern, wir müssten nicht immer neue Konzepte erstellen. Besonders schwierig ist die aktuelle Situation im Jahrgang der C- bzw. U15. Wie erklärt man den Eltern, dass ihr Kind vom Mannschaftstraining ausgeschlossen wird, weil sie oder er bereits 15 Jahre ist, während die 14-Jährigen dem Ball hinterherjagen dürfen?
Lothar Zurholt, 1. Vorsitzender des ASC Schöppingen: „Das ist eine schwierige Situation. Einerseits eine Satzung, die den Abbruch nicht zulässt. Andererseits mit Blick auf die Infektionszahlen eine völlig instabile Lage, die von Ort zu Ort unterschiedlich ausfällt. Ich finde, dass hier der Verband die Lage erkennen sollte und entscheiden muss. Auch wenn man immer noch hofft, dass es weiter geht, glaube ich, werden wir um einen Abbruch der Saison nicht herumkommen. Andere Verbände haben den Abbruch ja auch schon beschlossen oder zumindest eingeleitet.“
Martin Mensing, 1. Vorsitzender des SC Rot-Weiß Nienborg: „Unter die laufende Saison sollte ohne Wertung – damit ohne Auf- und Absteiger – ein Schlussstrich gezogen werden. Ich bin für den Saisonabbruch. Realistisch gesehen kann diese Spielzeit nicht mehr regulär beendet werden. Den Vereinen sollte die Möglichkeit gegeben werden, bei einem Inzidenzwert von unter 100 Freundschaftsspiele auszutragen. Ich habe die Hoffnung, dass die Saison 2021/2022 wieder unter normalen Umständen durchgeführt werden kann. Der Saisonstart muss im August erfolgen. Wichtig für die Vereine sind Planungssicherheit und Perspektive. An erster Stelle steht für mich als Vorsitzender der Sport, die Situation bereitet mir aber Sorgen. Ein Großteil unserer Mitglieder kann seinen Sport eben nicht ausüben. Froh sind wir deshalb über die Lockerung für die Kinder und Jugendlichen bis 14 Jahre. Wie gerne sie nach draußen streben, wird daran deutlich, dass die Trainingsbeteiligung nahezu 100 Prozent beträgt. Und wissenschaftlich ist belegt, dass das Infektionsgeschehen selbst bei einem Kontaktsport kaum wahrnehmbar ist. Bei strikter Einhaltung der Hygienekonzepte – und damit haben wir nun in einem Jahr reichlich Erfahrungen gesammelt - ist das Ansteckungsrisiko gleich null. Zusammenkünfte in den Kabinen oder nach dem Training im Clubheim sind untersagt. Unsere Sportler verhalten sich da sehr diszipliniert.“
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