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Fußball: Schiedsrichtermangel

Drauf gepfiffen – SV Herbern tief im Soll

Herbern

Bei der Nichterfüllung des Schiedsrichter-Solls liegt der SV Herbern kreisweit an der Spitze. Das ist ärgerlich – und kostet, allein für das vergangene Quartal müssen die Blau-Gelben 675 Euro berappen. Der SVH hat das Problem indes nicht exklusiv.

Auch bei Hallenturnieren wie dem Davertpokal in Ascheberg – hier eine Archivaufnahme – sind die Unparteiischen aus dem Kreis Münster im Einsatz. Foto: flo

Der Jahresanfang ist ja immer auch die Zeit der guten Vorsätze. Beim SV Herbern laut Fußball-Geschäftsführer Dominik Reher ganz oben auf der Agenda für 2023: mehr Unparteiische rekrutieren. Seit Freitag haben es die Blau-Gelben schwarz auf weiß: Bei der Nichterfüllung des Schiedsrichter-Solls liegt der SVH kreisweit an der Spitze. Neun Referees müsste der Verein stellen, drei sind es aktuell (es waren mal doppelt so viele). Die Fehlquote kostet den Verein allein für das vierte Quartal 2022 675 Euro.

„Wir würden das Geld natürlich viel lieber in die Ausbildung unserer Unparteiischen investieren“, betont Reher. Nur: Woher nehmen? Zwar sind die Zahlen im Kreis Münster nicht annähernd so dramatisch wie im Nachbarkreis Ahaus/Coesfeld, wo 2021 über 80 Neutrale fehlten. Im Gegenteil: Im Schnitt stellen die Vereine in Münster und Umgebung sogar mehr Schiedsrichter, als sie müssten. Trotzdem haben die Herberner dieses Problem nicht exklusiv. Auch bei Davaria Davensberg (0/1), dem TuS Ascheberg (2/4) und BW Ottmarsbocholt (1/4) fehlt es an Spielleitern. Einzig der VfL Senden (11/9 – siehe Infokasten) ist wie immer fein raus.

Corona ein Grund?

Eine mögliche Erklärung für den aktuellen Schwund sei Corona, glaubt Florian Suthues, der Schiedsrichterbeauftragte an der Werner Straße: „Nicht nur Spieler und Trainer haben während des Lockdowns freie Wochenenden zu schätzen gelernt, sondern auch Vertreter unserer Zunft.“ Auch seien Bilder oder Berichte in den Medien von Übergriffen auf die Pfeifenmänner und -frauen nicht eben hilfreich. „So furchtbar jeder einzelne Fall ist: In unserem Kreis sind solche Szenen bislang gottlob die absolute Ausnahme“, weiß Suthues.

In Herbern kam hinzu, dass es mit Ex-Westfalenliga-Mann Markus Holtmann den ranghöchsten Neutralen beruflich nach Bayern verschlagen hat. Viel ärgerlicher ist laut Reher, dass immer wieder Schiris abgeworben würden. „Du findest eine geeignete Person für den Job, unterstützt sie bei der Ausbildung, fährst sie zu den Spielen – und dann wird der oder die Betreffende von einem anderen Klub weggekauft, der sich gar nicht erst die Mühe macht, Unparteiische selbst auszubilden.“ Neu ist dieser Vorwurf nicht. Es gibt, wie man immer wieder hört, einen schwunghaften Handel in dieser Branche.

Fluch der guten Tat

Auch könne man ja mal die Quote an sich in Frage stellen, findet Reher: „Das ist so ein bisschen der Fluch der guten Tat. Weil wir deutlich mehr Mannschaften gemeldet haben als andere Klubs, müssen wir, quasi als Dankeschön, zusätzliche Schiedsrichter bereitstellen. Das war auch im Fußballkreis Lüdinghausen schon Thema. Nur haben wir damals beim Verband auf Granit gebissen.“

Also doch: weitersuchen – oder zahlen. Viel zu selten würden übrigens die Vorzüge der Pfeiferei gewürdigt, findet Suthues: „Man bewegt sich im Freien, trifft interessante Sportler, und der Job trägt zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit bei.“ Zudem habe man die Chance, im Falle guter Leistungen relativ zügig aufzusteigen. Suthues verweist in dem Zusammenhang auf Unparteiische aus der Region wie Sören Storks, Philipp Hüwe, Florian Exner oder Vanessa Arlt, die es in relativ kurzer Zeit in die höchsten Ligen geschafft haben.

Reher, selbst einst mehrere Jahre als Unparteiischer unterwegs, nennt noch einen weiteren Aspekt: „Ich habe damals als Heranwachsender den Schein gemacht – und mir mit der Schiedsrichterei ein hübsches Taschengeld dazuverdient.“

Rundumbetreuung beim VfL

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