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Tischtennis: Ukraine-Hilfe

Ein kleines Stück Alltag zurück – Kinder trainieren beim TuS Ascheberg

Ascheberg

Yelizaveta Horzh und Eldar Glukhov tun das, was Abertausende von Gleichaltrigen machen: Sport treiben. Und doch geht es um viel mehr als nur um Tischtennis, wenn die beiden Kinder aus der Ukraine an der Herberner Straße aufschlagen.

Von Florian Levenig

Schläger-Typen: Eldar Glukhov und Lisa Horzh, die immer dienstags in der Grundschule an der Herberner Straße üben. Foto: flo

Genug gequatscht, findet Yelyzaveta – kurz: Lisa – Horzh. Sie ist ja nicht in erster Linie in Ascheberg, um den WN Rede und Antwort zu stehen, sondern um gemeinsam mit TuS-Trainerlegende Alfons Högemann an ihrer Vorhand zu feilen. Und soweit die WN das beurteilen können, macht Horzh das ganz exzellent. Die Siebenjährige kann zwar kaum übers Netz schauen, hat aber einen Topspin am Leib, dass dem Besuch aus Lüdinghausen die scharf angeschnittenen Bälle nur so um die Ohren pfeifen.

Große Vorbilder

Sie hat ja auch große Vorbilder: den Deutsch-Ukrainer Dimitrij Ovtcharov, wie sie in Kiew geboren, Ma Long, den Olympiasieger – und ihren Papa, der sie in ganz jungen Jahren zum Tischtennis gebracht hat. Der Papa ist natürlich nicht zugegen, weil er – wie alle Männer im wehrfähigen Alter – sein Vaterland gegen Putins Schergen verteidigt. Wie ein kleines Kind damit klarkommt, will man lieber nicht wissen. Nur keine Wunden aufreißen. Sie seien ja nicht zuletzt deshalb nach Deutschland geflüchtet, um der Tochter ein halbwegs normales Leben zu ermöglichen, erzählt Mutter Olga. Um Lisa ein kleines Stück Alltag in furchtbaren Zeiten zurückzugeben. Je mehr das Mädchen sich ablenke – mit Sport, Schule, Freunden – desto besser.

Ronaldo- und Dynamo-Fan

Gleiches gilt für Eldar Glukhov, ein Jahr älter als Lisa, die Eltern: befreundet. Auch er hat in der Gemeinde ein neues Zuhause gefunden, auch er kommt immer dienstags zum Training in der kleinen Grundschulhalle an der Herberner Straße. Der Achtjährige hat noch eine zweite Leidenschaft, den Fußball. Kürzlich hat sich Glukhov – Vorbild: Cristiano Ronaldo – das Benefizspiel zwischen Borussia Dortmund und seinem Herzensverein Dynamo Kiew im Signal-Iduna-Park angeschaut. Weiteres Highlight: das Pfingstturnier des SV Herbern, an dem er mit den F-Junioren des Ausrichters teilgenommen hat. Und? „Gewonnen“, erzählt der Dreikäsehoch, die Wangen leicht gerötet, und strahlt.

Verständigung per Hand, Fuß und App

Wie sich die jungen Ukrainer in der Fremde verständigen? „Mit Händen und Füßen“, weiß André Schneider, Pressebeauftragter der Abteilung. Außerdem nutze Lisas Mutter eine App zum Übersetzen. Beim WN-Besuch übernimmt das netterweise Simona Freiberga, eine Lettin, die den Müttern der beiden Kinder auch bei Behördengängen oder dem Ausfüllen von Formularen hilft.

Kommunikationsprobleme an der Platte gibt es eh keine – bei dem Talent, das insbesondere Horzh mitbringt, und einem so engagierten Coach wie Högemann. „Wir sind sehr stolz, dass der TuS einen aktiven Beitrag zur Ukraine-Hilfe leisten kann“, ergänzt Abteilungs-Vize Oliver Stattmann. Dass sogar schon Freundschaften geschlossen wurden, unterstreiche nur, wie sehr der Sport verbinde.

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