Leichtathletik: Sabrina Mockenhaupt-Gregor
„Man ist für nichts zu alt“
Kreis Warendorf
Sabrina Mockenhaupt-Gregor hat an drei Olympischen Spielen teilgenommen und ist 45 Mal Deutsche Meisterin geworden. Am Samstag nimmt die 41-jährige Leichtathletin am Eliterennen in Oelde teil. Im WN-Interview äußert sie sich über ihre Karriere und den Citylauf.
Am Mittwochmittag ist den Verantwortlichen des 23. Internationalen InSiTech-Citylaufs in Oelde, der am Samstag über die Bühne gehen wird, noch ein richtiger Coup gelungen. Für das Eliterennen hat Sabrina Mockenhaupt-Gregor (41) zugesagt. Doch was ist der früheren Top-Athletin noch zuzutrauen? Henning Hoheisel hat bei der 45-fachen Deutschen Meisterin und dreifachen Olympia-Teilnehmerin nachgefragt.
Sie wurden kurzfristig noch für den Oelder Citylauf gewonnen und als „sportliche Unterhaltung“ angekündigt. Hat eine Läuferin mit solch einer erfolgreichen Vita nicht andere Ambitionen als nur unterhalten zu wollen?
Mockenhaupt-Gregor: Ach was, ich werde in Oelde vorne nicht großartig etwas reißen können. Die anderen Athletinnen, die da antreten, trainieren alle doppelt so viel wie ich. Es ist aber okay, was ich momentan leiste. Man kann mich wieder einladen. Natürlich bin ich jemand, der alles gibt, aber ich werde garantiert nicht mit der Äthiopierin (Titelverteidigerin Tessema Tigist Assefa, Anm. der Red.) mithalten können. Vielleicht wurde ich auch eingeladen, weil ich schon zu meinen Profi-Zeiten ein Garant dafür war, Leistung zu zeigen, nach dem Lauf aber auch ein paar Takte sagen zu können. Ich trage mein Herz halt auf der Zunge.
Wie ist denn der aktuelle Trainingsstand?
Mockenhaupt-Gregor: Ende des vergangenen Jahres hatte ich Corona, im kompletten Dezember ging also gar nichts. Ich habe aber so ein Verhältnis zu meinem Körper, dass ich mich wohlfühlen muss. Also habe ich wieder angefangen und habe mir die Deutsche Meisterschaft über 10 000 Meter zum Ziel gesetzt. Der Plan ist aufgegangen, dort bin ich vor einem Monat mit einer 33:37 Neunte geworden.
Und was steht im Sommer auf der Agenda?
Mockenhaupt-Gregor: Jetzt steht erstmal Urlaub mit der Familie an. Im September starte ich unter anderem bei der Deutschen Halbmarathon-Meisterschaft. Im Sommer sollen ruhig die Jüngeren laufen, das gucke ich mir dann schön im Fernsehen an. Bei den hohen Temperaturen, das machen meine Knochen auch nicht mehr mit.
Sie waren schon zweimal zu Gast in Oelde. Was verbinden Sie mit dem Citylauf?
Mockenhaupt-Gregor: Ich stamme ja aus Siegen, von daher fühle ich mich in der Region grundsätzlich wohl. Und der Citylauf macht auch Spaß, das ist ein schöner Rundkurs und auch das Publikum geht gut mit.
Sie sind jetzt 41 Jahre alt, haben in Ihrer Laufbahn fast alles erreicht und sind mittlerweile auch Mutter – was treibt Sie sportlich noch an?
Mockenhaupt-Gregor: Laufen macht mir nach wie vor sehr, sehr viel Spaß. Und irgendwie möchte ich auch zeigen, dass man für nichts zu alt ist. Bei der DM war es mein Ziel, den W 40-Rekord zu knacken – das habe ich geschafft. Früher bin ich gegen andere gelaufen, jetzt laufe ich für mich. Ich schaue einfach auf mich und meine Zeiten. In meiner Profi-Karriere musste ich mich ständig rechtfertigen, wenn es mal nicht lief. Das war ein riesiger Druck, der mir am Ende auch ganz schön zugesetzt hat. Ich bin froh, dass ich das nicht mehr habe, aber immer noch laufen zu können. Eigentlich wollten wir uns jetzt ein ruhiges Wochenende machen. Aber als die Anfrage aus Oelde kam, hat mein Mann zu mir gesagt: „Laufen ist dein Ding!“ Er weiß ganz genau, dass mir das immer noch riesigen Spaß macht. Da kann ich so sein, wie ich bin. Das ist meine Welt.
Eine kleine Zeitreise: Was waren die Höhepunkte in Ihrer Karriere? Sportlich, aber auch emotional?
Mockenhaupt-Gregor: Emotional auf jeden Fall der New York-Marathon 2013, das geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Da bin ich Siebte geworden in einem Weltklasse-Feld. In der ersten Hälfte lief es gar nicht bei mir, da habe ich daran schon gar nicht mehr geglaubt. Das war auch psychologisch eine Meisterleistung. Ein Highlight waren auch die Olympischen Spiele in Peking 2008. Jeder hat da vorher gesagt: Das werden total schwere Bedingungen, dort ist es viel zu heiß. Doch dann bin ich mit 31:14 Minuten meine persönliche Bestzeit gelaufen, die noch immer steht.
Sie waren in den vergangenen Jahren auch in diversen Fernsehshows zu Gast, unter anderem bei „Let‘s Dance“ auf RTL und „Das Wunschmenü der Stars“ auf Vox. Bahnt sich da eine zweite Karriere an?
Mockenhaupt-Gregor: Bei TV-Shows ist es so, dass ich nur Sachen mache, bei denen ich auch Spaß habe. Ich dränge mich da garantiert nicht auf. Ende des Jahres kommt noch mal etwas, darauf freue ich mich schon sehr. Aber eine richtige Karriere im Fernsehen plane ich definitiv nicht. Ich hatte meine Karriere. Und mit der bin ich wirklich sehr, sehr zufrieden.
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