TV Friesen Telgte trauert – SC DJK Everswinkel jubelt
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Handball: Münsterlandliga
TV Friesen Telgte trauert – SC DJK Everswinkel jubelt
Telgte
Der TV Friesen Telgte startete schlecht, kam wieder ran, aber nicht mehr vorbei am SC DJK Everswinkel. Die dezimierten Gäste kämpften vor rund 350 Zuschauern mit allen Mitteln und machten mit dem 31:30-Sieg den zweiten Aufstiegsplatz perfekt. Die Enttäuschung bei den Friesen war riesig.
Von Ralf Aumüller
Kristijan Kostovski (r.) und seine Friesen-Kollegen konnten anrennen, wie sie wollten – an Everswinkel zogen sie im Spitzenspiel nicht vorbei.Foto: Aumüller
Der eine war schon draußen wegen einer Roten Karte. Ein anderer humpelte, einer pumpte kräftig. Einer nutzte jede noch so kleine Pause, um seine Hände auf die Knie abzustützen. Schon zu Beginn der zweiten Halbzeit war deutlich zu sehen, dass die Handballer des SC DJK Everswinkel, angereist mit kleiner Bank, auf dem Zahnfleisch krochen. Es schien nur eine Frage der Zeit, wann die Gäste in der Dreifachhalle einbrechen würden und der TV Friesen Telgte das Spiel vor rund 350 Zuschauern drehen würde.
TV Friesen Telgte gegen SC DJK Everswinkel
Das passierte aber nicht. Die Everswinkeler kämpften – abgebrüht, mit allen Mitteln. Und sie hatten nach der Schlusssirene noch Kraft, den 31:30 (17:14)-Sieg im Endspiel um Platz zwei in der Münsterlandliga mit ihren Schlachtenbummlern lautstark zu feiern. Der zweite Aufstiegsplatz hinter dem designierten Meister SGH Ibbenbüren II ist dem SC DJK nicht mehr zu nehmen.
Den Friesen bleibt nur noch die Hoffnung, als Dritter nachträglich in die Landesliga hochgehen zu dürfen. Wenn die erste Mannschaft aus Ibbenbüren aus der Verbandsliga absteigt (das Team muss in die Relegation), darf die Zweite nicht aufsteigen.
Sebastian Seitz
Die Enttäuschung war am Samstagabend nach Spielschluss greifbar. Die Frage, wie sie das spannende, hitzige, emotionale Derby gegen diesen dezimierten und angeschlagenen Gegner nicht gewinnen konnten, dürfte die Telgter noch einige Tage beschäftigen. „Am Ende ist alles zusammengekommen. Die Enttäuschung ist schon ziemlich groß“, sagte ein niedergeschlagener Trainer Sebastian Seitz.
Da waren die Probleme im Angriff in der ersten Halbzeit. Die führten dazu, dass die Gastgeber nach der 1:0-Führung mit 1:3, 4:8 und sogar 8:14 (23.) in Rückstand lagen. „Wir haben zu wenig Druck aus dem Rückraum gemacht. Wir haben immer wieder versucht, uns im Eins-gegen-eins durch die Deckung zu wühlen“, klagte Seitz.
Rote Karte für Kruse
Da waren die Diskussionen mit den beiden Spielleitern, die sich in der Anfangsphase nicht gerade als Heim-Schiedsrichter zeigten. Später gaben sie dem Everswinkeler Phil Kruse eine umstrittene Rote Karte (26.).
Die Friesen rissen sich zusammen, holten auf. Jannis Fauteck – der ehemalige Bundesliga-Spieler war sonst eher als Lenker und Vorbereiter im Dienst – glich zum 19:19 aus. Noch fünfmal schafften sie danach den Gleichstand, in Führung gingen sie nicht mehr. Ein Spiel der verpassten Chancen. Die Hausherren kamen noch zum 29:30 heran, das 30:31 fiel zehn Sekunden vor Schluss – zu spät. Seitz: „Wir haben auch am Ende viel zu wenig Druck gemacht.“
Krass waren die vielen Wisch-Pausen, die die Everswinkeler bei jedem noch so kleinen Fleck auf dem Parkett forderten – und bekamen. „Da ist man machtlos“, so Seitz. „Aber wir müssen uns nach dieser Niederlage an die eigene Nase fassen.“
Andreas Schwartz
„Wir haben die Pausen dringend gebraucht, das gehörte auch zu unserem Matchplan“, gestand Andreas Schwartz. „Wir haben schon das ganze Jahr einen schmalen Kader. Es ist unglaublich, was die Jungs geleistet haben“, strahlte der SC-DJK-Trainer. „Das war kein Handballspiel für Stilisten, das war ein Abnutzungskampf. Ich könnte nicht stolzer sein auf die Truppe. Sie hat eine geile Mannschaftsleistung abgeliefert.“ Mit dem Aufstieg habe er sich zuvor nicht befasst. „Das gehen wir jetzt an“, so Schwartz. „Die Jungs wollen in die Landesliga – und sie haben sich das auch verdient.“