WN-Sportlerwahl 2017
Die schönste Nebensache der Welt
Greven
Die Würfel sind gefallen: Im Ballenlager wurden die Sportler des Jahres 2017 würdevoll geehrt.
Wäre das hier Tanzen, es wäre wohl Samba. Denn da gibt es Schwung. Feuer. Leidenschaft. So erklärt es uns jedenfalls Eva Meer, bevor sie das erste Paar aufs Parkett schnipst. Sogar von „prickelnder Erotik“ spricht sie – na gut, das wäre nach knapp drei Stunden und ein paar Kaltgetränken danach vielleicht doch ein bisschen zu viel des Guten. Aber es knistert mächtig, es groovt gewaltig am Freitagabend im Ballenlager – weil es um die schönste Nebensache der Welt geht. Nein, nicht, was Sie nach diesem Einstieg womöglich denken. Es geht um Sport! Die Würfel sind gefallen, rien ne va plus – Grevens, Reckenfelds und Saerbecks Sportler des Jahres stehen fest: Meike Gerlach, Julian Loose, Timo Dusny und die Handball-B-Jugend von Greven 09.
Die Lobeshymnen zu allen gleich. Zunächst aber zu dem, worum es sich auch und vor allem dreht: den Sport zu feiern. Seine verrückten Typen. Seine unglaublichen Geschichten. Seine herausragenden Momente. „Es sind Leistungen, die sich sehen lassen können“, findet Moderator Sven Thiele – und meint damit gewiss nicht ausschließlich jene, die sich in Gold, Silber und Bronze ausdrücken.
Da ist etwa eine Ruth Niehaus, TVE-Schwimm-Legende, die sich neben der eigenen Karriere auch als Deutschland-Koordinatorin für die „Special Olympics“ – die Welt-Sommerspiele für Athleten mit geistiger Behinderung – engagiert.
Da erzählt eine freudestrahlende Edith Barkey davon, wie sie mit Ende 40 zum Sportabzeichen ging – und mit Anfang 50 das Nationaltrikot überstreifte: „Deutsche Meisterschaft? Ich dachte, das könnteste eigentlich mal machen.“
Da plaudern die Herren 70 des TC RW Greven – zusammen 612 Lenze jung – darüber, wie man sich so fühlt als Tennis-Rolling-Stones.
Da versucht‘s WN-Redaktionsleiter Günter Benning (nach eigenem Bekunden eher Literat als Akrobat) mit Handkes „Angst des Tormanns beim Elfmeter“ – und entlockt Dietmar Grämer, wie man Torwarttrainer wird, ohne jemals selber Torwart gewesen zu sein: „Am Anfang hab‘ ich einfach was ausprobiert und mich bestimmt auch mal blamiert. Heute mach‘ ich Übungen, die stehen in keinem Lehrbuch.“
Aus dem Lehrbuch freilich ist der Einheitslook der DJK-Kicker: Peter Talmann und sein weißes Fußball-Ballett – wir können uns nicht erinnern, jemals sowas Schönes gesehen zu haben. Für den Titel im Mannschaftswettbewerb allerdings hat’s nicht ganz gereicht: Martin Weßeling, früher Zweitliga-Bällewerfer, heute mal Spielmacher, mal Ausputzer in der Grevener Sportredaktion, präsentiert mit den 09-B1-Handballerinnen Vertreterinnen „seines“ Sports als Titelträgerinnen – Dana Oanas und Klaus Hertings Oberliga-Aufsteigerinnen haben mit ihren 753 Stimmen einen Riesen-Vorsprung.
Und beste Gesellschaft aus dem eigenen Klub: Denn bei 09 haben sie sich offenbar die Finger wund geklickt – der erst 23-jährige C-Jugend-Erfolgscoach und Fußball-Bekloppte Timo Dusny holt sich die Trainer-Krone, Ex-Profi und Turbo-Rechtsaußen Julian Loose den Pokal als Sportler des Jahres.
Die Sause in grün-schwarz-weiß kann also steigen – und das obwohl die Kollegen von Blau-Weiß vorher noch mal ausdrücklich betonen wollen, dass sie da ein gewisses Derby gewonnen haben.
Bleibt noch eine Entscheidung – die ebenfalls eine deutliche ist: Vize-Europameisterin Meike Gerlach, deren weitere leichtathletische Trophäensammlung 2017 den hiesigen Rahmen sprengen würde, rockt mit unglaublichen 924 Votes auch die Sportlerehrung.
Zwischendurch gibt’s noch ein heiteres Winter-Olympia-Quiz – und die Turnierpaare von Ems-Casino Blau-Gold kommen wieder: nun mit einem atemberaubenden Langsamen Walzer. Die verträumte Musik dazu: „We’ve got tonight – who needs tomorrow?“ Wer braucht schon morgen? Moment mal! „Wir freuen uns immer über Neuzugänge. Anfangen kann man in jedem Alter“, sagt Eva Meer. Ja, warum denn nicht schon gleich morgen?
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