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Personal Training boomt

Sport, Zuhören und Selbstliebe stehen im Vordergrund

Greven

Personal Training ist nicht Personal Training. Nicole Greiwe und Jennifer Görges haben beide Ihr Hobby zum Beruf gemacht- arbeiten aber beide mit verschiedenen Methoden.

Luca Pals

Die Muckibude hat geschlossen, das Training im Sportverein ist nur in Teilen erlaubt und hängt von der Entwicklung der Inzidenzwerte ab. Gleichzeitig ist Bewegung wohl kaum so wichtig gewesen, wie aktuell. Viele – und die Zahlen steigen hier – greifen aktuell auf Personal Trainings zurück. Einige fitte Turnschuhe können damit bereits ihr Geld verdienen. Auch in Greven. Wir haben mit zwei gesprochen.

Nicole Greiwe freut sich, dass sie ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat. Für die 45-Jährige ist auch ein Pressetermin um halb 10 morgens nicht zu früh: „Dann bin ich schon längst bei 100 Prozent. Ich mache zusammen mit meinem Mann jeden Morgen viel Sport. So kann ich gut in den Tag starten.“ Seit Anfang März hat sie sich selbstständig gemacht: „Ich berate Privatkunden und mache Firmen-Coachings.“ Letzteres sieht aktuell so aus, dass sich die Büroarbeiter in der Mittagspause per Zoom zuschalten – Greiwe macht vor, die anderen machen nach: „Eine sportliche Pause während der Arbeit ist vor allem dann wichtig, wenn man viel sitzt.“ Vor allem Übungen für Nacken und Rücken würden großen Erfolg versprechen. Zudem wächst ihr Stamm an Privatkunden. Daraus schließt Greiwe: „Personal Training boomt.“ Ihre Erklärung: „Der Trend geht dahin, dass Gesundheit und Wohlbefinden – vor allem in Pandemie-Zeiten – enorm an Bedeutung dazu gewinnen. Gleichzeitig brauchen die Menschen Kontakte und wollen jemanden beim Sport dabei haben, der ihnen zuhört, sie leitet, Tipps gibt und weiter motiviert.“

Den Menschen zuhören – das steht bei Jennifer Görges, die seit 2013 in Greven wohnt, im Vordergrund: „Viele kommen zu mir, weil sie aussehen wollen wie Pamela Anderson. Dann sage ich klar: Das wirst du aber nicht.“ Ihr wichtigster Schritt: Die Akzeptanz für den eigenen Körper finden, eine Selbstliebe zulassen und daraus neue Kraft, Motivation und Lebenswillen entwickeln.

Ihre Kundinnen und Kunden sind zwischen 18 und 70 Jahren alt. Sie alle werden aktuell über Zoom gefordert und gefördert. Görges hat dafür kein Verständnis: „Gerade in der Art und Weise, wie ich mit den Menschen arbeite, brauche ich den direkten Kontakt. Ein Einzeltraining auf zwei bis fünf Metern Abstand wäre erlaubt – aber das ist nicht hilfreich.“ Seit einem Jahr betreut sie ihre Kunden auf diesem Weg und machte sich zu Beginn der Pandemie selbstständig. Görges leistet die Arbeit nebenberuflich und ist rund um die Uhr für die Klienten da: „Das hört mit der 60-Minuten-Sport-Stunde nicht auf. Ich biete allen an, mich jederzeit anrufen zu können.“ Dies sei hilfreich, wenn der ein oder andere in ein „mentales Loch“ fallen würde: „Dann reden wir erst einmal und es geht weiter.“

Es wird klar: Personal Training ist nicht Personal Training. Görges und Greiwe haben beide ihr Hobby zum Beruf gemacht – arbeiten aber mit verschiedenen Methoden. Sie beide eint: Die Motivation fit zu bleiben. Nicole Greiwe sagt: „Viele Menschen sitzen zu viel rum und lassen sich hängen in der Pandemie-Zeit.“ Ihr Stichwort: Work-Life-Balance: „Früher habe ich einen anderen Beruf gemacht und hatte kaum noch die Möglichkeit, den für mich so wichtigen Sport zu machen. Das kann ich nun natürlich perfekt verbinden.“ Die Kombination aus einem guten Beruf, gesunder Ernährung und fittem Leben würde vielen Menschen immer wichtiger sein. Bestes Beispiel ist das Firmen-Coaching: „Das kennen wir doch alle von den großen Firmen aus den USA. Es ist doch schön, wenn sich die Firmenchefs auch in Deutschland für ihre Arbeiter so etwas ausdenken und anbieten.“ Das persönliche Coaching steige ebenfalls – Greiwe: „Mit einer App Sport machen kann auch nicht jeder. Immer mehr Menschen brauchen jemanden an der Seite. Dann klappen auch die Ausreden nicht mehr.“

Jennifer Görges betont derweil, dass viele Menschen – besonders im jugendlichen Alter – es nicht schaffen würden, sich selbst lieben zu lernen: „Social Media gehört zu unserem Alltag dazu. Die Influencer und die Bilder von diesen natürlich auch. Das ständige sich vergleichen zu müssen, steigt in unserer Gesellschaft immer mehr an. Das ist sehr gefährlich, weil wenn man nicht früh lernt, sich selbst zu lieben, gerät man später in eine emotionale Instabilität.“ Das Besondere an ihrem Beruf sei es, wenn große Fortschritte sichtbar werden würden: „Ich habe eine Kundin, die sich selber überhaupt nicht mehr akzeptiert hat und letztens 20 Liegestütze gemacht hat. Das war der Hammer – sie hat sich insgesamt sehr gewandelt, ihre Persönlichkeit hat sich komplett geändert.“

Zwar unterschiedliche Ansätze zeigen aber doch beide, was beim Sport und Leben eben auch wichtig ist: einfach nur mal zuhören.

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