Fußball | Bei Vorwärts Epe endete eine Ära
Als Physiotherapeuten 40 Jahre lang hautnah dabei
Epe
Spieler und Trainer kamen und gingen, doch zwei Personen blieben immer. Die Rede ist von Peter Ubrich und seiner Tochter Ines Ubrich-Grotholt, die als Masseure fast 40 Jahre lang die Kicker von Vorwärts Epe betreuten. Nach unzähligen durchgekneteten Waden und fachmännisch behandelten Verletzungen endete die Epoche in diesem Jahr.
„Der Abschied ist mir schon ein wenig schwer gefallen, war ich es doch von klein an gewohnt, den Sonntagnachmittag auf den hiesigen Fußballplätzen zu verbringen“, gesteht Ines Ubrich-Grotholt. „Seitdem ich jedoch die Physiotherapeutische Praxis meines Vaters 2015 ganz übernommen habe, fehlt mir die Zeit, Familie, Beruf und die Betreuung der 1. Seniorenmannschaft unter einen Hut zu bekommen“, nennt die 40-Jährige die Gründe für das Ende ihres Wirkens direkt auf dem Fußballplatz.
Wer meint, dass die Arbeit der Physiotherapeuten nämlich nur auf die Spiele beschränkt sei, irrt gewaltig. Auch unter der Woche müssen die Spieler nach den Trainingseinheiten massiert und behandelt werden, da sich nach anstrengendem Training sogenannte Schlackestoffe in der Muskulatur ablagern, die durch die Massage wieder abtransportiert und Verletzungen schneller dem Heilungsprozess zugeführt werden.
Reha-Sportkurse während der Trainingszeiten
„Diese sportmedizinische Betreuung haben bei Vorwärts Epe insbesondere die niederländischen Spieler gerne in Anspruch genommen, da sie offensichtlich von Haus aus gelernt haben, wie sie sich fit halten. Während der Trainingseinheiten der 1. Senioren laufen bei mir jedoch Reha-Sportkurse, sodass mit Judith Sterneberg ab 2013 eine zweite Physiotherapeutin einsteigen musste“, so Ines Ubrich-Grotholt.
Peter Ubrich
Im Jahr 1978 war es ihr Vater Peter Ubrich, der von Pat Bügener als Masseur an den Wolbertshof geholt wurde. „Ich hatte von Fußball an sich keine Ahnung, kannte jedoch das Metier, da ich zuvor bereits vier Jahre lang die Senioren des VfB Rheine betreut hatte“, so Peter Ubrich, der hauptberuflich bei der Bundeswehr als Sanitäts-Gruppenführer in Rheine-Gellendorf tätig war. „Es hat mir immer Freude bereitet, Kranke konservativ zu behandeln, sodass ich mein Hobby - nach abgeschlossener Ausbildung - 1988 zum Beruf gemacht habe“, erläutert der heute 67-Jährige.
Nicht jeder Verein, so Ubrich, leiste sich einen Physiotherapeuten, was im Hinblick auf die Gesundheit der Spieler schon sinnvoll sei, um Muskelverletzungen, Zerrungen, Prellungen, Knochen- oder Schlüsselbeinbrüche sowie Bänderdehnungen oder Kreuzbandrisse direkt auf dem Platz zu erkennen.
Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm. So zog es auch seine beiden Töchter Ines und Carmen ab 1993 in denselben Berufszweig. Schon während ihrer Ausbildung zur Physiotherapeutin kümmerte sich Ines Ubrich von 1993 bis 1995 um die Spieler der SG Gronau. „Nach drei Praxisjahren in Stuttgart und Wuppertal kehrte ich nach Epe zurück und teilte mir das Amt bei Vorwärts Epe bis 2010 mit meinem Vater, der danach aus Altersgründen aufhörte“, erklärt Ines Ubrich-Grotholt.
Ines Ubrich-Grotholt
„Während der fast 20 Jahre bei Vorwärts Epe bin ich im Grunde genommen mit allen Trainern gut ausgekommen, denn allen war die Notwendigkeit einer qualifizierten, medizinischen Betreuung wichtig. Eine besonders gute Zusammenarbeit ergab sich aber sowohl mit Jochen Wessels, als auch mit Gerd Segbert und seinem Co-Trainer Jürgen Banken“, erinnert sich die Eperanerin, die an der Seitenlinie stets mit den Grün-Weißen um Punkte und Tore fieberte.
Und das, obwohl ihr Herz eigentlich für die Blau-Weißen schlägt. Aus den Eper Bülten? „Nein. Ich bin Fan des FC Schalke 04 und war daher sehr stolz darauf, 2006 beim Freundschaftsspiel der Knappen gegen Vorwärts Epe gemeinsam mit den Mannschaften sowie Trainer Slomka und Manager Rudi Assauer am Wolbertshof einlaufen zu dürfen“, so Ubrich-Grotholt.
Um die Rehabilitation auch im Verein zu fördern, hat sich Ines Ubrich-Grotholt für eine Reha-Sport-Abteilung eingesetzt, die 2006 in Zusammenarbeit mit Vorwärts Epe gegründet wurde und letztes Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feierte.
Reha-Sport-Abteilung wurde 2006 gegründet
„Reha-Sport richtet sich an alle, die aufgrund einer chronischen Erkrankung oder einer Behinderung Probleme haben, ihren Alltag zu bewältigen. Darüber hinaus kann Reha-Sport auch präventiv eingesetzt werden, um Erkrankungen der Wirbelsäule beziehungsweise des Stütz- und Bewegungsapparates vorzubeugen“, erklärt die Physiotherapeutin, die mit ihrer Schwester Carmen eine Parkinson- sowie acht orthopädisch/chirurgische Reha-Gruppen leitet. Ständige Weiterbildungen, die vorwiegend an den Wochenenden stattfinden, sind nötig, um immer auf dem neuesten Stand zu sein und die entsprechenden Auflagen zu erfüllen.
Obwohl Ines Ubrich-Grotholt heute mit etwas Wehmut auf die ereignisreichen, wie auch lehrreichen Jahre auf dem Platz zurückschaut, weiß sie, dass dieser Schritt der richtige war: „Was ich mache, mache ich ganz oder gar nicht. Außerdem bin ich ja nicht aus der Welt.“
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