Fußball: Kreisliga A1, Kommentar
Mehr als nur ein Eigentor des Fußballkreises
Gronau
Fortuna Gronau muss trotz Zustimmung der Gegner doch noch zweimal in diesem Kalenderjahr auf dem Fußballplatz um Punkte kämpfen. Keine gute Entscheidung.
Fair Play und Respekt: Das sind die Schlagworte, die gepredigt werden. Von der Fifa, von der Uefa, natürlich auch vom DFB. Und zwar bis hinunter in die untersten Ligen. Gerne plakativ, möglichst medienwirksam. Fair Play und Respekt wird also von Profis und Amateuren gleichermaßen erwartet. Aber wie rücksichtsvoll, wie sensibel handelt eigentlich jene Seite, die genau solch ehrenwerte Motive lauthals ausruft?
Die Fakten: Fortuna Gronaus erste Mannschaft hat einen Trauerfall zu beklagen. Die Automatismen im Fußball-Kreis Ahaus/Coesfeld greifen. Das Spiel bei Eintracht Ahaus 2, das einen Tag nach der Beerdigung des Mannschaftskameraden stattgefunden hätte, wurde umgehend verlegt. Allerdings war es der ausdrückliche Wunsch der Blau-Schwarzen, in diesem Kalenderjahr kein Pflichtspiel mehr bestreiten zu müssen.
Hier kommen Fair Play und Respekt ins Spiel: Die Gegner Ahaus und Ammeloe waren sofort einverstanden, diese Partien 2018 nachzuholen. Der Ball rollt erst wieder Ende Februar. Das wäre mühelos zu bewerkstelligen. Notfalls eben unter der Woche. Rafael Figueiredo, der Schöppinger Trainer, der im Spitzenspiel Mitte November verbal noch heftig mit Fortunas Übungsleiter Orhan Boga aneinandergeraten war, war der Erste, der dem Gronauer Titel-Widersacher kondolierte und sein Mitgefühl zum Ausdruck brachte. Die Teams der A-Liga sind in diesen Tagen keine Kontrahenten, sondern einfach Kicker – mit eben einem gemeinsamen Hobby. Respekt!
Der Fußball-Kreis allerdings grätscht dazwischen. Manfred Nieland verlegt das Match morgen gegen Ammeloe nicht. In Ahaus muss eine Woche vor Heiligabend gespielt werden. Tritt Fortuna nicht an, werden die Spiele gegen Gronau gewertet. Kreisvorsitzender Willy Westphal bestätigt die Entscheidung seines Staffelleiters ausdrücklich. Mir fehlen ob solcher Engstirnigkeit, bloß den Spielplan durchzuprügeln, die Worte. Es gibt kein triftiges Argument, das dafür spricht, einer immer noch schockierten, einer trauernden A-Liga-Mannschaft den Wunsch auf zwei Spielverlegungen nicht zu entsprechen. Ich bin der festen Überzeugung, dass es auch dem größten Rivalen aus Schöppingen lieber wäre, wenn ein Titelrennen sportlich entschieden wird – und nicht möglicherweise dadurch, dass den Fortunen aufgrund dieser traurigen Begleiterscheinungen ein paar Punkte fehlen.
Das Vorgehen des Fußball-Kreises ist mehr als nur ein Eigentor. Es ist bedenklich, respektlos, schäbig. Es tritt den Fair-Play-Gedanken nicht mit Füßen, es bricht ihm das Schienbein. Es ist die klarste Rote Karte, über die ich in 20 Jahren als Sportjournalist berichten musste.
Nils Reschke
Startseite